Heizung im globalen Treibhaus

von Chris Methmann

Bereits jetzt hat die deutsche Bundesregierung angekündigt, einen Schwerpunkt ihrer G8-Präsidentschaft auf das Thema Energie zu setzen. Damit befassen sich die 8 Staats- und Regierungschefs nun zum dritten Mal in Folge intensiv mit dem Thema Energie. Wie bei den letzten Gipfeln werden sie eine Politik verabreden, die weiter auf Öl, Gas und Atom setzt und den Klimawandel nur scheinbar ernst nimmt. Die Unfähigkeit der G8, zukunftsweisende Politik zu betreiben, ist auch im Energiesektor offenkundig. Dabei besteht gerade hier dringender Handlungsbedarf.

Energie global
Um die Hintergründe des Problems zu verstehen, ist es hilfreich, sich drei grundlegende Energie-Fakten vor Augen zu führen, die die Struktur unserer Energieversorgung prägen (Quelle: Internationale Energie Agentur (IEA), World Energy Outlook 2004):

Die fossilen Energien machen den Löwenanteil an der Weltenergieversorgung aus. Der bedeutendste Energieträger ist Öl (36%), gefolgt von Kohle (23%), Gas (21%). Zusammen machen diese "dreckigen Drei" also 4/5 der Weltenergieversorgung aus. Atomenergie und traditionelle Biomasseverbrennung ("Feuerholz") liefern je 7 %, erneuerbare Energien 4%.(1)

Der Welt-Energiehunger wächst dramatisch. Bei unveränderten politischen Rahmenbedingungen wird der Weltenergieverbrauch bis 2030 um 60% wachsen. BP geht sogar von einer Verdoppelung des Energieverbrauchs bis 2050 aus. Ein Großteil des Wachstums wird auf das Konto der Entwicklungsländer gehen. Laut der IEA werden 2030 noch immer 80% des Energiebedarfs durch fossile Energieträger gedeckt werden.

Die fossilen Energien gehen in näherer Zukunft zur Neige. Wann genau, ist allerdings hoch umstritten. Relativ wahrscheinlich ist der Zenit der Ölförderung in den nächsten 10-20 Jahren überschritten. Und sicher ist: Ist dieser Punkt einmal erreicht, wird die Fördermenge kontinuierlich sinken und der Ölpreis dramatisch steigen. Ähnliches gilt für Erdgas, das bei der rasant wachsenden Nachfrage auch nicht viel länger reichen wird. Lediglich Kohle würde als Energieträger für mehr als die nächsten 100 Jahre reichen.

Der Schaden durch fossile Energiequellen
Im Klartext bedeutet das: Der Lebensstil im Norden - und die vorherrschenden Entwicklungsmodelle im Süden gleichermaßen - bauen auf Energiequellen, die stetig teurer werden und keine Zukunft haben. In der Energiekrise treten die Grenzen des Wachstums so offen zu Tage wie selten zuvor. Und die Endlichkeit der Ressourcen ist nicht das einzige Problem. Viel dramatischer sind die Folgen, die unsere Herrschenden schon jetzt in Kauf nehmen, indem sie fast vollständig auf den fossilen Pfad setzen: Elend in den Förderländern; Abhängigkeit von mächtigen Konzernen; kriegerische Konflikte; und die globale Erwärmung.

Verfluchte Förderländer
Energiereichtum nützt zumeist nicht einmal den Menschen in den Ländern, in denen die fossilen Brennstoffe gefördert werden. Manche (meist die Eliten) profitieren kurzfristig von den hohen Deviseneinnahmen. Langfristig leiden sie jedoch unter einem "Ressourcenfluch". Im Jahr 1995 hat der angesehene Ökonom Jeffrey Sachs eine breit angelegte Studie zu den Auswirkungen großer Bodenschätze publiziert. Ergebnis: Die Ökonomien ressourcenreicher Länder wachsen langsamer. Grundsätzlich haben es diese Länder schwerer, sich zu entwickeln. Auch politisch wirken sich die reichen Bodenschätze aus: In den meisten Ländern, die reich an Energieträgern sind, gibt es keine funktionierende Demokratie, weil Eliten ihre Herrschaft mit den Rohstoffeinnahmen absichern. Ein Blick nach Russland oder in viele arabische Staaten belegt dies. Wie das Beispiel Nigeria vor Augen führt, kommt es bei Entdeckung von Ölquellen häufig zu bürgerkriegsähnlichen Spannungen - oft noch angeheizt von den Machenschaften transnationaler Konzerne. Und schließlich verursacht die Ressourcenförderung tiefgreifende ökologische Schäden. Der Pipelinebau in Ecuador oder im Tschad stehen symbolisch für Umweltschäden, unter denen meist die Armen leiden.

Die Macht der Energiekonzerne
Die Ausbeutung von Öl, Kohle und Gas benötigt Großanlagen: Der Bau von Raffinerien, Förderanlagen und Pipelines, der Aufbau von Transportkapazitäten und nicht zuletzt die Erforschung und Erschließung neuer Vorkommen erfordern hohe Investitionen, die nur von sehr kapitalkräftigen Konzernen getätigt werden können. Nicht von ungefähr waren die sieben großen Ölmultis Anfang des letzten Jahrhunderts die ersten "global Player", die Vorbilder der heutigen transnationalen Konzerne. Und das hat sich bis heute nicht geändert: Zu den 50 größten europäischen Konzernen gehören allein 17 konventionelle Energie- und Chemiekonzerne (Chemie hängt eng mit der Erdölwirtschaft zusammen). Bezieht man in diese Überlegungen die Kraftwerks- und Automobiltechnik sowie die Nahrungsmittelbranche (die wiederum eng mit der Chemieindustrie zusammenhängt) ein, stößt man auf einen gigantischen fossil-industriellen Komplex: Sie machen 43 der 50 Unternehmen aus. Und diese ziehen immense Profite aus dem Energiegeschäft: Der größte Ölkonzern ist ExxonMobil mit einem Jahresgewinn (2003) von 25 Mrd. Dollar und 237 Milliarden Dollar Umsatz - das entspricht in etwa dem Bruttosozialprodukt Schwedens. BP und Shell haben jeweils einen Gewinn von 16 Mrd. Dollar und einen Umsatz von 140 Mrd. Dollar, was Ländern wie Iran oder Indonesien entspricht. Entsprechend ihrer Bedeutung sind diese Konzerne eng mit der Politik verstrickt. Zum Beispiel gehören der neu eingerichteten Expertengruppe der EU zur Energiepolitik neben zwölf Konzernvertretern nur vier Repräsentanten zivilgesellschaftlicher Gruppen wie Gewerkschaften oder Umweltverbänden an.

Krieg und Frieden
Nicht erst seit dem Irak-Krieg mit seiner "blood for oil"-Logik wissen wir, dass der Hunger nach Energie zur treibenden Kraft der Geopolitik wird. Auch der Afghanistan-Krieg hing eng mit dem US-Einfluss im rohstoffreichen Zentralasien zusammen. Und diese Entwicklung wird zunehmen: Wird die Knappheit erst mal spürbar, spitzt sich der Konflikt um Energie zu. Wenn in 20 Jahren die dann verbliebenen Ölreserven zu 83 Prozent im Nahen und Mittleren Osten liegen, wird dort jeder seinen Einflussbereich abstecken wollen. Eine düstere Perspektive für eine Region, die schon jetzt regelmäßig von den Konflikten ums Öl erschüttert wird.

Der fossile Klimakollaps
Als wäre all dies nicht genug, ist unser fossiles Wirtschaftssystem die Ursache für eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes: den Klimawandel. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Erdatmosphäre um durchschnittlich 0,6 C erwärmt. Je nach Szenario sagen Forscher einen weiteren Anstieg um bis zu 5,4C bis 2100 voraus. Dies ist ein beispielloser Anstieg der globalen Temperaturkurve, - verursacht durch das Verbrennen fossiler Energien vor allem in den Industrieländern. Allein die Staaten der G8 sind für ca. 50% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Die Folgen der globalen Erwärmung hingegen treffen die Armen: Artensterben und Wasserknappheit bedrohen die Existenz der Menschen, die von ihrer direkten Umwelt leben, so hängen z.B. in Afrika ca. 70% der Menschen von der Landwirtschaft ab. Wetterextreme, Krankheiten und der steigende Meeresspiegel bringen die Menschen in Gefahr, die sich Anpassungsmaßnahmen (also Deichbau, stabile Häuser, Impfungen etc.) nicht leisten können.
Im Moment geht die überwiegende Mehrheit der Klimaforscher davon aus, dass schon jetzt eine Erwärmung um 2C bis zum Jahr 2050 nicht mehr aufzuhalten sein wird. Dies würde dazu führen, dass 25 Millionen Menschen von Überflutungen, 180-250 Millionen von Malaria und 200-300 Millionen von Wasserknappheit bedroht sein werden.(2) Die weltweit steigenden Temperaturen treiben die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen wohlhabend und prekär weiter auseinander.

G8: Teil des Problems, nicht der Lösung
Die G8 wissen um die katastrophalen Konsequenzen der fossilen Energienutzung. Sie selbst sind Ergebnis einer "Energiekrise". 1973 gründete sich die Organisation Erdöl-exportierender Staaten (OPEC) in Reaktion auf den israelisch-arabischen Jom-Kippur-Krieg. Die OPEC drehte den Hahn zu, die Ölpreise vervielfachten sich, und es kam zur Weltwirtschaftskrise. Die Regierungschefs sahen die Notwendigkeit eines Gremiums gekommen, das sich mit Weltwirtschaftsfragen beschäftigt: die G7 waren geboren. Schon im Abschlusskommunique ihres ersten Gipfels 1975 in Rambouillet erklärten sie die Behebung von Energieknappheit zur ihrer Aufgabe.

Seitdem waren sie mit einer Vielzahl von Energiekrisen konfrontiert. Nach dem Prinzip "Wenn die verschriebene Medizin nicht wirkt, müssen wir nur die Dosis erhöhen" halten Sie seitdem eisern an ihrer fossil-atomaren Strategie fest, ziehen aber nicht die offensichtlichste aller Schlussfolgerungen: Fossile Energien sind nicht die Lösung der Energiefrage, sondern verursachen erst die Probleme. Als in den 80er Jahren aufgrund von Konflikten im Nahen Osten das Öl knapp wurde, verständigten sie sich auf den Ausbau der Kohleförderung und die Erschließung eigener Kapazitäten, wie z.B. in der Nordsee. Als in Tschernobyl ein Reaktorblock explodierte, beschlossen sie höhere Sicherheitsstandards für Atommeiler, nicht aber die Abschaffung der Atomenergie. Als sich in den 90er Jahren die Tankerunfälle mit ihren dramatischen ökologischen Folgen häuften, versuchte man, doppelwandige Tanker einzuführen (was am Widerstand Japans scheiterte). Und jetzt, wo die globale Erwärmung nicht mehr zu leugnen ist, suchen sie unsinnige technische Lösungen, wo ein grundsätzlicher Strukturwandel Not tut.

Die Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners
"Der Klimawandel ist ohne Zweifel auf lange Sicht die größte Bedrohung für das Leben auf diesem Planeten." Mit diesen Worten hatte Tony Blair das Thema Klima in Gleneagles 2005 auf die G8-Agenda gesetzt. Gemessen an dieser ungewohnt klarsichtigen Feststellung ist das Ergebnis des Gipfels ein Desaster. Der größte Erfolg: US-Präsident Bush gibt zu, was seit mehr als 10 Jahren wissenschaftlicher Konsens ist: der Klimawandel ist menschengemacht. Im Abschlussdokument regiert die Sonntagsrhetorik, klare Zielvorgaben wie etwa festgelegte Emissionsreduktionen fehlen. Damit ist die Erklärung ein Zugeständnis an die Bush-Regierung und bedeutet für die meisten Regierungschefs einen Rückfall hinter ihre Kyoto-Ziele. Sätze wie: "Fossile Treibstoffe werden auch weiterhin eine wichtige Rolle im globalen Energiemix spielen, und wir werden Wege finden müssen, mit den verbundenen Luftverschmutzungen und Treibhausgasen umzugehen" sprechen für sich.

Der G8-Gipfel in Gleneagles ist damit als Löwe gestartet, aber als Papiertiger gelandet. In St. Petersburg 2006 kam dann auch noch die Rolle rückwärts: Die Abschlusserklärung machte sich das Szenario der Internationalen Energie-Agentur (IEA) zu Eigen: bis 2030 wird der Energieverbrauch um 60% steigen und dabei zu 80% aus fossilen Energien bestehen. Ganz so, als ob dies der natürliche Lauf der Dinge wäre und nicht das Ergebnis politischer Entscheidungen. Wären die vollmundigen Versprechungen aus Gleneagles in die Tat umgesetzt worden - das Szenario sähe schon heute deutlich anders aus. Es hat den Anschein, als täuschten die Staats- und Regierungschefs mit einer solchen Form der Klimapolitik eine Bearbeitung des Themas nur vor, um sich den rechtsverbindlichen Prozessen im Rahmen der UN zu entziehen.

Auch dort geben die G8-Staaten ein schlechtes Bild ab. Die USA haben die klaren Verpflichtungen zur CO2-Emissionsreduktion von vornherein abgelehnt. Auch die neue kanadische Regierung hat ihre Teilnahme an verbindlichen Klimaverhandlungen erst mal auf Eis gelegt. Und die EU hat zwar versprochen, bis 2012 ihren CO2-Ausstoß um 8% zu senken, doch bei der Umsetzung sieht es düster aus. Vor kurzem urteilte die Umweltorganisation Friends of the Earth: Wenn die EU weiter in Untätigkeit verharrt, werden die Emissionen bis 2012 sogar leicht steigen. Schließlich Russland: Weil dort nach 1990 ein Großteil der Wirtschaft zusammengebrochen ist und so weniger Emissionen anfallen, kann es die überschüssigen Emissionsrechte international verkaufen und sich eine goldene Nase mit "heißer Luft" verdienen. Insgesamt eine ernüchternde Bilanz. Kein Wunder also, dass die G8-Chefs sich auf den G8-Gipfeln lieber in unverbindlicher Propaganda üben, als sich ihrem Versagen in der internationalen Klimapolitik zu stellen.

Den Bock zum Gärtner gemacht
Bei der Umsetzung ihrer halbherzigen Ziele setzen die G8 folgerichtig auf einen halbherzigen Partner. Der Aktionsplan von Gleneagles beauftragt die Weltbank mit der Erarbeitung eines Investitionsrahmens, der erneuerbare Energien weltweit fördern soll. Doch die Weltbank ist eher bekannt für gigantische Projekte wie z.B. Pipelines zur Förderung fossiler Energien. Und sie hat sich bei den erneuerbaren in der Vergangenheit extrem uneinsichtig gezeigt. Obwohl eine von der Weltbank selbst in Auftrag gegebene Auswertung ihrer Projekte im fossilen Bereich zu dem Schluss kam, dass diese Projekte eher schaden als nutzen, hält sie eisern an diesem Weg fest: Noch immer fließt zwanzigmal mehr Geld in fossile Projekte als in die erneuerbaren. Ein denkbar schlechter Partner, wenn es um den Klimaschutz geht.

Aufs falsche Pferd gesetzt: Technologische Abenteuer statt realer Alternativen
Abgesehen von den unkonkreten Vorgaben, setzen die G8 bei Klimaschutz und nachhaltiger Energiepolitik auf Scheinlösungen. Im Aktionsplan von Gleneagles rangiert die Förderung erneuerbarer Energien hinter zwei hoch umstrittenen Technologien: sauberen fossilen Energien und der Verklappung von CO2. Solche Technologien setzen darauf, CO2 entweder direkt bei der Verbrennung abzuscheiden oder aus der Atmosphäre zu filtern und es schließlich unter der Erde oder auf dem Meeresgrund abzulagern. Doch solche Technologien sind unausgereift und teuer. Zudem konzentrieren sie sich allein auf das Klimaproblem, lassen aber die Endlichkeit fossiler Energien außer Acht. Es ist absurd, sich auf solche Formen technischer Symptombekämpfung einzulassen, wenn mit den erneuerbaren Energien praktikable und sinnvollere Lösungen auf der Hand liegen.

Eine ähnliche Sprache spricht der Aktionsplan von St. Petersburg. Dort wird verkündet, bis 2030 würden mehrere Billionen Dollar in eine zukunftsfähige Energieversorgung investiert. In der Auflistung, was denn zukunftsfähig wäre, tauchen erneuerbare Energien und Energieeffizienz nur als ein Punkt von vielen auf. In erster Linie bauen die Regierungschefs auf die Erschließung neuer Rohstoffquellen, die Entwicklung sauberer und effizienter Verbrennungstechnologien und ähnliche Absurditäten.

Alter Wein in neuen Schläuchen: Atomkraft auf dem Vormarsch
Endgültig absurd wird es dann, wenn die G8 mit dem Verweis auf den Klimaschutz die Atomkraft wieder ins Spiel bringen. In St. Petersburg vereinbarten Bush und Putin eine neue Nuklear-Initiative. Selbst Tony Blair, der in Gleneagles noch den Klimaschützer gab, zeigt sich jetzt überzeugt, dass nur die Atomkraft das Klima retten kann. Solche Pläne sind schlicht verlogen. Eine aktuelle Studie der Heinrich-Böll-Stiftung hat ausgerechnet, dass ein durchschnittliches Atomkraftwerk ungefähr so klimafreundlich ist wie ein mittelmäßiges Gaskraftwerk. Bezieht man nämlich den Bau des Kraftwerks und die Anreicherung des Urans in die Studien ein, verschlechtert sich die Kohlendioxidbilanz massiv.

Eine andere (Um-)Welt ist möglich
All dies passiert, obwohl die Alternativen zum fossilen Pfad klar auf der Hand liegen. Nicht die verfehlte Politik der G8 brauchen wir, sondern:

  • Eine massive Förderung erneuerbarer Energien

Erneuerbare Energien sind umweltfreundlich, friedenspolitisch sinnvoll und wohlstandsfördernd. Sie schaffen Arbeitsplätze und funktionieren unabhängig von Konzernstrukturen und großen Leitungsnetzen. Und sie sind entgegen vielfacher Behauptung jetzt schon einsetzbar. Beispiel Strom: Zur Deckung des weltweiten Strombedarfs wäre es - selbst bei deutschen Sonnenbedingungen - ausreichend, 210.000 qkm Solarzellen zu installieren. Das ist weniger als die gesamte überbaute Fläche in der EU, in die sich Solarzellen leicht einbauen ließen. Auch das Argument, erneuerbare wären zu teurer, ist leicht zu widerlegen: Zählt man die jährlichen Subventionen zusammen, die weltweit in den Energiesektor fließen, kommt man auf 224 Mrd. Dollar. Gerade einmal 3,7% davon werden für erneuerbare aufgebracht. Würde man dieses Verhältnis umkehren, wären die erneuerbaren deutlich billiger.

  • Energiesparprogramme

Gleichzeitig steckt noch immer ungeheures Potenzial im Energiesparen, z.B. durch die Förderung von Null-Energie-Häusern oder den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Förderprogramme hierfür rechnen sich auf jeden Fall, weil die Energieeinsparungen auch die Kosten senken. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass in den industrialisierten Ländern 75% des Energieverbrauchs eingespart werden könnten, ohne dass es zu höheren Kosten oder Einbußen in der Lebensqualität käme. Alles, was fehlt, ist der politische Wille, dies zu tun.

  • Eine Besteuerung des Flug- und Schiffsverkehrs

Obwohl gerade der Verkehrssektor für den drastischen Anstieg des Energieverbrauchs verantwortlich ist, verzichten unsere Regierungen noch immer darauf, Flug- und Schiffsbenzin zu besteuern. Damit entgehen den Staaten rund 250 Mrd. Dollar jährlich. Würde man diese Steuern konsequent erheben, kämen in den nächsten 10 Jahren mehrere Billionen Dollar zusammen, die zum Ausbau regenerativer Energien im Süden verfügbar wären und in einen Kompensationsfonds für Klimaopfer fließen könnten.

  • G8: Hände weg von der Energiepolitik

In den jetzt 30 Jahren ihres Bestehens haben die G8 überzeugend bewiesen, dass sie völlig unfähig sind, die Energie- und Klimaproblematik in den Griff zu bekommen. Statt den grundlegenden Strukturwandel, den wir eigentlich brauchen, halten die Herrschenden eisern am fossilen Pfad fest. Damit offenbart der Club der 8 sich als Handlanger der Öl- und Energiekonzerne. Doch damit nicht genug: Mit ihren folgenlosen PR-Veranstaltungen auf den Gipfeltreffen versuchen sie, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Wenn in den nächsten Jahrzehnten die ersten Südseeinseln dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fallen, tragen die G8 die Schuld. Lasst uns stattdessen in Heiligendamm lieber die G8 versenken.

Literaturtipps:
Scheer, Hermann. Energieautonomie. Kunstmann, 2005. Behandelt sehr erschöpfend die deutsche und globale Energiepolitik.
Wuppertal Institut. Fair Future. Begrenzte Ressourcen und Globale Gerechtigkeit. Beck, 2005. Spannt den Bogen von der Energiefrage bis zur Endlichkeit aller Ressourcen.
M. Khor/ S. Narain/ L. Wallach u.a.: Konsum. Globalisierung. Umwelt. VSA, 2005. Versammelt viele Beiträge zum Zusammenhang von Globalisierung und Umweltzerstörung. (Gibt es auch im Attac-Webshop)

Anmerkungen

  1. Diese Zahlen beziehen sich nur auf die kommerzielle Nutzung von Energieträgern.
  2. So die Berechnungen von Parry u.a.: "Millions at Risk." in Global Environmental Change 11, S. 181-183.

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Chris Methmannn ist Mitglied im Koordinierungskreis von Attac Deutschland und beschäftigt sich mit Fragen an der Schnittstelle von Globalisierung und Umwelt.