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Nachruf
Inge Jens verstorben
vonDie Literaturwissenschaftlerin Inge Jens ist im Alter von 94 Jahren in Tübingen verstorben. Sie und ihr Mann Walter Jens waren der Friedensbewegung intensiv verbunden. Wir dokumentieren einen Auszug aus dem Nachruf von Paul Russmann von Ohne Rüstung leben:
Ihre Beschäftigung mit dem Widerstand der „Weißen Rose» gab ihr den Mut, in den 1980er-Jahren mit Sitzblockaden gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen in Mutlangen zu protestieren. Vor Gericht verteidigte sich Inge Jens mit dem Hinweis auf ihre eigenen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg: Wer dieses Inferno als junger Mensch erlebt habe, müsse sich zum Pazifismus bekennen. Krieg als Inbegriff aller Ängste, Schrecken und sinnlosen Leiden sei zur „entscheidenden Erfahrung meines Lebens“ geworden. Sie habe ein für alle Mal begriffen, „wohin es führt, wenn Menschen sich anmaßen, Mitmenschen zu Feinden zu erklären“. Unter Pazifismus verstand Inge Jens auch „die Fähigkeit, sich in andere hineinzudenken und den Versuch, sie in ihrem Anderssein zu verstehen, anstatt ihnen Gewalt anzutun“.
„Mein Gott, das könnten ja deine Kinder sein“ Einer ihrer beiden Söhne verweigerte den Wehrdienst mit folgenden Worten: „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, eines Tages der Mutter eines Soldaten zu begegnen, den ich getötet habe. Was soll ich ihr sagen, wenn sie mich fragt: ,,Warum?“ Diese Worte gingen Inge Jens durch den Kopf, als man die Eheleute Jens Anfang der 1990er-Jahre bat, zwei desertierte US[1]Soldaten aufzunehmen. Sie waren auf der Flucht vor ihrem Einsatz im ersten Irak[1]Krieg. „Ich will nicht verschweigen, dass ich etwas Angst gehabt hatte vor diesem Moment: zwei fremde Menschen, Berufssoldaten aus dem US-Unterschichtsmilieu… Und dann standen sie wirklich vor meiner Haustür, ein farbiger Junge und ein weißes Mädchen. Ich hatte offenbar vergessen, wie jung Soldaten sind; jedenfalls waren alle Zweifel und Ängste wie weggeblasen und ich hatte nur noch ein einziges Gefühl: ,,Mein Gott, das könnten ja deine Kinder sein‘.“
Ikone der Friedensbewegung Wegen Beihilfe zur Fahnenflucht wurde zunächst nur ihr Mann angeklagt. Die verärgerte Inge Jens ging zur Polizei: Auch sie gehöre vor Gericht, denn „die Suppe und die Betten für die Deserteure habe schließlich ich gemacht“