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04.04.1997


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Geschichte der Friedensbewegung

 Geschichtlicher Überblick

Friedensbewegung früher und heute

Friedensorganisationen gab es in Deutschland schon vor dem ersten Weltkrieg. Die bekannteste ist wohl die von Bertha von Suttner begründete Deutsche Friedensgesellschaft, deren Nachfolgerin DFG-VK (http://www.dfg-vk.de) heute noch zu den größten Verbänden der Friedensbewegung zählt.

Nur kurze Zeit in der Geschichte der Bundesrepublik nach der Befreiung vom Nationalsozialismus galt in der Gesellschaft der Konsens "Nie wieder Krieg!". Bundesrepublik und DDR wurden Frontstaaten im Kalten Krieg der Supermächte. In der ersten Hälfte der 50er Jahre (Aufstellung der Bundeswehr 1955) protestierte eine breite Bewegung gegen die Remilitarisierung. Nach der Erklärung der "Göttinger 18" im Jahr 1957 enstand eine im wesentlichen von der SPD, den Gewerkschaften und Teilen der evangelischen Kirche getragene Bewegung gegen atomare Bewaffnung. Diese "Kampf dem Atomtod"-Bewegung fand 1959 ihr Ende, als die SPD sich mit dem Bad Godesberger Programm auf eine große Koalition orientierte.

Dies bedeutete gleichzeitig, daß alle diejenigen, die Politik gegen
Atomwaffen fortsetzen wollten, sich unabhängig organisierten. So entstand mit dem Ostermarsch 1960 (in Norddeutschland) eine von Parteien unabhängige Bewegung, die sich bis heute in den sozialen Bewegungen fortsetzt. Die Protestbewegungen gegen die Notstandsgesetze und den Vietnamkrieg (Studentenbewegung/APO) hatten starke gesellschaftliche Veränderungen zur Folge.

Viele Menschen waren seit Ende der 70er Jahre in der
Anti-AKW-Bewegung aktiv (Brokdorf, Kalkar, Wackersdorf ...). Die "neue" Friedensbewegung richtete sich seit 1980 (Kirchentagsdemonstration in Hamburg) zunächst gegen die Stationierungspläne für Cruise Missiles und Pershing II - Atomraketen und generell gegen die Blockkonfrontation. Sie wurde die größte Massenbewegung in der Geschichte der Bundesrepublik. Im Herbst 1983 (Bundestagsdebatte zur Raketen-Stationierung) waren z.B. in vier parallelen Großdemonstrationen nahezu eine Millionen Menschen gleichzeitig auf der Straße.

Mit der "Wende" und dem Zusammenbruch des Ostblocks haben sich die Bedingungen für friedenspolitische Arbeit "von unten" stark verändert. Die (jetzt sehr viel weniger) verbliebenen aktiven
Gruppen und Organisationen engagieren sich in vielen Projekten und Themen. Eine zentrale bundesweite Steuerung war nicht mehr angemessen. Der sorgfältig aus den verschiedenen politischen Spektren zusammengesetzte "Koordinierungsausschuß der Friedensbewegung" löste sich am 17.12.1989 zugunsten des neuen "Netzwerk Friedenskooperative" auf.

Die "Friedenskooperative" beschließt nicht mehr über Aktionen, sondern hält als bundesweite Vernetzung einen Diskussions- und Informationsaustausch aufrecht und dient als Koordinierungsstelle für gemeinsame Aktivitäten verschiedener Gruppen. Neben vielen Kampagnen und Projekten wurden hier auch noch einige Großdemonstrationen am Regierungssitz Bonn organisiert, so die Demonstration am 26.01.1991 gegen den Golfkrieg und am 14.11.1992 die Demonstration gegen Rassismus und für Erhalt des Asylrechts, an denen sich wieder jeweils 150 - 200 Tsd. Menschen beteiligten.



PM: Erinnerung an die größten Friedensdemos vor 25 Jahren

An die Presse, 21.10.2008

Größte Friedensdemos der Bundesrepublik vor 25 Jahren

Friedensbewegung im Wandel

Das Netzwerk Friedenskooperative erinnert an die größten Friedensdemonstrationen in der Geschichte der Bundesrepublik vor 25 Jahren und reklamiert auch für heute die Beachtung der Warnungen vor militärischen Sackgassen und der Vorschläge für konstruktive, zivile Bearbeitung von Konflikten.

Am 22. Oktober 1983 fanden die größten Friedensdemonstrationen statt, die es jemals in der Bundesrepublik Deutschland gab. In Bonn, Hamburg, Berlin und Süddeutschland gingen weit über eine Million Menschen auf die Straße, um gegen die geplante Stationierung neuer Atomraketen zu demonstrieren. Das prägende Bild des Tages war die 108 Kilometer lange Menschenkette zwischen Stuttgart und Neu-Ulm (dem vorgesehen Stationierungsort der neuen Atomraketen). Die damalige Mitveranstalterin DFG-VK Baden Württemberg hat am letzten Wochenende mit einer Fahrradtour entlang der Strecke an das "historische Ereignis" (so damals die ARD) erinnert.

In der Aktionswoche davor hatten tausende Veranstaltungen gegen die beabsichtigte Stationierung von Pershing II-Mittelstreckenraketen und Cruise Missiles stattgefunden. In Bonn wurde z.B. am Vortag der "Volksversammlungen für den Frieden" ganztägig das gesamte Verteidigungsministerium blockiert. Auch die Ostermärsche erreichten damals Rekordzuläufe mit hunderttausenden Menschen.

Die massive Zustimmung für die Friedensbewegung hätte damals fast den dann am 22. November 1983 doch getroffenen Stationierungsbeschluss des Bundestages verhindert, der erst 1987 durch das INF-Abkommen revidiert wurde. Inzwischen ist erwiesen, wie Recht die Friedensbewegung damals hatte. Die Stationierung von Atomraketen, die Moskau in acht Minuten erreichen konnten, hatte zu einer "umgekehrten Kubakrise" geführt. "Mehrfach stand die Welt damals am Rand des Atomkriegs, der letztlich mit mehr Glück als Verstand abgewendet wurde", wertet das Netzwerk Friedenskooperative.

Die Geschichte der Friedensbewegung in den folgenden 25 Jahren ist bis heute ein stetiges Auf und Ab mit vielen Einschnitten. Nach der Resignation durch den Stationierungsbeschluss (Bundeskanzler Kohl damals: "Die demonstrieren - wir regieren!") folgte die "Entwarnung" mit Abzug der Raketen, das Ende der Sowjetunion und damit der unmittelbaren Blockkonfrontation. Das auch durch begründete Angst motivierte Engagement ließ nach. Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien erforderten neue Aktionsformen, z.B. unmittelbare Hilfe für Bürgerkriegsflüchtlinge. Massaker wie in Srebenica und Ruanda führten zu Pazifismusdebatten auch innerhalb der Friedensgruppen.

Strukturen der Friedensorganisationen sind aber über die Jahre erhalten geblieben und etwa beim Golfkrieg 1991 und dem Beginn des Irakkriegs 2003 konnten erneut Demonstrationen mit hunderttausenden TeilnehmerInnen organisiert werden.

Insgesamt ist aber ein Wandel eingetreten. Protest gegen militärische Intervention und Krieg wird vielfältig ergänzt durch eigene Beiträge zur Friedensarbeit vor Ort und durch intensive Diskussion und Vorschläge für alternative zivile Konzepte für den Umgang mit Krisen und Konflikten. Unter anderem die von der Kooperation für den Frieden herausgegebenen Dossiers für zivile Konfliktbearbeitung propagieren realitätstüchtige Vorschläge für den Irankonflikt, Israel/Palästina, den türkisch-kurdischen Konflikt sowie Afghanistan. Gleichzeitig sind die Gruppen der Friedensbewegung stark verbunden mit der globalisierungskritischen Bewegung sowie Umwelt-, Flüchtlings-, Bürgerrechts- und Eine-Welt-Gruppierungen.

So entstehen viele gemeinsame Aktivitäten wie etwa beim G8-Gipfel in Heiligendamm und demnächst zum NATO-Gipfel Anfang April 2009 in Strasbourg und Baden-Baden.

"Bei allen Rückschlägen wie der fatalen Beteiligung der Bundeswehr am Afghanistankrieg, trägt die Friedensbewegung mit Wortmeldungen und Aktionen stark zu einem gesunden Misstrauen gegen Krieg und Militär in unserer Gesellschaft bei", - so die Friedenskooperative - "und die Politik wäre gut beraten, die Ablehnung des Krieges in der Mehrheit der Bevölkerung und die auf dem Tisch liegenden Alternativen nicht leichtfertig abzutun".

Manfred Stenner
Geschäftsführer des Netzwerk Friedenskooperative


P.S.: Das Netzwerk Friedenskooperative wurde Ende der achtziger Jahre als Nachfolgeorganisation des "Koordinierungsausschusses der Friedensbewegung" gegründet, der die "Volksversammlungen für den Frieden" am 22. Oktober 1983 veranstaltet hat.

P.P.S.: Eine Erinnerung an die damalige Menschenkette findet sich unter http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005287.html



E-Mail: friekoop (at) bonn (Punkt) comlink (Punkt) org
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