Weltkongress in Berlin

Disarm! For a Climate of Peace

von Reiner BraunAmela Škiljan

Vom 30.09. bis 02.10.2016 findet ein Weltkongress des Internationalen Friedensbüros an der TU Berlin statt.

Es ist schon gegen den Zeitgeist weltweiter Aufrüstung, Modernisierung von Waffen, Krieg und Konfrontation, weltweite Abrüstung und Umverteilung dieser Ressourcen zugunsten der globalen Herausforderungen als zentralen Punkt eines internationalen Kongresses zu setzen.

Es ist aber absolut notwendig, angesichts der 1.700 Milliarden Dollar Rüstungsausgaben auf der einen Seite und fast einer Milliarde hungernder Menschen, weltweiter Armut, dramatischen Konsequenzen von Klimaveränderungen und fehlenden Zugängen zu Wasser und sanitären Einrichtungen – nicht zu sprechen von fehlenden Mitteln für Gesundheitswesen und Bildung – auf der anderen Seite. Wovon soll denn eigentlich die Umsetzung der so gelobten Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals - SDGs) finanziert werden?

Dies alles sind nicht nur Probleme des globalen Südens: Hunger, Armut und Bildungsversagen prägen auch die sogenannten Industrieländer.

Wie sollen denn Geflüchtete integriert werden oder, fast noch wichtiger, wie soll denn Krieg als eine der wesentlichen Ursachen der Flüchtlingsbewegung überwunden werden?

Diese Herausforderungen und auch das Versagen der politischen Eliten weltweit sollen auf diesem Kongress thematisiert und auch angeklagt werden, ebenso wie die Gewinner und Profiteure, in den Rüstungskonzernen und in der Politik.

Kritik und Anklage sind notwendig, aber nicht genug. Auf dem Kongress soll es um Alternativen und besonders um Transformation gehen. Wie kommen wir von dieser unbefriedigenden Situation, den beklagenswerten und auch anzuklagenden Zuständen, zu einer Welt des Friedens und der Gerechtigkeit?

Was heißt das: ‚große Transformation‘ (entwickelt vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen - WBGU)? Viele weitere Fragen verbinden sich mit dieser einen. Was bedeutet grundlegende Veränderung  gesellschaftlicher Systeme und Strukturen? Steht der Kapitalismus auf dem Prüfstand oder ist nachhaltiger Frieden und die Überwindung von struktureller Gewalt durch Überzeugung und Ausgleich zu erreichen?

Wer sind denn die Akteure dieser grundlegenden Veränderungen? Friedensbewegung, die schwächelt, soziale Bewegungen, die sich in Veränderungsprozessen befinden, die „Arbeiterklasse“, was immer das heute sein mag, die Intelligenz, die Internetgesellschaft – schon die unvollständige Aufzählung provoziert Widerspruch und Diskussionen.

Und nicht zuletzt, was sind die Methoden und Strategien der Veränderungen: Gespräche und Lobbying, Aufklärung, die „Straße“, Massenaktionen – auch hier gibt es viel mehr Fragen als Antworten, die neu gebündelt gehören. Wir wissen, was es nicht ist: Gewalt in allen Formen – seien es Drohnen und Krieg, seien es individuelle Terroraktionen.

Ein Kongress der Brisanz und der Herausforderung wird für den Herbst vorbereitet, der viel mehr Fragen aufwirft, als er selbst bei gutem Gelingen beantworten kann. Aber spannend wird er auf jeden Fall werden.

Um diese Fragen zu diskutieren, hat sich eine nicht alltägliche (manche sagen auch neue) Konstellation von VeranstalterInnen zusammengefunden. Neben vielfältigsten unterschiedlichen Friedensorganisationen, besonders die weltweiten Gewerkschaften durch den Weltgewerkschaftsbund und die Weltzentrale von ver.di mit Name UNI, aber auch unterschiedliche Religionsgemeinschaften (weit über die christlichen Religionen hinaus) mit ihren vielfältigen Friedenpositionen, Friedenswissenschaft besonders auch das renommierte SIPRI, Umwelt- und entwicklungspolitische Organisationen und viele mehr.

Prominente aus der ganzen Welt haben zugesagt, mitzudiskutieren: so u.a. die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman, die alternative Nobelpreisträgerin Vandana Shiva, die Ökonomen Samir Amin und James Galbraith und aus Deutschland Ernst Ulrich von Weizäcker, CoPräsident des Club of Rome, der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann und der ver.di-Chef Frank Bzirske.

Weitere Informationen zum Kongress sowie zum großen Jugendprogramm befinden sich auf der Webseite: www.ipb2016.berlin.

Der Kongress ist in seiner Planung noch nicht abgeschlossen, daher sind Ideen und Anregungen erwünscht und können noch eingebracht werden. Side-events zu interessanten Fragen können organisiert werden. Es handelt sich um einen Kongress zum Mitmachen.

Die Sprache wird Englisch sein, wir werden aber die Plenarbeiträge und einzelne Foren ins Deutsche übersetzen können. Das senkt hoffentlich die Hürde zum Mitmachen.

Wir würden uns freuen, auch aus den vielen Friedensinitiativen und Organisationen rund um das Friedensforum viele beim Kongress begrüßen zu können. Die Kooperation für den Frieden ist ein Partner bei dem Kongress.

Bitte rechtzeitig, möglichst schnell, anmelden unter register [at] ipb2016 [dot] berlin.  Es wird sicher spannend und kontrovers. Eine internationale Perspektive und Sichtweise hat in der Vergangenheit unsere Arbeit zu Hause immer befruchtet.

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Reiner Braun war Geschäftsführer der IALANA Deutschland und ist ehem. Co-Präsident des Internationalen Friedensbüros (IPB).