Frieden und Gerechtigkeit gestalten - Nein zum Krieg

Münchener Sicherheitskonferenz

von Thomas Rödl

Etwa 550 Menschen füllten am Abend des 11.2. den Saal des Alten Rathauses in München, der "schönste und repräsentativste Raum, den München zu bieten hat". Mit ihrer Teilnahme am Internationalen Forum der "internationalen und öffentlichen Friedenskonferenz" signalisierten diese Bürgerinnen und Bürger, dass sie die "Sicherheitspolitik" der Herrschenden und der Mächtigen ablehnen, die etwa 500 Meter weiter, im Hotel Bayerischer Hof, verhandelt wird, dass sie die Suche nach zivilen Wegen zur Bearbeitung von Konflikten unterstützen wollen. Bürgermeister Hep Monatzeder (B90/die Grünen) teilt die Kritik, die die Friedensbewegung gegen die "Sicherheitskonferenz" vorbringt:

"Unumstritten ist aber sicherlich die Tatsache, dass die Themen, die sich die Friedensbewegung heute und in den nächsten Tagen vorgenommen hat, im Bayerischen Hof nicht zur Sprache kommen werden. Leider kein Thema wird dort zum Beispiel sein, wie Konflikte und Kriege langfristig verhindert werden. Nicht zur Sprache kommen wird eine gerechte Weltwirtschaftsordnung. Und auch Konzepte der zivilen Konfliktlösung werden auf der Sicherheitskonferenz wohl kaum eine Rolle spielen. Gerade diese Themen aber müssen auf die Tagesordnung, wenn man es wirklich ernst meint mit Konfliktverhütung und damit, die Ursachen von Kriegen zu beseitigen." (Zitat aus dem Grußwort)

Prof. Hans-Peter Dürr, Physiker, Schirmherr der Veranstaltung, prangerte in seinem Einleitungsbeitrag das überkommene Denken an, das an die Möglichkeit der Lösung von Konflikten mit militärischen Mitteln glaube. Demgegenüber seien Kooperation und Dialog tragende Prinzipien der Evolution. Die Grundhaltungen der Friedensbewegung entsprächen also den Grundprinzipien des Lebens und würden sich durchsetzen, so sein optimistischer Ausblick.

Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Prof. Horst-Eberhard Richter zum Thema "Feindbild Islamismus": Nicht der Islamismus sei das Problem, sondern unser Feindbild und unsere Angst vor dem Anderen, unser Verhalten, das Angst und Leid und damit Hass erzeuge. Der Krieg gegen den Terrorismus sei inzwischen gefährlicher als der Terror selbst.

Erfolgreiche Beispiele für die gewaltfreie Bearbeitung und Überwindung von Konflikten seien Gandhi, Martin Luther-King, Willy Brandt, Gorbatschow und Nelson Mandela. Nicht Überlegenheit und Stärke, sondern Mitgefühl und politische Klarheit haben hier Widerstände überwunden und Konflikte beigelegt.

Dr. Balkrishna Kurvey, Vorsitzender des indischen Institus für Abrüstung und Umweltschutz, vertrat in seinem Beitrag "Globalisierung, Kriegsursachen und nichtmilitärische Konfliktlösung" am Beispiel Indiens die These, dass Armeen den Terrorismus nicht stoppen und keine Bürgerkriege beenden könnten.

Prägnant und kritisch befasste sich Gerald Oberansmayr abschließend mit dem Verfassungsentwurf der Europäischen Union. Diese nähere sich der US-amerikanischen Einstellung an, dass Militär ein legitimes Instrument zur Durchsetzung von Interessen sei.

Als Gegenbewegung forderte er die transnationale Solidarität gewaltfreier Friedensaktivisten.

(alle Beiträge zur Konferenz sind auf der homepage www.dfg-vk.de/sicherheitskonferenz nachzulesen; eine Dokumentation ist in Arbeit, für 3 Euro Kopier- und 2 Euro Versand- und Portokosten erhältlich beim Bildungswerk der DFG-VK Bayern - Achtung ab 1.4. neue Adresse!)

Die Friedenskonferenz bot der Lokalpresse und den Rundfunkredaktionen die Möglichkeit, inhaltliche Thesen der Friedensbewegung aufzugreifen (während ansonsten in der Berichterstattung die Demonstration und die damit verbundenen Auseinandersetzungen dominieren).

Die Friedensbewegung hat ganz sanft, aber nicht schmerzfrei, den Ort erobert, an dem noch ein Jahr vorher die Teilnehmer der "Internationalen Konferenz für Sicherheitspolitik" sich auf Kosten des Steuerzahlers den Ranzen vollgefressen haben. Könnte durchaus sein, dass die Friedenskonferenz zum ersten und gleichzeitig zum letzten Mal im Prunksaal des Alten Rathauses stattfand.

 

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