Ökumenische FriedensDekade 2014

„Befreit zum Widerstehen“

von Thomas Oelerich

"Befreit zum Widerstehen", so lautet das Motto der 35. Ökumenischen FriedensDekade, die in diesem Jahr vom 9. bis 19. November 2014 bundesweit durchgeführt wird. Der Trägerkreis der Ökumenischen FriedensDekade, bestehend aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), stellt unter dem gewählten Jahresmotto die Frage nach der Quelle und der Motivation friedenspolitischen Engagements und will Mut zum Widerstand gegen Gewalt und Krieg schürende „Sicherheitspolitik“ machen.

Wenn in diesem Jahr zum 100. Mal an den Beginn des 1.Weltkriegs erinnert wird, sich zum 75. Mal der Beginn des 2. Weltkriegs jährt und der 25. Jahrestag des Falls der Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands gefeiert werden, will die Ökumenische FriedensDekade nicht nur den mahnenden Blick zurück in die Geschichte richten. Vielmehr soll ganz bewusst die Frage in das Zentrum ihrer Aktivitäten gestellt werden, was uns heute den Mut und die Kraft geben kann, sich den laufenden Kriegsvorbereitungen und Kriegseinsätzen zur Wehr zu setzen und den zunehmenden Rüstungsexporten wie der technologischen Weiterentwicklung von Tötungsmaschinerien mutig zu widerstehen.

"Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein", so waren sich die Kirchen nach dem 2. Weltkrieg einig. Heute tun sie sich schwer, Militäreinsätze der Bundeswehr in aller Welt zu kritisieren und sind über die Militärseelsorge in die internationalen Kriegseinsätze eingebunden. „Von deutschem Boden aus dürfe nie wieder Krieg ausgehen“, das war nach dem millionenfachen Morden und Sterben der beiden Weltkriege einmal gesellschaftlicher Konsens. Heute sehen wir uns einer zunehmenden Militarisierung deutscher Außen- und Sicherheitspolitik gegenüber. Zuletzt hatten Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Bundesaußenminister Walter Steinmeier sowie Bundespräsident Joachim Gauck unisono auf der Sicherheitskonferenz in München ein stärkeres auch militärisches Engagement Deutschlands in aller Welt gefordert. Der Vorsitzende der Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, formulierte es in einem Zeitungsinterview ganz offen: „Die Zeiten sind vorbei, dass immer dann, wenn unsere Interessen berührt sind, der große amerikanische Freund für uns die Kastanien aus dem Feuer holt.“

Dieser besorgniserregenden Entwicklung will die Ökumenische Friedensdekade Widerstand entgegen setzen und auf friedenspolitische Alternativen aufmerksam machen. Dieses „Widerstehen“ spiegelt sich in ihrem diesjährigen Plakatmotiv wider. Das Motiv, das in einem offenen Plakatwettbewerb ermittelt wurde, stellt eine Gruppe von Falken in Angriffsformation dar. Ihnen stellt sich eine einzelne weiße Taube entgegen. „Befreit zum Widerstehen“ auch dann – so vermittelt es das Plakat – wenn wir uns wie die Taube auf dem Plakat in der Minderheit befinden oder vermeintlich unterlegen erscheinen. Die Jury des Gesprächsforums der Ökumenischen FriedensDekade, die sich aus VertreterInnen der Kirchen, aus Friedensgruppen wie dem Versöhnungsbund und pax christi, aus VertreterInnen der Arbeitsgemeinschaft der Ev. Jugend (aej), dem Ev. Werk für Diakonie und Entwicklung, der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl und dem Ökumene-Referat der Ev. Kirche Mitteldeutschlands zusammensetzt, sah in diesem grafischen Entwurf eine gelungene künstlerische Umsetzung des diesjährigen Jahresmottos.

Für die Ökumenische FriedensDekade liegt eine der zentralen Kraftquellen für das gewaltfreie friedenspolitische Engagement in die Botschaft Jesu begründet. Diese Botschaft "befreit zum Widerstehen", wie es im gewählten Motto zum Ausdruck kommt. „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“, heißt es im 2. Timotheus-Brief, Kap.1, Vers 6 und 7. Dieser eindrückliche Text ist neben der alttestamentarischen Stelle aus Exodus 1, 8-20, in der beschrieben ist, wie das Volk Israel trotz Sklaverei und Unterdrückung sein Überleben sicherstellt, weil sich die Hebammen dem Tötungsbefehl des Pharao widersetzen, die biblischen Bezugsstellen zum Jahresmotto 2014.

Seit Anfang der 80er Jahre findet die Ökumenische FriedensDekade regelmäßig im November während der zehn Tage vor dem Buß- und Bettag statt. Sie bietet Kirchengemeinden, Schulklassen, Jugendgruppen und Friedensinitiativen Gelegenheit, aktuelle Themen zu Gerechtigkeit, Frieden und der Bewahrung der Schöpfung aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen. Diesen Gruppen bietet die Ökumenische FriedensDekade jedes Jahr neue Arbeits- und Aktionsmaterialien an, die in den vergangenen Jahren von jeweils knapp 2.000 BestellerInnen angefordert wurden. Auf Basis dieses Materials, das bis Mitte des Jahres fertiggestellt wird und ab August bestellt werden kann, werden in den zehn Tagen der FriedensDekade im November mehrere tausend Veranstaltungen, Gottesdienste, Friedensgebete und Aktionstage bundesweit angeboten und durchgeführt.

Weitere Informationen: www.friedensdekade.de

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