Redebeitrag zur Verleihung des Aachener Friedenspreises am 1.9.2019

 

- Sperrfrist: 1.9.2019, Redebeginn: ca 18 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde des Aachener Friedenspreises,
sehr geehrte Gäste, liebe Friedensfreunde und Friedensfreundinnen,

herzlich bedanke ich mich für die heutige Auszeichnung!

Denn hiermit wird ein wichtiges Zeichen gesetzt gegen die Bedrohung durch das neue atomare Wettrüsten!

Herzlich bedanke ich mich auch bei den Mitgliedern unseres Initiativkreises. Wir engagieren uns seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich gegen die US-Atombomben in Büchel und für die weltweite Abschaffung von Atomwaffen.

Wir haben dafür Ideen eingebracht, viele Stunden unserer Freizeit geopfert, viele Fahrten auf uns genommen und immer tatkräftig mit angepackt.

Vor allem haben wir uns bemüht, das Vertrauen der einheimischen Bevölkerung zu gewinnen, die sich um ihre Arbeitsplätze sorgt.

Auch mit den Soldaten ins Gespräch zu kommen, war uns wichtig, um ihnen klar zu machen, dass sie das Recht haben, den Dienst an Atomwaffen zu verweigern.

Aber wir haben nicht nur am Atomwaffenstandort Büchel demonstriert, sondern auch an etlichen anderen Orten in Rheinland-Pfalz und benachbarten Bundesländern , an den Rheinland-Pfalz-Tagen, auf Kirchentagen,  beim G-8-Gipfel, um einige Beispiele zu nennen.

Herzlichen Dank an Euch für diesen unermüdlichen Einsatz!

Uns alle vereint ein Ziel: Die Atomwaffen müssen endlich aus Deutschland verschwinden, ja, Atomwaffen müssen weltweit verschwinden!

Dieses Ziel schien am Ende des kalten Krieges greifbarer zu werden. Doch der Wahnsinnsglaube, einen Atomkrieg führen zu können, ist wieder auferstanden.

Und nicht erst seit der Aufkündigung des INF-Vertrages durch die USA und die russische Föderation hat ein irrwitziges Aufrüsten der Atomwaffenarsenale begonnen. Nach Quellen von „Dont bank the Bomb“ werden täglich 12 Millionen US-Dollar für die Produktion neuer Atomwaffen ausgegeben!

Und die deutsche Bundesregierung beteiligt sich am Rüstungswettlauf. Sie hat der Stationierung der neuen B61-12 US-Atombomben zugestimmt. Sie will neue Bomberflugzeuge als Träger dieser Waffen anschaffen. Auch weiterhin sollen deutsche Soldaten üben, Atombomben an ihr Ziel zusteuern.

Warum weigert sich die Bundesregierung beharrlich, den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen?

Diese Frage treibt mich um.

Will sie die Banken und Rüstungsfirmen, die am Wettrüsten viel Geld verdienen, unterstützen?

Oder träumt die CDU-geführte Regierung immer noch davon, irgendwann selbst zu den Atommächten zu zählen?

Damit stellt sie sich gegen den Willen der deutschen Bevölkerung, denn nach der neuesten Umfrage von greenpeace wollen je nach Altersklasse 80% bis 90% der Menschen keine Atomwaffen in Deutschland.

Damit stellt sich die Bundesregierung auch gegen den Willen des Bundestages, der sich 2010 mit großer Mehrheit in einem überparteilichen Beschluss für den Abzug der US-Atombomben ausgesprochen hat. Unsere Aufgabe ist es, die handelnden Politiker zu überzeugen, dass Atomwaffen keine Option sind, dass sie eben keine Sicherheit geben.

Denn jeder Einsatz von Atomwaffen, ob vorsätzlich oder versehentlich, würde katastrophale, weitreichende und lang anhaltende Folgen für Mensch und Umwelt nach sich ziehen.

Nur Gespräche und gegenseitiges Vertrauen bringen Sicherheit!

Nur Abrüstung bringt Sicherheit!

Diese Einsicht haben auch mittlerweile mehr als 70 Staaten, die den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet haben. Und da 25 Staaten ihn inzwischen ratifiziert haben, rückt der Zeitpunkt immer näher, dass dieser Vertrag in Kraft tritt.

Auch die Bundesregierung sollte diesen Vertrag endlich unterzeichnen!

Um aber auf die Bundesregierung den entsprechenden Druck auszuüben, braucht es noch viel mehr Menschen, die gegen Atomwaffen aufstehen.

Und die Vergabe dieses Preises kann dabei helfen, dass die aktuelle Bedrohung durch Atomwaffen noch mehr Menschen bewusst wird und sie sich gegen Atomwaffen einsetzen.

Deshalb der Vergabe-Kommission noch einmal ein herzliches Dankschön!

 

Elke Koller ist aktive beim Initiativkreis gegen Atomwaffen und Trägerin des Aachener Friedenspreises 2019.