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Die Bundeswehr in der Klemme
von"Heute findet Wehrdienst seinen der Vernunft einsehbaren Zweck und seine sittliche Rechtfertigung allein in der Verhütung eines Krieges. An die Stelle eines Sieges oder einer Niederlage in einem Krieg ist die Gewißheit der Selbstzerstörung getreten. (...) Wehrdienst ist Kriegsverhinderungsdienst. Wird dieses Ziel verfehlt, ist der Dienst am Ende seiner Brauchbarkeit angelangt." (Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 5. 7. 1989).
"Ich persönlich kann nur hoffen, daß, sollte jemals wieder in Europa eine Krieg ausbrechen, möglichst viele Soldaten desertieren - möglichst am ersten Tag, in der ersten Stunde!" (Klaus Bednarz in Monitor am 11. 7. 1989).
Ein bitteres Jahr geht für die Bundeswehr nun dem Ende entgegen. So hart hätte es nicht kommen dürfen. Jedoch schon Scholz ahnte es ja: heute sind es die Tiefflüge, morgen ist es die ganze Bundeswehr, die in Frage gestellt wird. Heutzutage ist es Mode geworden, die Soldaten als potentielle Mörder und Totschläger zu beschimpfen, zur Desertion aufzurufen, massenhafte Kriegsdienstverweigerung ahnungsloser Jugendlicher zu provozieren, ja der Bundeswehr generell die Legitimation abzusprechen. Blindlings wird auf die Abrüstungsrhetorik des Ostblocks gesetzt, vorschnell und leichtfertig auf Reformansätze vertraut.
Die Gerichte versagen dabei bundesweit. Volksverhetzende Ärzte laufen frei herum und auch Klaus Bednarz ist noch nicht hinter Schloß und Riegel. Raketenblockierer, die sich vor unser Heiligstes setzen, erhalten lächerliche Symbolstrafen, Totalverweigererprozesse werden bewußt verschleppt.
Aber damit nicht genug, die Krone auf's Ganze setzte nun der Bundespräsident selbst. Bei den Feiern zum 30-jährigen Bestehen unserer Bundeswehr noch als "Spießgeselle" der Bundeswehr von der Friedensbewegung verhöhnt, ist er nun selbst Opfer des Gesinnungsverfalls geworden. Seine Rede vom 5. Juli ist ein Schlag ins Gesicht jedes noch wehrwilligen jungen Deutschen. Wer behauptet, daß der Soldatendienst beim Versagen der Abschreckung "am Ende seiner Brauchbarkeit angelangt" ist, untergräbt zutiefst die Wehrmoral unseres Staates, er verhöhnt den Eid der Soldaten, die trotz der vielfachen Schmähungen noch den Mut haben zur Landesverteidigung zu stehen und ihr Ja sprechen zur Eidesformel, das Vaterland tapfer verteidigen zu wollen, Ja, die ganze Armee wird geradezu lächerlich gemacht, wenn ihre Unbrauchbarkeit für den Ernstfall behauptet wird, worauf sie sich doch tagtäglich unter unsäglicher Opferbereitschaft und Hingabe vorbereitet. Natürlich geht es der Armee in allem um Kriegsverhinderung, aber gerade deshalb müssen wir im Ernstfall kämpfen können. Das war bis vor kurzem noch gesellschaftlicher Konsens. Jetzt ist auch dieser Konsens hin und wird vom höchsten Repräsentanten unseres Staates untergraben. Wer als Soldat Weizsäcker ernst nimmt, der muß - wenn Kohl einmal mobil macht - desertieren, weil er dann unbrauchbar geworden ist. Letztlich ruft Weizsäcker mit Bednarz die deutschen Soldaten zur Desertion im Ernstfall auf, was dem Aufruf zu einer Straftat (§111 StGB) gleichkommt. Aber auch die tatsächlichen Behauptungen seiner Rede sind ja nachweislich falsch. Die Bundeswehr ist eine starke Truppe, die auch im Ernstfall kämpfen kann. So steht es immerhin in allen Weißbüchern und so sagt man es immerhin noch auf der Hardthöhe. Daher besteht nicht nur der Verdacht des "Aufrufes zu Straftaten", sondern obendrein der Verdacht, daß hier "Störpropaganda gegen die Bundeswehr" vorgenommen wird.
§109d StGB:
1. "Wer unwahre oder gröblich entstellte Behauptungen tatsächlicher Art, deren Verbreitung geeignet ist, die Tätigkeit der Bundeswehr zu stören, wider besseres Wissen zum Zwecke der Verbreitung aufstellt oder solche Behauptungen in Kenntnis ihrer Unwahrheit verbreitet, um die Bundeswehr in der Erfüllung ihrer Aufgabe der Landesverteidigung zu behindern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
2. Der Versuch ist strafbar."
Der wehrwillige Bürger kann jetzt nur noch auf das Tätigwerden der Staatsanwaltschaft hoffen! Oder soll es noch so weit kommen, daß Herr von Weizsäcker eines Tages Schirmherr der neuen Hetzkampagne der Friedensbewegung "Bundesrepublik ohne Armee" wird?