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Offener Brief

Frauennetzwerk für Frieden

An die Damen und Herren Abgeordnete der SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU, FDP im Deutschen Bundestag über die Fraktionen

Bonn, den 18.9.2001

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mit großer Bestürzung und Sorge verfolgen wir die Ausbreitung des militärischen Denkens unter den Abgeordneten des Deutschen Bundestages, Männern wie Frauen, seit der amerikanische Präsident Bush dem internationalen Terrorismus den Krieg angesagt hat. Was zunächst wie eine Floskel klang, soll nun Ernst werden. Es wird mobil gemacht gegen einen Gegner, der in seiner Brutalität und Flexibilität ein blutiges Katz-und-Maus-Spiel wird trefflich spielen können. Dabei wird von amerikanischer und nun ggf. auch von deutscher Seite bedenkenlos in Kauf genommen, dass Tausende von Unschuldigen aus der Zivilbevölkerung zu hilflosen Opfern werden. Schon jetzt machen sich Flüchtlingsströme auf den Weg. Wir kennen die Auswirkungen der Bombardements in Südosteuropa und anderswo. Bitte erinnern Sie sich. Wie viele Länder können zum Angriffsziel werden? Es wird schon jetzt die Zahl 47 genannt.

Viele Friedensorganisationen und zutiefst besorgte Bürgerinnen und Bürger beschwören seit Tagen die deutsche und amerikanische Regierung und die Parlamente, Weitsicht und Verantwortung walten zu lassen, den Terror nicht mit weiterer Gewalt, mit Kriegsterror zu beantworten, weil damit dem Schrecken und der Zerstörung kein Ende gemacht, sondern die Eskalation mit unabsehbaren Folgen vorprogrammiert wird, und zwar auf beiden Seiten. Wer das World Trade Center in die Luft jagt, hat auch andere Angriffe vorbereitet. Wir sind nicht mehr im Wilden Westen. Es ist klar, dass auf diese Weise keine politische Lösung gefunden wird, dennoch gehen die Kriegsvorbereitungen in den USA, in Deutschland und anderswo weiter. Warum?

Warum unterscheiden wir uns, wir, die Zivilbevölkerung, von Ihnen als unseren Vertreterinnen und Vertretern im Parlament? Ist es das Prinzip der Gefolgschaft, der Konsequenzen aus "Der Kanzler bestimmt die Richtlinien der Politik", oder die Befürchtung, nicht mehr handlungsfähig zu sein? "Abgehängt" zu werden von der Politik des großen Bruders? Wann endlich wird Europa, wird die Bundesrepublik eine eigene Politik gestalten? Die Konstruktion, dass es einen Angriffsfall innerhalb des NATO-Bündnisses gebe, ist absurd. Auch Dünkirchen und die Luftbrücke dürfen nicht zu ungeteilter Solidarität führen, sondern es müssen alle Möglichkeiten der Deeskalation ausgeschöpft werden. Es ist nicht unrealistisch, von der Gefahr eines Dritten Weltkriegs zu sprechen. Nur blinder Zorn oder blinde Solidarität können darüber hinwegsehen.

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11.9.2001
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In aller Eindringlichkeit, die uns auf diesem Wege zu Gebote steht, appellieren wir wie viele andere vor uns an Sie als Abgeordnete im Deutschen Bundestag: Stimmen Sie nicht für die militärische Unterstützung der USA! Der Krieg ist kein Mittel der Politik. Es gibt andere Formen der internationalen Solidarität gegen den Terrorismus! Diese fordern wir ein mit allem Nachdruck.

Die Ethik der z.Zt. so häufig genannten Begriffe "christlich" und "zivilisiert" steht auf dem Prüfstand. Wehe, wenn sie sich als Handlanger eines irrationalen Rachefeldzugs erweisen - niemand wird diese als abendländisch bezeichneten Werte mehr ohne Scham aussprechen dürfen. Es liegt in Ihrer Hand, wie es mit Deutschland, mit Europa, mit der Welt weitergeht.

Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen, das Herz sagt uns, was zu tun sei. (Joseph Joubert). Lassen Sie beides sprechen - beide werden den Frieden wählen: wenn auch zunächst nur als Abwesenheit von Krieg.

Zur Lösung der internationalen Probleme fordern wir wie 1995 auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking/Huairou die Einrichtung eines UN Konfliktrates ohne Vetorecht, ohne militärische Optionen aber mit einer Beteiligung der Zivilgesellschaften und der Frauen zu 50% .

Heide Schütz

Kontakt: Frauennetzwerk für Frieden e.V., Maarweg 47, 53123 Bonn, Tel.: 0228/626730, Fax: 0228/626780



E-Mail:   fn.frieden@t-online.de
Internet: http://www.friedenskooperative.de/fnf.htm
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