Initiativkreis gegen Atomwaffen

Christliche Feiern in Büchel

von Matthias Engelke
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Seit 2002 lädt der Initiativkreis gegen Atomwaffen regelmäßig zu Mahnwachen, Friedensfeiern und Demonstrationen zum Atomwaffenstützpunkt Büchel ein. Er entstand auf Grund der Initiative von Dr. Matthias-W. Engelke in enger Zusammenarbeit besonders mit Dr. Elke Koller, Rüdiger Lancelle, Werner Schwarz und Joachim Willmann, um eine Reihe von Demonstrationen unter dem Motto „Jericho in der Eifel“ zu veranstalten: Jährlich eine Umrundung des Atomwaffenlagers und im 7. Jahr – 2008 – sieben Umrundungen.

Bei jeder dieser Umrundungen wurde am Tor zur Haupteinfahrt zum Atomwaffenlager eine christliche Andacht gefeiert, mit Liedern, Gebet und einer kleinen Auslegung zu einem biblischen Wort, mehrmals auch wurden Bürger*innen und Soldat*innen zu einem Friedensfrühstück eingeladen.

Seit 2010 finden alljährlich vom Initiativkreis gegen Atomwaffen / Regionalgruppe Cochem-Zell des Internationalen Versöhnungsbundes Fastenaktionen bis zum Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland statt. Matthias Engelke gelobte, solange zu fasten, bis die Atombomben abgezogen seien, und bis dahin jedes Jahr das Fasten um einen Tag zu verlängern. Im Zusammenhang mit diesem Fasten finden regelmäßig Andachten statt, an denen der Name eines Opfers des Atombombenabwurfs auf Hiroshima genannt wird.

Während der Gespräche bei diesen Fastenaktionen entstanden die Ideen zu einer Friedenswiese am Atomwaffenlager und zum kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen. Die Friedenswiese nahm die Idee des Friedensackers während der Demonstrationen gegen die sogenannte Nachrüstung im Hunsrück auf. Diesmal wurden allerdings nicht ausschließlich Kreuze aufgestellt, sondern alle Gruppen, die vor Ort aktiv sind, sind eingeladen, ihre Zeichen dort zu hinterlassen. So stehen auf der Friedenswiese u. a. Zeichen von ICAN und IPPNW, ein Kreuz von Pfarrer Reinhard Schmid, mit dem er regelmäßig eine mehrtägige Mahnwache vor der Hauptzufahrt zum Atomwaffenlager hält und ein Kreuz der Kirchengemeinde Münstermaifeld, die dort immer wieder Gemeindegottesdienste feiert. Ein Winzer aus der Umgebung spendete zum Bildstock eine Glocke von der gleichen Art und Herstellung und der gleichen Gießerei wie die Hiroshima-Glocke.

Der kirchliche Aktionstag verbindet Christ*innen aus mehreren Landeskirchen und katholischen Diözesen. Beim ersten Aktionstag 2018 predigte der damalige Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche Dr. Renke Brahms, im Jahr darauf Dr. Margot Käßmann. In diesem Jahr sprach der ehemalige Bischof der evangelischen Landeskirche Baden, Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh. Der ökumenische Gottesdienst am kirchlichen Aktionstag ist eingebettet in ein Kulturprogramm aus Vorträgen und Musik.

Seitdem auf der Friedenswiese ein Bildstock steht, finden dort seit 2016 jeden Monat an dem Freitag, der dem 9. eines Monats am nächsten steht, um 17.00 Uhr im Sommer und 16.00 Uhr im Winter Friedensandachten statt. Am 9. eines Monats, weil am 9. August 1945 Nagasaki durch eine Atombombe der Vereinigten Staaten von Amerika – bislang ungesühnt und ohne rechtliche Folgen – zerstört worden ist. Es soll die letzte Stadt sein, die durch eine Atombombe zerstört worden ist. Gruppen, Gemeinden oder Einzelne gestalten diese Friedensfeiern in eigener Verantwortung. Dementsprechend ergibt sich regelmäßig eine bunte Vielfalt.

So enthüllte die Sozialdemokratische Bildungsinitiative Gau-Algesheim eine Stele, die an das Wirken des Atomphysikers Karl Bechert erinnert. Er widersprach vehement der politischen Trennung von Atomkraft und Atomwaffen und wies in enger Zusammenarbeit mit Albert Schweitzer auf die Gefahren der Nuklearenergie hin, gleich ob „zivil“ oder militärisch. Eine Gruppe von Jugendlichen aus mehreren Ländern gestaltete unter Anleitung von Beate Körsgen, Mainz, eine Ton-Stele mit Friedenszeichen und -symbolen.

Die katholische Pastoralreferentin Bistum Trier, Veronika Rass, leitet regelmäßig Andachten auf der Friedenswiese. 2022 wurde eine Delegation der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen zu einem Friedensgebet empfangen. Mit dabei war auch ein Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche.

Am 16. Juli 2023 empfing der Initiativkreis gegen Atomwaffen das Kreuz der Klimaaktivistinnen und –aktivisten vom Kampf gegen den Braunkohleabbau. Sie setzten sich mit dem gelben Kreuz aus Gorleben „an der Kante“ monatelang für den Verbleib von Lützerath ein. Lützerath wurde durch den Schaufelradbagger in Luft verwandelt, andere Dörfer können stehen bleiben. Das Klima-Camp wurde am 11./12 Januar 2023 von der Polizei gewaltsam geräumt, das Kreuz überstand. In einem Kreuzweg für die Schöpfung wurde das Kreuz vom Ort in der Nähe des ehemaligen Lützeraths durch das von der Klimakatastrophe gezeichnete Ahrtal zum Atomwaffenlager Büchel getragen, begleitet von Liedern und gottesdienstlichen Feiern. Auf der Friedenswiese wurde das Kreuz im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes aufgerichtet.

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Dr. Matthias Engelke ist Gemeindepfarrer am Niederhein und aktiv beim Initiativkreis gegen Atomwaffen und in der Internationale Fastenkampagne