Antarktis, Weltraum, Lateinamerika, Afrika und Teile Asien

Verträge über Atomwaffenfreie Zonen

von Redaktion FriedensForum
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Die Einrichtung atomwaffenfreier Zonen begleitet als Forderung die Friedensbewegung, seitdem diese Waffen gebaut und zum Einsatz bereit gehalten werden. Im Folgenden dokumentieren wir eine Übersicht über die bestehenden atomwaffenfreien Zonen in der Welt.

Alle Landmassen der südlichen Hemisphäre, der Weltraum und der Meeresboden sind atomwaffenfrei. Der Pelindaba-Vertrag regelt die atomwaffenfreie Zone in Afrika, der Vertrag von Tlatelolco betrifft ganz Süd- und Mittelamerika, der Rarotonga-Vertrag den Südpazifik. Allerdings sind nicht alle internationalen Gewässer von den atomwaffenfreien Zonen abgedeckt.

Der Vertrag von Bangkok deckt einen großen Teil von Südasien ab, nicht jedoch Indien und Pakistan. Auch die Mongolei hat sich für atomwaffenfrei erklärt. 1992 haben Nord- und Südkorea eine gemeinsame Erklärung für die Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel verabschiedet. Zuletzt wurde der Vertrag von Semei, der die zentralasiatische Atomwaffenfreie Zone regelt, abgeschlossen.

Tabelle: atomwaffenfreie Zone

Atomwaffenfreie Zonen
Atomwaffenfreie Zonen

 

Antarktis
Der Antarktis-Vertrag erklärt die Antarktis zu einem Gebiet, das ausschließlich zu friedlichen Zwecken genutzt werden darf: Jede Form der militärischen Nutzung der Antarktis ist verboten. Nukleare Explosionen sowie die Lagerung radioaktiver Abfälle sind explizit untersagt. Der Vertrag wurde am 1. Dezember 1959 unterzeichnet und ist am 23. Juni 1961 in Kraft getreten.

 

Bangkok: Südostasien
Ein Jahrzehnt nach Abschluss des Raratonga-Vertrags und als Folge der Beendigung des Kalten Krieges kam eine atomwaffenfreie Zone im Südostasien zustande. Das Abkommen wurde am 15. Dezember 1995 in Bangkok unterzeichnet und erhielt dadurch seinen Namen. Wie schon die Vorgängerverträge findet der Bangkok-Vertrag seine Wurzeln im Kalten Krieg und spiegelt den Wunsch der ASEAN-Staaten (Brunei, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam) wider, allen politischen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen. Auch die Kuala Lumpur-Erklärung von 1971 über eine Zone des Friedens, der Freiheit und der Neutralität (ZOPFAN) in Südostasien war ein Vorgänger des Vertrags. Den ASEAN-Staaten schlossen sich die späteren ASEAN Staaten Laos, Kambodscha und Myanmar als Unterzeichnerstaaten des Bangkok-Vertrags an. Bisher hat kein Atomwaffenstaat das Zusatzprotokoll unterzeichnet, hauptsächlich aufgrund der US-amerikanischen und französischen Einwände gegen die negativen Sicherheitsgarantien und gegen die Definition des Territoriums. Laut Vertrag sollen nicht nur die eigenen Territorien der Mitgliedsstaaten, sondern auch ihre „exklusiven Wirtschaftszonen“ (EEZ = Exclusive Economic Zones) zur atomwaffenfreien Zone gehören.

Pelindaba: Afrika
Der Vertrag von Pelindaba (oder Kairo-Erklärung) wurde am 11. April 1996 angenommen, anlässlich der Unterzeichnung des Vertrages über eine atomwaffenfreie Zone in Afrika. Die Erklärung fordert die Atomwaffenstaaten auf, »das Ziel einer atomwaffenfreien Welt aktiv zu verfolgen, wie in Artikel VI des Nichtverbreitungsvertrags festgelegt, durch die dringende Verhandlung von Vereinbarungen mit wirkungsvollen Überprüfungsmaßnahmen bezüglich der vollkommenen Abschaffung von Nuklearwaffen zum frühest möglichen Zeitpunkt«. Die Erklärung betont auch die Einrichtung von atomwaffenfreien Zonen, speziell in Spannungsregionen, um Frieden und Sicherheit auf globaler und regionaler Ebene zu verbessern. Am 11. August 2009 ist der Vertrag durch die Ratifizierung Burundis in Kraft getreten.

Rarotonga: Südpazifik
Der Vertrag von Rarotonga für eine atomwaffenfreie Zone im Südpazifik wurde am 6. August 1985 abgeschlossen und trat am 11. Dezember 1986 in Kraft. Hauptziel des Vertrages von Rarotonga war zunächst die Unterbindung der französischen Atomtests, die in den 1980er Jahren immer noch stattfanden. Die Staaten der Region litten sehr unter den Folgen der vielen oberirdischen Atomtests der USA und Großbritanniens zwischen 1946 und 1958 und ein Vertrag bot die Chance, die Region ein für alle Mal von Atomwaffen zu befreien.
Der Vertrag verbietet, außer dem Testen, auch die Stationierung, den Besitz sowie die Herstellung von Atomwaffen im Südpazifik. Darüber hinaus untersagt er die Lagerung atomarer Abfälle in den Gewässern der Region. Die Staaten des Südpazifik waren auch über das Abladen vom Atommüll ins Meer besorgt, der die Meeresumwelt auf Dauer zerstören könnte.

Tlatelolco: Lateinamerika
Der Vertrag von Tlatelolco verbietet das Testen, das Stationieren, den Besitz sowie die Herstellung von Atomwaffen in der Karibik und Lateinamerika. Er wurde am 14. Februar 1967 in Tlatelolco, einem Stadtteil von Mexiko-Stadt, unterzeichnet und ist am 25. April 1969 in Kraft getreten. Damit wurde er zum ersten Vertrag, der eine bewohnte Region zur atomwaffenfreien Zone erklärt.
Maßgeblich vorangetrieben hatten den Vertrag der UN-Abrüstungsbotschafter für Mexiko Alfonso García Robles und die schwedische Botschafterin und Parlamentarierin Alva Myrdal. Dafür erhielten sie 1982 den Friedensnobelpreis.
Alle 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik haben den Tlatelolco-Vertrag ratifiziert, zuletzt Kuba am 22. Oktober 2002. Es gibt zwei Zusatzvereinbarungen: Die erste bindet die USA, Großbritannien und die Niederlande, die Überseeterritorien in der Region besitzen, an den Vertrag. Die zweite verbietet den USA, Frankreich, Großbritannien, der Volksrepublik China und Russland, den Vertrag zu unterlaufen.
OPANAL (Organismo para la Proscripción de las Armas Nucleares en la América Latina y el Caribe) ist eine zwischenstaatliche Organisation. Ihre Gründung war im Vertrag festgeschrieben und ihr Zweck ist, die Umsetzung des Vertrags zu gewährleisten. Sie organisiert regelmäßige Konferenzen für die Vertragsparteien. Alle zwei Jahre gibt es eine Generalversammlung, die den Rat und den Generalsekretär wählt. Der Rat besteht aus fünf Mitgliedsstaaten, die für vier Jahre gewählt werden. Aktuell sind das Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile und Mexiko (Stand Februar 2009)

Semei: Zentralasien
Der Vertrag von Semei ist seit dem 11. Dezember 2008 in Kraft und schafft eine atomwaffenfreie Zone in Zentralasien. Zuletzt ratifizierte Kasachstan den Vertrag, nachdem dies bereits in den anderen Unterzeichnerstaaten, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan und Kirgisistan, geschehen war. Der Vertrag verbietet das Testen, Stationieren, den Besitz und die Herstellung von Atomwaffen in Zentralasien.

Der Vertrag erhält seinen Namen nach dem Ort Semei (früher Semipalatinsk), an dem er von den fünf Staaten unterzeichnet wurde. Die atomwaffenfreie Zone in Zentralasien ist die erste Zone, die in einer Region errichtet wurde, in der früher Atomwaffen stationiert waren. In allen fünf Staaten hatte die Sowjetunion Atomwaffen und teilweise auch weitere Infrastruktur des sowjetischen Atomprogramms, wie etwa das Atomwaffentestgelände in Semipalatinsk, stationiert. Im Vertrag findet sich dementsprechend auch ein Abschnitt, der zur gemeinsamen Bekämpfung der Folgen des sowjetischen Atomwaffenprogramms in Zentralasien auffordert.

Von Seiten der Atommächte wird die atomwaffenfreie Zone derzeit nur von Russland und China unterstützt. Die USA, Großbritannien und Frankreich kritisieren den Vertrag. Ihre Befürchtung ist es, dass Russland auf Grund schon vor Unterzeichnung des Vertrages existierender Sicherheitskooperationen, die laut Vertrag auch weiterhin bestehen bleiben, das Abkommen bilateral unterlaufen könnte.

Vorschlag: Zone frei von Massenvernichtungswaffen: Mittlerer und Naher Ost (Westasien)
Der Vorschlag für die Einrichtung einer atomwaffenfreien Zone für die Region des Mittleren Ostens (Westasien) wird seit 1974 in der UN-Vollversammlung jedes Jahr erneut verabschiedet. Verhandlungen über eine solche Zone sind jedoch nie begonnen worden. Seit 1990 ist der Vorschlag auf alle Massenvernichtungswaffen ausgeweitet und 1995 in einer Resolution als ein Anhang zum Atomwaffensperrvertrag verankert worden. Im Jahr 2010 verabredeten die Vertragsstaaten, eine Konferenz über eine Zone frei von Massenvernichtungswaffen im Mittleren Osten einzuberufen.

Gemeinsame Erklärung zur Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel
Dieses Abkommen zur Schaffung einer kernwaffenfreien Zone auf der koreanischen Halbinsel wurde sowohl von Nord- als auch von Südkorea unterzeichnet und ratifiziert. Seine Umsetzung über die Schaffung einer gemeinsamen Nuklear-Kontroll-Kommission steht noch an.

Wiederabdruck mit Genehmigung der Betreiber*innen der Website von:
https://www.atomwaffena-z.info/heute/die-atomwaffenfreie-welt/atomwaffen....

Dort finden sich auch Links zu den Verträgen im Wortlaut sowie Quellenhinweise.

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