Die Arbeit in der Friedensinitiative Nottuln

Wider den Frust und die Langeweile

von Robert Hülsbusch

Ozonloch, Klimakatastrophe, Abholzung der Tropenwälder, atomare Verseuchung der Umwelt...Es gibt ernstzunehmende WissenschaftlerInnen, die be­haupten, es sei bereits 5 nach 12. Die andere Seite: die politische Eiszeit scheint weltweit gebrochen. Politiker aus Ost und West reden miteinander. Es gibt neue Rüstungskontrollverhandlungen und Abrüstungsinitiativen.

Angesprochen, ob er auch in diesem Jahr den Ostermarsch mit vorbereite, antwortete ein grünes Ratsmitglied hier im Kreis Coesfeld: "Die Zeiten haben sich doch geändert. Dazu hat die Friedensbewegung viel beigetra­gen. Endlich haben wir Zeit und En­ergie, die wirklichen Fragen, die wirk­lichen Überlebensfragen anzugehen."

Ist es verwunderlich, daß sich so viele ehemals Friedensbewegte den drän­genden ökologischen Problemen unse­rer Zeit zuwenden? Die Friedensinitiativen leiden an Mitglieder­schwund.

Nicht so die FI Nottuln. Beispiellos hier im Umkreis hält sie über Jahre nun schon ihre Mitgliederzahl von 15-20 Menschen aus Nottuln (15.000 EinwohnerInnen).

Frieden ist nicht nur Frieden
Nach der Stationierung der Pershing II haben wir - wie viele andere - schnell begriffen, daß sich Friedens­politik nicht nur im Zählen von Raketen erschöpfen darf. Unser Ar­beitsfeld erweitere sich enorm: Zivilschutzmaßnahmen, alternative Vertei­digungskonzepte, Städtepartnerschaf­ten mit Gemeinden in Osteuropa, Be­ratung von Kriegsdienstverweigerern, Unterstützung von Totalverweigerern, Aktionen gegen den Tiefflug und vieles andere mehr. Wichtig war und ist: Jedes Thema läßt sich "kommuna­lisieren". Eine Flut von BürgerInnen­anträgen an den Gemeinderat sorgte in der Vergangenheit dafür, daß die jeweiligen friedenspolitischen Themen auch auf der kommunalen Ebene, im Rat und damit auch in den Parteien und in der Presse diskutiert wurden.

Aber auch hier blieben wir nicht ste­hen. Das friedenspolitische Arbeitsfeld wurde und wird weiter ausgedehnt:

  • Frieden ist Gerechtigkeit: Die FI Nottuln kümmert sich um die AsylantInnen im Ort, unterstützt im Rahmen des Ostermarsches ein Arbeitslosenprojekt, sucht die Zu­sammenarbeit mit Dritte-Welt-Organisationen, tritt als Organisation der Anti-Apartheid-Bewegung (AAB) bei und führt Aktionen ge­gen Apartheid durch (u.a. Aufruf zum Früchteboykott).
  • Frieden schließt auch den Frieden mit der Natur ein: Die FI Nottuln kümmert sich um Umweltschutz, problematisiert den Autoverkehr im Ort, fährt nach Wackersdorf und engagiert sich gegen das Zwischen­lager für atomare Brennelemente im Nachbarort Ahaus.
  • Friedenspolitik ist Engagement ge­gen Rechtstendenzen und für Demokratie: Die FI Nottuln veran­staltet Gesprächsabende zu unserer NS-Vergangenheit, führt öffentliche Veranstaltungen zu neonazistischen Aktivitäten im Umkreis durch, in­itiiert vor Ort den Widerstand ge­gen die Volkszählung und engagiert sich für die "Aktion Volksent­scheid".
  • Frieden beginnt im nahen Umfeld: Die FI Nottuln mischt sich aktiv in die Kommunalpolitik ein, hält es sich offen, sich zu allen Themen zu äußern. Ziel ist es, die politische Kultur und damit das Klima in der Gemeinde zu verbessern und zu vermenschlichen.

Deutlich wird: Die Friedensinitiative Nottuln hat sich fast entwickelt zu ei­ner Art Arbeitskreis "Kritischer Bür­gerInnen". Dennoch: die Friedenspo­litik im engeren Sinne bleibt Schwer­punkt der Arbeit unserer Initiative. Aber darüber hinaus sind alle anderen Politikbereiche (ohne Ausnahme) möglich. Jede/r hat die Möglichkeit, ihr/sein Thema einzubringen und die Organisation der Friedensinitiative zu nutzen.

 

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Initiativen
Robert Hülsbusch, Friedensinitiative Nottuln.