Ostermär- sche 2001 vom: 16.04.2001 vorheriger nächster Artikel siehe auch: OM 2001 Stuttgarter Ostermarsch -Aufruf | Ostermärsche und -aktionen 2001: Reden/Kundgebungsbeiträge Rede auf der Auftaktkundgebung des Ostermarsches in Stuttgart am 16. April Wir können heute ein Jubiläum begehen Dieter Lachenmayer Liebe Friedensfreundinnen, wir können heute ein Jubiläum begehen. Am Karfreitag 1961 starte in Miltenberg am Main der erste Südwestdeutsche Ostermarsch. Ein Zweig führte nach Heidelberg und Mannheim, ein anderer nach Heilbronn und Stuttgart. Am Ostermontag trafen die Ostermarschiererinnen in Stuttgart ein. Ich begrüße Euch also im Namen des baden-württembergischen Friedensnetzes zu 40 Jahre Ostermarsch in Stuttgart! Unser Marsch ist eine gute Sache. Das alte Ostermarschlied galt damals und e stimmt heute. Damals ging es gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr. Das sei lediglich eine Weiterentwicklung der Artillerie, hatte Bundeskanzler Adenauer verlautet. Die Ostermärsche trugen dazu bei, daß der Bundeswehr diese finale Artillerie bis heute vorenthalten wurde. Trotzdem - auch heute geht es wieder und immer noch um Atomwaffen. Noch immer lagern atomare Sprengköpfe im Lande. Noch immer bedroht ein vielfacher Overkill jedes Leben auf diesem Globus. In ihrer neuen Militärdoktrin, behält sich die NATO ihren Ersteinsatz ausdrücklich vor. Und schon wieder oder immer noch träumen die Militärs davon,, Atomwaffen gefahrlos für das eigene Land einsetzbar zu machen. Das ist der Hintergrund der sogenannten neuen Raketenabwehr NMD". Sie bedeutet nichts anderes als einen neuen Versuch den Atomkrieg führbar und gewinnbar zu machen. Die Ostermärsche der 80iger haben ihren Anteil daran, daß der damalige Versuch, den Atomkrieg zu ermöglichen, gescheitert ist. Die Raketenstartrampen in Heilbronn, in Mutlangen in Neu Ulm mußten wieder abgebaut werden. Wir rufen dazu auf, auch diesem neuen Krieg der Sterne Widerstand entgegenzusetzen. Aber die Ostermarschbewegung, die Bewegung für Frieden und Abrüstung kann nicht nur auf Erfolge zurückblicken. Der eigentliche Erfolg ist bis heute ausgeblieben: Die Umkehr der deutschen Politik zum Prinzip des Friedens. Eine Politik der Abrüstung und der Friedenssicherung ohne Waffen. |
zum Anfang Ostermär- sche 2001 | Im Gegenteil: Erst zwei Jahre ist es her, daß die Bundesrepublik Deutschland wieder offen und ohne jedes Unrechtsbewußtsein Krieg geführt hat. Weder die Scham vor der Vergangenheit, noch die Skrupel vor den Opfern hinter den Zielbildschirmen, noch der Blick ins Grundgesetz hinderten deutsche Bomberpiloten und ihre politischen Auftraggeber daran, ihre Schächte über Städten und Fabriken, Straßen und Brücken, Fernsehsendern, Schulen und Krankenhäusern zu öffnen. Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik, hat man uns in der Regierungsvereinbarung der aktuellen Bundesregierung versprochen - bekommen haben wir den Krieg. Warum braucht eine Außenpolitik, die sich als Friedenspolitik versteht, ein neues 260 Million Mark teures Kriegsschiff, dessen einziger Zweck darin besteht, einen deutschen Flottenverband fern der Heimat kriegsfähig zu versorgen? Was hat diese deutsche Außenpolitik vor mit neuen Fregatten, fliegenden Truppentransportern und Eingreiftruppen, die erklärtermaßen nicht zur Verteidigung, sondern zur "Sicherung von Märkten und Rohstoffen" in aller Welt erforderlich sind? Statt der versprochenen Friedenspolitik bekommen wir den Umbau der Bundeswehr zur Interventionsarmee. Ca. 900 Milliarden DM sind per jährlichem Rüstungshaushalt für die Bundeswehr in den nächsten 15 Jahren ohnehin verplant. 220 Milliarden DM fordert Rüstungsminister Scharping zusätzlich um den Umbau zur erstklassigen Eingreifarmee zu finanzieren. Wer kann sich diese Summe vorstellen? Mehr als eine Billion. Ein Klacks wäre es, davon das Renten, das Gesundheits und das Bildungssystem auf einen Satz zu sanieren. Arbeitslosikeit? Kein Problem, dieses Geld schafft Lohn und Brot für alle. Ein Bruchteil davon würde reichen, die UNO-Programme gegen den Welthunger zu finanzieren. Was aber werden wir stattdessen mit diesem von den Menschen erarbeiteten Geld erreichen? Eine kriegs und eingreiffähige Bundeswehr!! Nein, wer auf militärisches Eingreifen in fremden Ländern hinarbeitet, betreibt keine Friedenspolitik. Ein Blick in die Geschichte, zumal die deutsche, beweist es: Wer Rüstung und Militär sät, wird Krieg ernten. Liebe Freundinnen und Freunde, Friede bleibt ein Menschheitstraum. Dennoch gelingt es immer, die Menschen von der Unvermeidlichkeit des Krieges zu überzeugen. Auch beim Krieg gegen Jugoslawien ist dies gelungen. Wir wissen heute, daß dies nur mit Lügen möglich war. Alles, was als Kriegsgrund oder Kriegsrechtfertigung genannt wurde, hat sich als unhaltbar herausgestellt. Die Massaker von Rugova und Racak hat es nie gegeben, kein KZ im Stadion in Pristina, keinen Hufeisenplan und keine systematische Vertreibung vor dem Krieg. Es gibt einen Kronzeugen dafür, daß diese Lügen kriegsentscheidend waren: Jamie Shea der Sprecher der NATO - ich zitiere: "Rudolf Scharping machte wirklich einen guten Job. Es ist ja auch nicht leicht, speziell in Deutschland, das 50 Jahre lang Verteidigung nur als Schutz des eigenen Landes gekannt hatte, seine Soldaten weit weg zu schicken. ... Nicht nur Minister Scharping auch Kanzler Schröder und Minister Fischer waren ein großartiges Beispiel für politische Führer, die nicht der öffentlichen Meinung hinterher rennen, sondern sie zu formen verstehen. ... Wenn wir die öffentliche Meinung in Deutschland verloren hätten, dann hätten wir sie im ganzen Bündnis verloren." Wenn Herr Shea recht hat, und daran zweifle ich nicht, dann macht mir das Mut. Es heißt, daß die Wahrheit über den Krieg und seine Vorbereitung den nächsten Krieg verhindern kann. Es bedeutet, daß jeder vergangene Ostermarsch und jeder Schritt künftiger Friedensbewegung ein sinnvoller, wichtiger und notwendiger Beitrag dafür ist, das Prinzip Frieden durchzusetzen. Ich will es mit Bertold Brecht sagen: Nichts wird mich davon überzeugen, daß es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Laßt uns das tausendmal gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde." Deshalb gilt heute unser besonderer Gruß an alle unter uns, die vor 40 Jahren marschierten und heute wieder dabei sind. Ihr seid das Vorbild für den langen Atem, den wir alle brauchen. Willkommen zum Ostermarsch. Unser Marsch ist eine gute Sache! E-Mail: buero@friedensnetz.de Internet: http://www.friedensnetz.de | ||
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