Vorsicht: Giftgastransporte!

Möglicherweise im Frühjahr, spätestens Anfang Juli, erleben wir den wahrscheinlich gefährlichsten Gefahrguttransport in der Geschichte der Bundesrepublik. 435 Tonnen Nervengifte VX und Sarin (GB) der US-Armee werden in ihren z.T. verrotteten Granatenhülsen im pfälzischen Depot Clausen zunächst auf LKW's und dann auf die Bahn verladen. Die Giftgaszüge rollen über die Rheinschiene oder über Fulda/Hannover nach Nordenham. Vernichtet werden sollen die Bestände durch Verbrennung auf dem Johnston-Atoll in der Nähe von Hawai. Kohl hat den Amerikanern bereits die Stationierung der Folgegeneration der binären Giftgaskampfstoffe in der BRD zugesagt. Der überhastete Transport ist das Gegengeschenk von Präsident Bush an Kohl, der mit einer chemiewaffenfreien BRD im Bundestagswahlkampf glänzen will. So wird auf die große Gefährdung der Bevölkerung beim kleinsten Zwischenfall kaum ein Gedanke verschwendet, die Verantwortlichen setzen auf Glück und Gottvertrauen. In den USA sind solche Transporte nach ausgiebigen Risikoanalysen unter Beteiligung unabhängiger Experten und der Bevölkerung verboten worden. Unter Umständen wäre eine gut vorbereitete (und langwierige) Vernichtung vor Ort noch das relativ annehmbarere Verfahren, um das Teufelszeug loszuwerden.

Verunsicherung gibt es auch wegen der notorischen Geheimhaltung aller Daten. So ist längst nicht sicher, ob mit der Räumung des Depots Clausen die chemischen Kampfstoffe wirklich weg sind. Amerikanische Kongreßquellen geben an, daß sich in der BRD 6% der amerikanischen Bestände befinden. Experten schätzen die Gesamtmenge auf 40.000 Tonnen, der jetzige Transport würde dann also nur gut 1% betreffen. Sind die anderen ca. 2.000 Tonnen vielleicht doch im Depot Fischbach?

Die Arbeitsgruppe "Giftgas auf der Schiene." hat (u.a. über das Netzwerk Friedenskooperative) umfangreiche Informationen an Gruppen im Bereich, der Zugstrecken verschickt. Wir veröffentlichen daraus hier nochmals den Fragenkatalog an Kommunen. (M.St.)

Kontaktadressen der Arbeitsgruppe "Giftgas auf der Schiene":

Beate Hillesheim, Pasquaystr. 3, 6780 Pirmasens, Tel, 06331/99372

Ulrike Puder, Husterhöhstr. 22, 6780- .Pirmasens, Tel. 06331/13074

Klaus Heidenreich, Kirschgartenstr. 31, 6900 Heidelberg, Tel. 06221/372209

Rosmarie Dorndecker, Mozartstr. 38, 6804 Ilvesheim, Tel. 0621/494745

 

Verlangen Sie darauf eine Antwort bevor der erste Zug rollt!

  1. Ist die Kreisverwaltung/Stadtverwaltung/Gemeindeverwaltung über den Zeitpunkt und über den Transportweg für das US-C-Waffenarsenal aus der Pfalz unterrichtet? 
  2. Sind für den Fall, daß die C-Waffen durch ............. transportiert werden, Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vorgesehen, die über den bloßen Polizeischutz für die Transporte hinausgehen? Welche? 
  3. Sind die Feuerwehr und das technische Hilfswerk dafür ausgerüstete und darin trainiert, Unfälle mit den Giftstoffen VX, GB und Lost in den Griff zu bekommen? Auch im Falle einer Explosion?
  4. Sind die Rettungsdienste entsprechend ausgerüstet und trainiert?
  5. Sind die Krankenhäuser in der Lage, im Eventualfall genügend Intensivbetten zur Verfügung zu stellen? Ist das Pflegepersonal entsprechend trainiert? Ist die Lagerung von Antidoten ausreichend? Sind die Ärzte in der Behandlung von Giftgasopfern ausgebildet?
  6. Ist die amerikanische Armee in entsprechende Maßnahmen eingebunden? Haben gemeinsame Übungen stattgefunden, um eine sinnvolle Koordination zu sichern?
  7. Wer trägt die Kosten für die Bereitstellung solcher Hilfsdienste in diesem besonderen Fall? Wie hoch werden sie veranschlagt? Wieviel Prozent davon tragen die Amerikaner?
  8. Ist ein Warnsystem vorgesehen? Wie soll es funktionieren? Sind Übungen mit der Bevölkerung vorgesehen?
  9. Werden Evakuierungen für angebracht gehalten? Wenn ja, in welchem Umfang? Für wie breit wird der Radius tödlicher Gefahr gehalten, für wie breit der Radius sublethaler Schädigung?
  10. Wie hoch werden die Kosten für eventuelle Evakuierungen veranschlagt und wer trägt sie? Wie hoch wird der prozentuale Anteil der Amerikaner daran sein?
  11. Wie, wann und von wem soll die Bevölkerung über die mit dem Transport verbundenen Gefahren aufgeklärt werden?

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