Einblicke in die Tagung der Jungen AFK

Welches Wissen(-)schafft Praxis?

von Christine BuchwaldTim BauschLawreen MaseklaMichael Nann
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Die SprecherInnen der Jungen AFK (Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung) luden zur 5. Nachwuchstagung (11./12.April) mit dem Thema „Welches Wissen(-)schafft Praxis?“. Ziel der Konferenz war es, eine Plattform zu schaffen, auf der PraktikerInnen der aktiven Friedensarbeit, Friedensbewegte und ForscherInnen gemeinsam über das Verhältnis von Wissenschaft und Praxis diskutieren konnten. Dadurch sollte ein Dialog gefördert werden, der aus Sicht der Jungen Friedensforschung dringend verstärkt werden müsste.

Die Konferenz umfasste ein breites Spektrum an theoretischen und methodischen Ansätzen. Ein besonderes Augenmerk lag aber gerade auch auf der Verknüpfung mit und den Erfahrungen aus verschiedenen Friedensbewegungen:

Burcu Eke-Schneider, eine türkische Aktivistin der Gezi-Park-Proteste, reflektierte die damaligen dortigen politischen Bewegungen aus einer auto-ethnographischen Perspektive. Dabei lieferte sie tiefgehende Einblicke in die Sinn- und Bedeutungsstrukturen der Protestierenden.
Ansar Jasim und Sophie Bischof, Aktive bei „Adopt a Revolution“, einer solidarischen Initiative zur Unterstützung syrischer AktivistInnen, zeigten den verkürzten deutschen Mediendiskurs auf, in dem die zivilgesellschaftlichen AkteurInnen nicht vorkommen.

Christine Buchwald, Sebastian Grieser und Elise Kopper brachten Stimmen aus der deutschen Friedensbewegung in das Tagungsgeschehen ein. Im Vorfeld führten sie Interviews mit hauptamtlich Tätigen in der Friedensbewegung. Dabei arrangierten sie diese Originaltöne authentisch neu zu einem Gruppengespräch zu Ansichten auf Forschung und zum Verhältnis von Forschung und Bewegung. Gemeinsam mit den anwesenden Teilnehmenden diskutierten sie Trennlinien und Verbindendes zwischen (deutscher) Bewegung und Forschung.

In einem selbstreflexiven Workshop motivierten Anne Menzel und Mechthild Exo, zu dem Zeitpunkt amtierende Frauenbeauftragte der AFK, junge Frauen zu einer Diskussion über Feminismus im Allgemeinen und feministischen Friedensbewegung im Speziellen. Dabei wurde auch die Schwierigkeit diskutiert, eigene Haltungen auch im privaten und beruflichen Umfeld immer einzufordern und durchzusetzen.

Neben diesen direkten Eindrücken zu Zusammenhängen von Bewegung und Forschung bot sich auf der Jungen Tagung der AFK die Möglichkeit, sich mit neueren Ansätzen des partizipativen Forschens und des kooperativen Umgangs auseinanderzusetzen. So präsentierten Philipp Lottholz und Klaudia Rottenschlager eine kritische Perspektive auf das Verhältnis von Forschenden und vermeintlichen Forschungs“objekten“, die gerade durch selbstreflexive Ansätze begleitet wurden, in denen die eigenen Privilegien und Denkstrukturen kritisch beleuchten werden.

An einem konkreten Praxisbeispiel zeigten dagegen Sophie Bischof und Stella Kneifel, wie gemeinschaftliches und voneinander Lernen praktisch gestaltet werden kann: Im Bildungsforum der Uni Erfurt gestalteten Studierende und Geflüchtete eine gemeinsame Lehrveranstaltung, aus der heraus auch ein praktisches Projekt – eine Ausstellung zum syrischen Frühling und der friedlichen Proteste in der DDR entstand. Im Rahmen ihres Workshops regten sie an, auch andere mögliche Kooperationsformen zu überlegen, so dass ein gemeinschaftliches Lernen ermöglicht werden könne.

Auf der Konferenz zeigt sich ein deutliches Interesse an Ansätzen kooperativer Projekte zwischen Friedensbewegten und jungen WissenschaftlerInnen. Das Thema der Konferenz ging aus einer vorab stattgefundenen Workshopreihe hervor. Bereits hier signalisierten insbesondere  Studierende den Wunsch sich mit dem Verhältnis von Wissenschaft, Praxis und Bewegung auseinanderzusetzen.

Der vorliegende Bericht legt ein besonderes Augenmerk auf jene Beiträge, die sich direkt mit Friedensbewegungen und kooperativer Forschung auseinandersetzen. Für einen umfassenden Einblick bieten sich sowohl ein Report auf der Homepage der Jungen AFK, verfasst für die Deutsche Stiftung Friedensforschung und zu finden auf der Homepage der Jungen AFK (https://afk-web.de/cms/arbeitskreise-der-afk/arbeitskreis-junge-afk/), als auch eine Tagungsdokumentation im Rahmen der Zeitschrift Wissenschaft & Frieden an. (W&F 2/17, S. 61-62).

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Tim Bausch studierte in Marburg und arbeitet nun an der Friedrich-Schiller-Universität Jena am Lehrstuhl Internationale Beziehungen.
Lawreen Masekla studiert sozialwissenschaftliche Konfliktforschung in Augsburg.
Michael Nann ist Referent der Evangelischen Friedensarbeit.