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Starker Protest gegen Atomwaffen
Menschenkette in Büchel setzt Zeichen
vonMit ca. 800 Menschen gelang im Vorfeld der Bundestagswahl - am Sonntag, 5. September - der Lückenschluss der Menschenkette entlang der Bundesstraße am Atomwaffen-Stützpunkt „Fliegerhorst Büchel". Damit konnte ein deutliches Signal an die Parteien aus der Zivilbevölkerung gesendet werden, damit der Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen von Deutschland unterzeichnet, die US-Atomwaffen abgezogen und die nukleare Aufrüstung beendet werden.
Trotz großer Einschränkungen durch Corona und Bahnstreik kamen über 40 Trägerkreisgruppen der bundesweiten Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt" sowie weitere Atomwaffengegner*innen in 10 Städtebussen oder PKW angereist. Bei strahlendem Sonnenschein sahen sich viele Friedensbewegte nach längerer Coronapause bei bester Stimmung entlang der Menschenkette wieder. Die „Lebenslaute“ sang, viele trugen Transparente und aus Autos wurde wohlwollend gehupt und zugewunken. Im Anschluss erwartete die Teilnehmenden auf dem Kundgebungsplatz am Haupttor ein biologisch-vegetarisches Mittagessen und ein spannendes Programm mit Redebeiträgen, die vor allem die europäische Perspektive eröffneten.
Während Marion Küpker für die Kampagne auf die aktuellen Entwicklungen der nuklearen Aufrüstung in Büchel aufmerkasam machte und auf die reale Bedrohung eines Atomkrieges durch die Nukleardoktrin hinwies, widmete sich Prof. Karl Hans Bläsius dem Thema der Künstlichen Intelligenz und des jederzeit möglichen „Atomkrieges aus Versehen“.
Angelika Claußen, die europäische Präsidentin der Internationalen Sektion der IPPNW/ÄrztInnen zur Verhütung des Atomkrieges, stellte die Notwendigkeit einer europäischen Kampagne vor - hier ein Auszug aus ihrer Rede:
"Ja, die Friedensbewegung schreibt Erfolge, den Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) haben wir, die weltweite Zivilgesellschaft durchgesetzt im Bündnis mit den Ländern des globalen Südens und mutigen herausragenden Politiker*innen aus Ländern in Europa, aus Österreich und aus Irland. Den Widerstand der Atomwaffenstaaten haben wir erwartet, der AVV läuft ihren Interessen ja diametral entgegen! Jetzt ist Europa dran! In Europa muss die Nukleare Teilhabe beendet werden: in Deutschland, in Belgien, in den Niederlanden und in Italien... Der Erste Schritt dazu ist, das nukleare Dogma der NATO in Frage zu stellen, das Dogma der nuklearen Abschreckung.
Und hier kommt [ein aktuelles] Großereignis ins Spiel: Die Niederlage der Weltmacht USA in Afghanistan. Es ist jetzt glasklar deutlich, dass militärisch gestützte Sicherheitspolitik extrem zerstörerisch ist. Militär und Wettrüsten, sei es nuklear oder auch nicht nuklear sind völlig ungeeignete Mittel, um den Herausforderungen der Menschheit in Zeiten der Klimakrise zu begegnen. Das Militär selbst ist ein Klimakiller. Wir brauchen stattdessen eine zivile Sicherheits- und Friedenspolitik, die in kooperativen Beziehungen unserer Länder die wichtigen Schritte zu einer sozial-ökologischen Transformation umsetzt. Entspannungspolitik heute, kooperative Sicherheitspolitik bedeuten drastische Abrüstungsschritte für Klimagerechtigkeit.
Nuclearfree Europe – so haben wir unsere gemeinsame Kampagne genannt, um die Friedensbewegung und die Politik in den Dialog zu bringen, wie eine Roadmap zur Beendigung der nuklearen Teilhaben in Europa aussehen kann... Eine Welt frei von Atomwaffen, die Eindämmung der Klimakrise samt Klimagerechtigkeit und unser Recht auf Leben und Gesundheit – alle diese Ziele gehören zusammen! Dafür setzten wir uns gemeinsam hier in Büchel ein!"
Aus den europäischen Ländern der Nuklearen Teilhabe sprach Guido van Leemput, der Mitarbeiter für „Außenpolitik und Landesverteidigung“ der Fraktion der Sozialistischen Partei in der Tweede Kamer in den Niederlanden ist und sich bei Bike for Peace Holland engagiert. Ludo De Brabander ist Sprecher der belgischen Friedensorganisation Vrede, die aktuell die Proteste an der belgischen Militärbasis Kleine Brogel organisiert. Alfonso Navarra,italienischer Vertreter der „disarmisti esigenti“ übermittelte einen gemeinsamen Vorschlag der italienischen Friedensgruppen für die nächste COP26 (UN Climate Change Conference) in Glasgow. Rudolf Gottfried informierte über die geplanten Aktionen, die gegen das nukleare NATO-Manöver in Nörvenich am 9. Oktober stattfinden sollen.
Die gesamte Kundgebung wurde in einem Livestream aufgezeichnet und kann jetzt auf Youtube angeschaut werden: www.youtube.com/watch?v=wxFABSdzBO0, weitere Informationen www.atomwaffenfrei.de.