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Erstellt:
01.09.1999


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zu: Antikriegstag 1999 - Inhalt

Erklärung zum Antikriegstag

Pax Christi - dt.Sektion

"Gut 20 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges löste Hitler mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg aus, in dessen Verlauf etwa 50 Millionen Menschen ihr Leben verloren. War schon der Krieg 1914-1918 ein "Wahnsinn" und "Gemetzel" und das "Morden ins Unermessliche gewachsen" (Papst Benedikt XV.), so übertrafen Vernichtung und Gräuel des neuen Krieges alles bisher vorstellbar Gewesene. Als Angehörige jenes Volkes, das diesen Krieg zu verantworten hat, trauern wir um die unzähligen Menschen, die Opfer der deutschen Aggression und Vernichtungsaktionen geworden sind. Wir anerkennen die besondere Verpflichtung der Deutschen, für die Verständigung unter den Völkern und für den Frieden zu arbeiten.

Als katholische Friedensbewegung sind wir in besonderem Maße darüber bestürzt, dass die deutsche katholische Kirche trotz ihrer entschiedenen ideologischen Gegnerschaft zum Nationalsozialismus die deutsche Regierung in ihrem Krieg dadurch unterstützt hat, dass sie die Gläubigen wiederholt zur angeblichen "Pflichterfüllung" gegenüber den Führungen von Staat und Wehrmacht aufgefordert hat. Dabei berief sie sich nicht nur auf die traditionelle und ungeprüft übernommene Lehre von der Verpflichtung der Gläubigen zum staatsbürgerlichen Gehorsam, sie hat teilweise auch die regierungs- und parteiamtliche Terminologie zur Legitimierung des Krieges in ihre Verkündigung aufgenommen.

Die Delegiertenversammlung der deutschen Sektion der Internationalen Katholischen Friedensbewegung Pax Christi vom 6.-8. November 1998 in Benediktbeuern hatte die deutschen Bischöfe gebeten, zum 60. Jahrestag des Kriegsbeginns ein Bekenntnis zur Mitschuld unserer katholischen Kirche in Deutschland am Zweiten Weltkrieg abzulegen. Diese Bitte ergab sich aus der Tatsache, dass die deutschen Bischöfe in ihrer Erklärung anlässlich des 50-jährigen Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkrieges "Wir ermutigen alle zur Wachsamkeit" vom 24. April 1995 nur allgemein "unkluges Schweigen und falsche Zurückhaltung, ängstliche Reaktionen und schuldhaftes Versagen" auch innerhalb der katholischen Kirche angesprochen, mit keinem Wort jedoch die Unterstützung des Hitler-Krieges durch die Kirche erwähnt haben. Wir bedauern, dass unsere Bischöfe sich nicht in der Lage gesehen haben, unserer Bitte nachzukommen. Ihr Schweigen zur Verstrickung unserer Kirche in den Zweiten Weltkrieg gibt uns Anlass zu dieser Erklärung.

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Antikriegstag 1999 - Inhalt
Wir erinnern daran, dass die japanischen Bischöfe den Mut zu folgendem Bekenntnis hatten: "Als Japaner und als Angehörige der Kirche in Japan erbitten wir, die japanischen Bischöfe, die Verzeihung Gottes und unserer Brüder in Asien und im Pazifikraum für die Tragödie, die im Zweiten Weltkrieg über sie gebracht wurde. In diesem Krieg waren wir verantwortlich für den Tod von mehr als 20 Millionen Menschen in Asien und in der Pazifikregion. Es ist unsere Pflicht, diese Tatsache offen anzuerkennen und um Entschuldigung zu bitten . . ."

Ehrliches Gedenken der Opfer verlangt das Eingeständnis, dass auch unsere Kirche in Hitlers Krieg verstrickt gewesen ist. Die damaligen Soldaten, die ihre Pflicht erfüllen wollten und im Vertrauen auch auf ihre geistlichen Führer alle Schrecken durchlitten haben; die Toten, die Opfer eines gezüchteten Fehlglaubens geworden sind; die wenigen katholischen Kriegsdienstverweigerer, die mit ihrer Gewissensentscheidung allein geblieben und zum Tode verurteilt worden sind; nicht zuletzt diejenigen, die dem deutschen Angriffskrieg auf dem ganzen Kontinent zum Opfer gefallen sind - sie und unzählige andere haben ein Recht auf das Bekenntnis unserer Kirche, dass auch Christen und kirchliche Amtsträger geirrt haben und für das Geschehen im Krieg mitverantwortlich sind. Jedes Gedenken der Opfer bleibt problematisch, wenn diese unheilvolle Verstrickung nicht offen ausgesprochen wird, wenn nicht eine Mitschuld bekannt wird. Die japanischen Bischöfe haben mit ihrem Mut zu einem solchen Bekenntnis ein Beispiel gegeben.

Kontakt: Pax Christi, Postfach 1345, 61103 Bad Vilbel, Tel.: 6101/2073, Fax: 06101/65165

(leicht gekürzte Fassung nach der Dokumentation in der FR)

E-Mail:   paxchristi.sekretariat@online.de
Internet: http://www.paxchristi.de





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