Kritische Aktionär*innen bei der HHLA

Hamburger Hafen und Logistik AG

von Sibylle Hoffmann
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Hamburg liegt nicht am Meer! - Darüber wundern sich Tourist*innen immer wieder. Hamburg liegt ca. 100 Kilometer weit im Binnenland an der Elbe. Im Mittelalter, zu Zeiten der Hanse, bot diese Lage der Schifffahrt und dem Handel viele Vorteile. Heute ist es ein ziemlicher Nachteil, wenn man Umweltschäden und Risiken, die für die Bevölkerung mit der Schifffahrt einhergehen, betrachtet. Die Menschen aber denken selten über die Risiken nach, denen sie in Hamburg ausgesetzt sind. Sie erfahren auch selten davon.

Wir Hamburgerinnen und Hamburger wissen nicht, wann nukleare Gefahrenstoffe und Waffen elbauf- oder elbabwärts „reisen“, wo und wie sie gelagert werden, was da an den Kaianlagen überhaupt umgeschlagen wird. Die Kaianlagen sieht man vom Nordufer der Elbe aus. Sie sind sehr pittoresk! Hafenkräne arbeiten, die Vancarrier sausen hin- und her. Lauter bunte Container werden bei der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik Aktiengesellschaft) und bei Eurogate gelagert, ab- oder aufgeladen.

Was da wie gefährlich ist, weiß die Bevölkerung nicht, und laut Auskunft an mich als Aktionärin der „Hamburger Hafen und Logistik AG“, kurz HHLA, weiß auch die HHLA das nicht. Ich bin eine friedenspolitisch engagierte Aktionärin mit einem winzigen Aktienanteil. Die Stadt Hamburg ist mit 68,4% die bedeutendste Aktionärin dieses Unternehmens. Auf den Aktionärsversammlungen versuche ich mit anderen Rüstungsgegnerinnen und -gegnern immer wieder, die HHLA und die städtischen Vertreter*innen dazu zu bewegen, uns Informationen über den Gefahrstoff- und Rüstungsgüterumschlag an ihren Kais mitzuteilen.

Die Antwort lautet kurzgefasst: Für Ein- und Ausfuhrgenehmigungen sind das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (für Kriegswaffen) und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (für sonstige Rüstungsgüter) zuständig. Die HHLA erfährt nur von „Gefahrgutklassen“, nach denen sie sich bei der Lagerung richtet.
2013 brach auf einem Frachter in Hamburg ein Feuer aus. Viele tausend Menschen sahen das: Hafengeburtstag wurde gerade gefeiert und der Evangelische Kirchentag fand statt. Das Feuer konnte nicht sofort gelöscht werden. Eine große Gefahr!

Die Aktionärin einer Reederei gelangte später an ein Informationsleck: Der Frachter hatte Uranhexafluorid geladen, eine hochgiftige Substanz, die nicht mit Wasser in Berührung kommen darf. Die städtische Presse meldete zwar den Brand, nicht aber Schäden oder die Ursache.

Es wird höchste Zeit, dass die Menschen in Hamburg und anderswo erfahren, welche atomwaffenfähige Materialien durch Hamburgs „Tor zur Welt“ hinein- und hinausgelangen.
Ich bin für Frieden, gegen Waffengeschäfte jeder Art und unterstütze die Volksinitiative für einen zivilen Hafen Hamburg! Schließlich steht in der Präambel unserer Verfassung: Hamburg „will im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein“.

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Sibylle Hoffmann ist Kritische Aktionärin bei der HHLA.