Franz Jägerstätter - Einsamer Katholik

von Peter Steinke

Am 26.10.2007 wurde der österreichische Bauer Franz Jägerstätter von der kath. Kirche seliggesprochen. Wie immer man zu solchen Riten stehen mag, das Lebenszeugnis des Franz Jägerstätter ist es wert, gewürdigt zu werden. 1943 wurde er wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet. Während die Großkirchen wenig begriffen bzw. begreifen wollten, lebte er als einfacher Katholik im Widerspruch zu seiner Umgebung geradeheraus das, was ihm seine innere Stimme gebot. Wir dokumentieren ein kurzes Porträt aus der Frankfurter Rundschau vom 25.10.2007.

Er betete für den Frieden auf Erden, nicht für den Sieg Nazi-Deutschlands. Er beließ es nicht beim Beten. Als tief gläubiger Katholik verweigerte er die Einberufung zur Wehrmacht, die Konsequenzen waren ihm bewusst. Franz Jägerstätter bezahlte mit dem Leben. Hingerichtet 1943 mit dem Fallbeil, im Alter von 36 Jahren - wegen Wehrkraftzersetzung.

Zur Geschichte von Franz Jägerstätter, Jahrgang 1907, Bauer aus St. Radegund (Oberösterreich), gehört auch seine späte Rehabilitation. Erst 1982 begann sich die katholische Diözese für ihn zu interessieren, 1997 hob das Landgericht Berlin das Todesurteil gegen ihn auf. Im Juni 2007 bestätigte der Vatikan sein Martyrium. Morgen, am 26. Oktober, wird Jägerstätter im Linzer Mariendom seliggesprochen.

Es war ein einsames Martyrium gegen alle Ratschläge von Freunden und Priestern, die ihn beschworen, der Einberufung zur Wehrmacht Folge zu leisten. Aber Franz Jägerstätter konnte nicht Katholik und tötender Soldat zugleich sein. Sein täglich gelebter Glaube, gefestigt im privaten Bibelstudium, verbot es ihm: "Wir könnten noch so viel beten, um Heilige zu werden, wenn wir aber in der Tat das gerade Gegenteil von dem tun, was zur Heiligkeit führt, werden wir in tausend Jahren auch noch keine Heiligen."

Ein Katholik der Tat, nach dem Krieg zunächst als verantwortungsloser Spinner abgetan, der Familie und Vaterland im Stich gelassen habe. Auch seine Witwe musste sich lange den Vorwurf gefallen lassen, Franz Jägerstätter in seinem Glauben an das Prinzip der Gewaltlosigkeit bestärkt zu haben.

Für die katholische Kirche Österreichs bedeutet die Geschichte Jägerstätters eine schmerzliche Konfrontation mit der eigenen Rolle in der NS-Zeit. Zu spät, allzu zögerlich und dann als von den Nazis bereits geschwächte Institution hatte sie sich gegen das Regime gestellt. "Solange unsre Priester und Bischöfe keine Ratschläge über die gefährliche Lage, in der sich fast alle befinden, geben, können wir Laien höchstens Gott bitten, dass er einen so bald wie möglich glücklich ans andre Ufer gelangen lässt", notierte Jägerstätter.

Viel früher als seine Kirche wusste er um die Unvereinbarkeit von Nationalsozialismus und seiner Religion. Das Wissen um die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderung ("Euthanasie") hat ihn in seiner Ablehnung bestärkt. Jägerstätters Beispiel zeigt, was selbst der Bauer in der oberösterreichischen Provinz wusste: "Sehr traurig ist natürlich heute, dass so viele die gefährliche Lage, in der wir uns befinden, nicht erkennen oder auch nicht erkennen wollen. Viele wollen halt immer die Unschuldigen spielen, wie weit sie`s sind, wird einmal Gott beurteilen."

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