Redebeitrag für die Antikriegstagsveranstaltung am 1. September 2023 in Kassel

 

- Es gilt das gesprochene Wort! -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

zum heutigen Antikriegstag begrüße ich Sie, begrüße ich euch, ganz herzlich im Namen des Friedensforums Kassel. Ich bin Marlis Wilde-Stockmeyer und engagiere mich seit langer Zeit in der Friedensbewegung.

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Das ist die politische Botschaft des Antikriegstages!

Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gibt es einen Krieg in Europa, Europa, das seit Jahrzehnten1 im Gegensatz zu den vielen Kriegen, die weltweit geführt wurden und werden, davon nicht direkt betroffen war. Aber Europa und besonders Deutschland, hat auch eine der größten Rüstungsproduktionen weltweit. Und hier in Kassel sind wir mittendrin in der Rüstungsproduktion, besonders in der Tradition der Produktion mit Panzern! Diese todbringenden Waffen wurden natürlich nicht nur hergestellt, sondern gewinnbringend verkauft.

Gegenwärtig sehen wir im Ukraine-Krieg eine Spirale der Aufrüstung im bisher nicht bekannten Ausmaß. Und ein Ende scheint nicht abzusehen. Ein Beispiel unter vielen: Selbst Streumunition, die den Menschen Leid und Tod noch nach Jahrzehnten bringt, wird von den USA an die Ukraine geliefert. Obwohl fast alle Länder und natürlich auch Deutschland, ein Verbot der Streumunition unterschrieben haben, ist das in der politischen Diskussion kein Thema.

Aber richtig ist doch: Kriege lösen keine Probleme, sondern sie vergrößern sie. Es ist immer wieder die gleiche Erfahrung: Kriege sind der politische und moralische Offenbarungseid. Wir sehen doch überall, und Afghanistan war ein Beispiel aus jüngster Zeit, dass immer mehr Waffen nicht automatisch zu einem schnelleren Ende kriegerischer Auseinandersetzungen führen.

Offenbar ist es aber politisch noch immer leichter, die ohnehin schon vorhandene Hochrüstung weiter zu steigern, als komplizierte Verhandlungen mit den unterschiedlichsten Beteiligten zu führen, damit das Leid der Menschen, Tod und Zerstörung beendet werden.

Man kann natürlich auch die Frage stellen, ob es nur ein diplomatisches, intellektuelles Versagen ist oder aber, welche Rolle in den einzelnen Ländern auch eigene politische, geostrategische, wirtschaftliche Interessen dabei spielen. Wer diese Fragen stellt oder einen sofortigen Waffenstillstand fordert, wird meistens sofort als „Putinversteher“ diffamiert.

Aber nur durch Verhandlungen wird die Spirale der militärischen Eskalation durchbrochen werden können und damit ein Frieden denkbar sein. Wir fordern deshalb einen sofortigen Waffenstillstand. Möglichkeiten dafür auszuloten, der Diplomatie wieder mehr Gewicht zu geben, das sind Forderungen der Friedensbewegung.

Und prinzipiell gilt: Kriege ächten, nicht führen!

Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Erlauben sie mir noch eine kleine Ergänzung:

Am heutigen Antikriegstag veröffentlichten die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und der Liedermacher Konstantin Wecker einen gemeinsamen Aufruf, aus Angriffskriegen zu desertieren:
„Lasst uns Hoffen lernen – und aus allen imperialen Kriegen desertieren“ „Wir werden nie aufhören, zu träumen von einer Welt ohne Krieg und Ausbeutung“ Und sie endeten mit einem Gedicht von Rose Ausländer, das ich abschließend hier zitieren möchte:

Rose Ausländer:

Am Ende der Zeit
Wenn der Krieg beendet ist
am Ende der Zeit
gehn wir wieder spazieren
in der Muschelallee
einverstanden
mit Mensch und Mensch
Es wird schön sein
wenn es sein wird
am Ende der Zeit

 

Marlis Wilde-Stockmeyer ist aktiv beim Kasseler Friedensforum.

 

Anmerkungen

  • (1) Zuletzt völkerrechtswidriger Nato-Angriffskrieg 1999 auf Jugoslawien