Nachruf

Schauspielerin Barbara Rütting verstorben

von Dieter Junker
Hintergrund
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Ende März ist die Schauspielerin Barbara Rütting im Alter von 92 Jahren gestorben. Bekannt aus vielen Filmen engagierte sich die Künstlerin seit den 1980er Jahren zunehmend auch in der Politik, in der Umwelt- und in der Friedensbewegung. Seit vielen Jahren unterstützte sie dabei auch die Proteste der Atomwaffengegner*innen in Büchel und war mehrmals in der Eifel bei den Aktionen dabei. Eigentlich wollte sie auch an Ostermontag beim Ostermarsch in Büchel zu den Friedensaktivist*innen sprechen, doch das Corona-Virus hatte schon vorher für eine Absage gesorgt.
„Mit Barbara ist die letzte Prominente der Mutlangen-Blockade von 1984 von uns gegangen“, sagt Dr. Elke Koller aus Leienkaul traurig. Elke Koller gehört zur Regionalgruppe Cochem-Zell des Internationalen Versöhnungsbundes. Bis zuletzt hatte sie engen Kontakt zu Barbara Rütting. Immer wieder tauschten sie Mails aus. „Für diesen Sommer hatte sie sich vorgenommen, erneut an einer Blockade des Fliegerhorstes teilzunehmen“, erzählt Elke Koller.

Bereits 2013 hatte die Schauspielerin, Buchautorin und langjährige bayerische Landtagsabgeordnete mit anderen Aktivist*innen die Zugangstore des Luftwaffenstützpunktes Büchel blockiert, zwei Jahre später nahm sie am Abschluss der Blockadeaktion „Büchel 65“ teil, wo sie erneut vor den Toren des Fliegerhorstes saß. Bis zuletzt spürte sie noch die Folgen eines Sturzes, den sie sich dabei vor fast fünf Jahren in der Nähe des Lutzerather Tores zugezogen hatte. „Deshalb wollte sie diesmal keine Festnahme durch die Polizei riskieren, aber dennoch zu den Blockadeteilnehmer*innen sprechen und sie so unterstützen“, erzählt die Eifeler Friedensaktivistin.

Die Schauspielerin hatte den Wunsch geäußert, mal wieder nach Büchel zu kommen, darum lud Elke Koller die Schauspielerin zum Ostermarsch ein und bekam eine Zusage. Von Barbara Rütting erhielt Elke Koller auch einen ersten Entwurf für die Rede, die sie dann halten wollte. Dabei hätte sie auf den gewaltfreien Widerstand Mahatma Gandhis hingewiesen und für einen Dialog, für Hoffnung auf Entspannung und auf Frieden geworben. Sie, die sich gerne als „die älteste Friedensaktivistin in der Bundesrepublik“ bezeichnete, hätte die Ostermarschierer*innen aufgefordert, sich für Veränderungen in der Welt einzusetzen und nicht den Mut zu verlieren beim Eintreten für den Frieden in der Welt.

Im August 2009 hatte die Schauspielerin an der Abschluss-Kundgebung in Büchel um Nagasaki-Tag teilgenommen. 2013 bei der 24-Stunden-Blockade der Friedensbewegung in Büchel hatte sie in ihrer Ansprache betont: „Es ist absurd, dass diese Mordwaffen hier immer noch lagern – und noch absurder, dass sie nun auch noch modernisiert werden sollen. Sie gehören weg! Deshalb sind wir hier, um mit gewaltfreien und friedlichen Blockaden den Abzug aller Atomwaffen nicht nur aus Büchel, sondern aus ganz Deutschland zu fordern.“ Und 2015 meinte sie: „Der Name Büchel bedeutet genau wie Mutlangen für mich ein Wechselbad der Gefühle. Wut gegen ,die da oben´, die uns diese Mordwaffen nach wie vor zumuten, ohnmächtige Verzweiflung, dass sich trotz jahrzehntelangen Widerstands nichts zu ändern scheint. Und dann doch immer wieder die Hoffnung, dass eines Tages die von den Friedensbewegten gelegten Samen aufgehen werden.“

Barbara Rütting, 1927 in Berlin geboren, hatte sich seit den 1950er Jahren einen Namen als Schauspielerin gemacht, 1952 erhielt sie den Bundesfilmpreis. Ab 1980 zog sie sich von der Bühne immer mehr zurück und begann ein beeindruckendes politisches Engagement. Sie engagierte sich gegen Tierversuche, nahm an den Protesten der Friedensbewegung gegen den NATO-Doppelbeschluss teil, blockierte bei der sogenannten Prominenten-Blockade in Mutlangen. Für Bündnis 90/Die Grünen wurde sie Mitglied im bayerischen Landtag und war dort Alterspräsidentin. Aus Protest gegen die Zustimmung der Grünen zum Kosovo-Krieg trat sie aus der Partei aus, wurde später wieder Mitglied und verließ die Grünen 2009 erneut. Sie unterstützte mehrere Kleinparteien und war älteste Bundestagskandidatin 2017.
„Wir hatten uns gefreut, dass Barbara Rütting nun wieder in die Eifel kommen wollte, um uns in unserem Protest zu unterstützen. Doch nun müssen wir Abschied nehmen von ihr“, so Elke Koller. Und sie ist überzeugt: „Ihr Engagement, ihr langer Atem, ihr unermüdliches Eintreten für eine friedliche Welt, das wird uns fehlen.“

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Dieter Junker lebt im Hunsrück und ist als freier Journalist für mehrere Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenagenturen tätig.