Redebeitrag für die Antikriegstagsveranstaltung am 1. September 2021 in Bonn

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

der Schwur „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ bedeutet friedenspolitisch: Umorientierung auf zivile Konfliktlösung, Abrüsten, Atombombenabzug, Ende der nuklearen Teilhabe (besser: Gefangenschaft), Stopp europäischer Aufrüstungsprojekte wie FCAS, Ende aller Rüstungsexporte.

Der Aspekt „Drohung mit Atomwaffen“ soll ein wenig näher ausgeführt werden:

Hartnäckig hält die Bundesregierung – und damit Deutschland – an der nuklearen Teilhabe in der NATO fest, obwohl eine breite Mehrheit der Bevölkerung – nämlich 82 % nach einer Greenpeace-Umfrage – den Abzug der Atomwaffen fordert. Während wir hier versammelt sind, lagern 80 km von Bonn entfernt in Büchel in der Eifel 20 Atombomben mit einer Sprengkraft von jeweils bis zu 13 Hiroshima-Bomben.

In Büchel stehen auch Tornado-Jagdflugzege als Trägersysteme für diese dort lagernden Atombomben bereit, mit denen deutsche Soldatinnen und Soldaten alljährlich den Abwurf der Atombomben üben. Im Kriegsfall sollen Bundeswehrsoldatinnen und  -soldaten die atomar-tödliche Last in die entsprechend festgelegten Ziele fliegen

Im Oktober wird sich die Bundeswehr ein weiteres Mal an dem Atomkriegsmanöver der NATO „Steadfast Noon“ beteiligen. Das ist skandalös!

Dieses Konzept der „nukleare Teilhabe“ ist in Wirklichkeit ein Konzept der „nuklearen Gefangenschaft“, es ist völkerrechtswidrig. Denn nach dem Nichtverbreitungsvertrag für Nuklearwaffen darf die Bundesrepublik weder unmittelbar noch mittelbar über Atomwaffen verfügen. Und in Büchel haben wir genau diese mittelbare – und im Ernstfall unmittelbare – Verfügungsgewalt. Jeder Einsatz von Atomwaffen wäre völkerrechtlich ein Verbrechen. Denn der Internationale Gerichtshof hat vor 25 Jahren in einem von der UNO angeforderten Gutachten erklärt, dass der Einsatz dieser Waffen „generell“ völkerrechtswidrig sei. Atomwaffen können nicht zwischen Kriegsbeteiligten und Zivlist*innen unterscheiden, sie verursachen extreme Qualen, wirken durch die Strahlung unbegrenzt, zerstören die Umwelt, ziehen unbeteiligte Staaten in Mitleidenschaft und bedrohen den gesamten Planeten.

Doch statt dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten und die Bomben aus Büchel abzuziehen, wollen die USA zusammen mit der Bundesregierung „modernisierte“ zielgenauere neue Atombomben in Büchel stationieren und auch neue Jagdbomber für den Transport der Bomben anschaffen.

Diese neuen Bomben B 61-12 sind zielgenauer, können computergesteuert in der Endphase ins Ziel finden und sind in der Sprengkraft unterschiedlich einstellbar. Die Erdeindringfähigkeit wird größer, und damit ist es auch eine bunkerbrechende Atomwaffe. All das senkt die Schwelle zum Einsatz der Bomben, da man sich der Illusion hingibt, mit nur wenigen sogenannten Kollateralschäden militärische Ziele vernichten zu können.

Deshalb bedarf es des Widerstandes, soll die Mahnung NIE WIEDER KRIEG! NIE WIEDER DARF VON DEUTSCHEM BODEN KRIEG AUSGEHEN!!

Wir müssen stärker werden in unserem Widerstand gegen die Atomwaffen. Es geht dabei um Aufklärung, um Druck auf die politisch Verantwortlichen, Abgeordneten gerade jetzt im Wahlkampf und auch um direkten Protest und Widerstand.

Beteiligt Euch an der Menschenkette in Büchel am kommenden Sonntag und an der Protestdemonstration gegen das Atomkriegsmanöver in Nörvenich am 9. Oktober.

Informiert Euch über die Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei jetzt!“ Unterzeichnet die Selbstverpflichtung zum Widerstand oder die Solidaritätserklärung!

Wenn die Bundesrepublik Deutschland

  • dem UN-Atomwaffenverbotsvertrag beitritt,,
  • den Abzug der US-Atomwaffen aus Büchel konsequent verfolgt und einfordert,
  • auf den Kauf neuer nuklearfähiger Kampfflugzeuge verzichtet,
  • sich auf diese Weise aus den Fesseln der nuklearen Gefangenschaft befreit,
  • wäre dies ein wichtiges Signal dafür, es Deutschland ernst meint mit dem Frieden in der Welt.

Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Atombombenaufrüstung!

Vielen Dank.

 

Martin Singe ist aktiv bei der Pax Christi Gruppe Bonn.