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vom:
Januar 2001


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Uranmunition und andere Verstöße:

  wiss. Hintergrundinformationen

Einsatz von abgereichertem Uran: Ein Verbrechen gegen die Menschheit

Doug Rokke, Ph. D

In dem am 20.-23. März 2000 vor dem Baltimore County Court durchgeführten Verfahren von Plowshares gegen Depleted Uranium protestierten die Beteiligten gegen den fortgesetzten Einsatz von Munition mit abgereichertem Uran (Depleted Uranium , Anmerk. d. Ubers.) und gegen die anhaltend hartnäckige Mißachtung von Gesundheit und Umwelt durch Vertreter des US-Verteidigungsministeriums. Die Weigerung des Gerichts, Beweismittel zu DU-Folgewirkungen zuzulassen, ist erneut ein weiterer Beweis dafür, daß US-Regierungsvertreter aus politischen und wirtschaftlichen Gründen umgehen wollen, die für Gesundheit und Umwelt verderblichen Folgen anzuerkennen. Die Vereinigten Staaten verwendeten bewußt Urangeschosse in Irak, Kuwait, Kosovo, Serbien, Bosnien, Puerto Rico, Okinawa sowie innerhalb der Vereinigten Staaten.

UNO-Dokumente stellen als erwiesen fest, daß mehr als 31.000 DU-Salven (über 10 Tonnen) im Kosovo abgefeuert wurden. Doch weder eine medizinische Versorgung noch umweltbezogene Abhilfemaßnahmen sind vollständig durchgeführt worden. Tausende von Personen wurden belastet und heute sind viele krank oder tot. Abgereichertes Uran ist eine Gefahr für die Gesundheit, wenn es eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen wird, sowie wenn es in offene Wunden gerät. Dokumente des US-Energieministeriums, die am 29. Januar 2000 freigegeben wurden, bestätigen die Gefahren von Uran-Einwirkungen. Bei DU-verseuchtem Gerät muß im Umkreis von 80 Fuß (ca. 24 Meter; Anmerk. d. Ubers.) von jedem Atem- und Hautschutz getragen werden. Eine DU-Verseuchung macht Nahrung und Wasser unbrauchbar. Unbestreitbare Beweise belegen heute, daß für Gesundheit und Umwelt verderbliche Folgen auftreten, wenn die Verseuchung nicht gänzlich beseitigt ist! Diese Beweise wurden in dem jüngsten Verfahren wissentlich unterdrückt.

Hergestellt wird abgereichertes Uran (U-238) aus Uran-Hexafluorid, einem nicht-spaltbaren Nebenprodukt des Uran-Anreicherungsverfahrens, das in Anlagen in Tennessee, Ohio und Kentucky angewandt wird, wobei spaltbares U-234 und U-235 zur Herstellung von Bomben und Reaktorbrennstoff abfällt. Verwendung findet DU in Geschossen, in Gegengewichten (counterweights), in Panzerungen (shielding) und nunmehr auch in kommerziellem Beton (DUCRETE). DU-Munition umfaßt Eindringgeschosse (penetrators) der Kaliber 7,62 mm, 50 cal., 20 mm (180 gr.), 25 mm (200 gr.), 30 mm (280 gr.), 105 mm (3.500 gr.) und 120 mm (4.500 gr.) sowie ADAM- und PDM-Streubomben. DU-Munition ist, im Widerspruch zu früheren Berichten, nicht mit einer Spitze oder einem Mantel aus DU versehen, sondern besteht aus solidem Uran 238 mit den vorstehend angegebenen ungefähren Bestandteilen. Beim Aufschlag entstehen radioaktive und Schwermetallgift enthaltende U-238-Splitter und gefährliche Dioxide, die beseitigt werden müssen, um künftige Gefährdungen zu vermeiden.

Obgleich medizinische Versorgung, umweltbezogene Abhilfemaßnahmen und DU-Ausbildungsmaßnahmen per Gesetz und durch Verordnungen des US-Department of Defense vorgeschrieben sind, weigert sich dieses,

1)medizinische Versorgung für alle DU-Schadensfälle zu gewährleisten,

2)umweltbezogene Abhilfemaßnahmen vorzunehmen,

3)eine gründliche DU-Ausbildung sicherzustellen,

4)Verfahren des Management bei DU-Verseuchung allgemein bekannt zu machen.

Während des in Towson durchgeführten "Plowshares versus Depleted Uranium" - Verfahrens gaben Vertreter der US-Luftwaffe unter Eid zu, daß sie die vorgeschriebenen DU-Ausbildungsmaßnahmen nicht vollständig durchgeführt hatten. Der Bericht des U.S. Govemment Accounting Office (GAO) "Understanding of Health Effects From Depleted Uranium Evolving but Safety Training Needed" (GAO/NSAID-00-70, Seite 18) stellt fest daß, "die Luftwaffe eine Ausbildung zum bewußten Umgang mit DU (general awareness DU training) für sämtliches Personal verlangt, das zur Mobilisierung und zum Einsatz vorgesehen ist, und als Teil der Grundausbildung." Damit beweist das GAO-Dokument, daß das Luftwaffenpersonal, das die A-10 betreut (Spezialkampfflugzeuge, die mit Geschützen für DU-Munition bestückt sind; Anm. des Übers.) vorsätzlich Gesetze und Verordnungen verletzen. Dieselben Personen sorgten nicht für angemessene Sicherheitsvorkehrungen, um die Angeklagten daran zu hindern, sich einem A-10-Kampfflugzeug zu nähern und es zu beschädigen.

Der Nachweis gesundheitsschädlicher Folgen von abgereichertem Uran ist heute erschwert, weil Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums medizinische Behandlung nicht nur versagen, sondern auch verzögern. Dr. Bernhard Rostker (DOD) schrieb am 1. März 1999, daß Ärzte und Gesundheitsphysiker im Jahre 1991 entschieden hätten, daß medizinische Vorsorgeuntersuchungen wegen des Umgangs mit Uran nicht erforderlich seien. Offizielle DOD-Dokumente, die 1991 verfaßt wurden, weisen die Forderung zurück. Gesundheitliche Auswirkungen von radioaktiven und Schwermetallgiften, die beschrieben und verifiziert wurden, umfassen: Flugkrankheit (reactive airway diseases), neurologische Anomalien, Nierensteine, chronische Nierenschmerzen, Ausschläge, Sehkraftminderung, Nachtblindheit (night vision losses), Zahnfleischerkrankungen (gum tissue problems), Lymphome und andere Krebserkrankungen, neuropsychologische Beschwerden, Uran in männlichen Keimzellen (uranium in semen), sexuelle Disfunktion, Geburtsfehler bei Nachkommen und Tod. Schädliche Folgewirkungen werden weiterhin auftreten, solange es sich Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums und andere Regierungsvertretern erlauben können,

1)eindeutige Befunde zu ignorieren,

2)medizinische Behandlung für alle mit DU in Berührung gekommenen Personen zu versagen,

3)vollständige umweltbezogene Abhilfemaßnahmen zu verweigern und

4)DU-Ausbildungsmaßnahmen durch Unterdrücken von wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen zu verzögern.

Der Stellvertretende Verteidigungsminister ordnete am 8. Juni 1993 eine medizinische Versorgung für jeden an, der durch Einatmung, Aufnahme mit der Nahrung oder Wundinfizierung betroffen ist. Das Hauptquartier des Heeres der USA erließ eine erneute Anordnung am 14. Oktober 1993. Gleichwohl werden medizinische Versorgung und umweltbezogene Abhilfemaßnahmen weiterhin aus politischen und wirtschaftlichen Gründen abgelehnt. Präsident Clinton kündigte am 12. April 2000 an, daß Personen, die als Beschäftigte des US- Energieministeriums in Oak Ridge, Pudacah und an anderen ähnlichen Standorten mit radioaktiven Materialien in Berührung gekommen sind, eine Entschädigung sowie medizinische Versorgung erhalten sollen. Derselbe Anspruch müßte im Rahmen der Fürsorgepflicht auf alle Personen ausgedehnt werden, die mit abgereichertem Uran in Berührung gekommen sind.

Die Vereinten Nation nötigten offizielle Vertreter der USA, die absichtliche Verwendung von Urangeschossen im Kosovo endlich am 22. März 2000, fast ein Jahr nach dem Ersteinsatz, einzugestehen. Doch umgehend bestritten die US-Vertreter am 23. März 2000, daß es dabei irgendwelche nachteiligen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt gebe, obgleich offizielle Dokumente und medizinische Befunde ihre Behauptung widerlegen. Jeder sollte sich einmal überlegen, ob er gerne Abertausende von radioaktiven und schwermetallvergifteten Geschosse in seinem eigenen Hinterhof hätte. Wenn nicht, dann sollten diese Geschosse auch nicht irgendwo in der Welt liegen gelassen werden, wo Kinder oder irgend ein anderes menschliches Wesen damit in Berührung kommen können! Die Antwort auf dieses Verbrechen gegen Gott und die Menschheit ist klar:

1)Alle Personen, die durch Einatmung, Nahrungsaufnahme oder Wundvergiftung betroffen sind, müssen medizinische Versorgung erhalten.

2)Alle Geschossplitter mit abgereichertem Uran, alles verseuchte Gerät, sowie die Oxidverseuchung müssen beseitigt und ordnungsgemäß entsorgt werden.

3)Der Einsatz von Urangeschossen muß verboten werden.



Information über den Autor:
Dr. Doug Rokke ist DER US-Experte zum Thema. Er war früher als Gesundheitsphysiker im DU-Team des ODS und als Direktor des DU-Projekts des US- Heeres tätig. Gegenwärtig ist er als Professor für Umweltwissenschaften an der Jacksonville State University in Jacksonville, Alabama.
E-mail-Adresse:
drokke@jsucc.jsu.edu

Übersetzung aus dem Englischen: Klaus v. Raussendorff



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