Redebeitrag für die Antikriegstagveranstaltung am 1. September 2020 in Essen

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Herr Hillebrand,
Herr Trautvetter,
Frau Priebe,
meine Damen und Herren,

seit 1957 begehen wir jedes Jahr am 1. September den „Antikriegstag“.

Der 1. September steht wie kein anderer Tag für unermessliches Leid und beispielloses Morden, das von deutschem Boden ausging:

An diesem Tag des Jahres 1939 überfielen die Deutschen ihr Nachbarland Polen und lösten damit den Zweiten Weltkrieg aus.

 

Meine Damen und Herren,

das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung Europas vom Faschismus jähren sich 2020 zum 75. Mal.

Aber auch 75 Jahre nach Kriegsende ist es unsere Verantwortung, ganz zu schweigen von unserer moralische Pflicht, die Erinnerung an alle Opfer des Holocaust und an die zahllosen Toten des Zweiten wie auch des Ersten Weltkrieges wachzuhalten.

Damals wurden nach und nach die Grenzen erst des Sagbaren, dann die des Machbaren verschoben.

Diese Tendenzen sehen wir leider heute wieder. Der Antisemitismus, das stillschweigende Einverständnis mit judenfeindlichen, rassistischen Auffassungen ist laut neuester Veröffentlichung des Verfassungsschutzes in Deutschland „weit verbreitet“.

In der Corona-Pandemie gewinnt Judenfeindlichkeit dank diverser Verschwörungsideologen sogar noch an Aufmerksamkeit.

Und nicht nur in Deutschland nehmen Nationalismus und Populismus enorm zu. Die Suche nach einfachen Lösungen auf zu komplex gewordene Fragestellungen.

Das aktuelle Geschehen, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, muss uns heute - vielleicht mehr denn je - Mahnung sein, meine Damen und Herren.

Setzen wir uns gemeinsam gegen Krieg und für Frieden und Verständigung ein!

Ich bin stolz darauf, dass ich dabei hier in meiner Heimatstadt auf ein breites Engagement zählen kann.

Ein gutes Beispiel ist das Essener Friedensforum, heute vertreten durch Herrn Trautvetter.

 

Meine Damen und Herren,

lassen Sie uns gemeinsam mit aller Entschiedenheit jeglichen Tendenzen der Fremdenfeindlichkeit, des Rassismus, des Antisemitismus, des Hasses entgegentreten!

Lassen Sie uns gemeinsam in Toleranz, Bildung und ein gutes Miteinander damit investieren. Für unsere gemeinsame Zukunft.

Und bemühen wir uns noch intensiver - im Kleinen wie im Großen - um Dialog, Transparenz und Kooperation. Denn nur so erreichen wir Stabilität und Frieden.

Oder um es mit dem Friedensnobelpreisträger Willy Brandt zu sagen. „der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“

Vielen Dank.

 

Thomas Kufen ist Oberbürgermeister der Stadt Essen.