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X. END-Convention in Moskau
vonEs war eine besondere Tagung, die im Zeichen der European Nuclear Disarmament-Bewegung vom 14.-17. August in Moskau stattfand. Das besondere war freilich nicht das schon fast konventionell zu nennende Programm der END-Konvention, sondern die Begegnung mit mehreren hundert Bürgerinnen und Bürgern aus fast allen Republiken der (damaligen?) Sowjetunion. Die oft gähnend leeren und langweilenden Arbeitsguppen waren das äußere Zeichen dafür, daß die eigentliche Konvention vor den Türen stattfand.
Und das mit Recht! Die VertreterInnen der neuen sozialen Bewegungen, ganz besonders Tair Tairov, vermittelten uns Westlern etwas von der Civil Society, von der sie (und wir?) nicht nur träumen, sondern die sie im Alltag aufzubauen versuchen. Auch in anderer Hinsicht war dieses Treffen etwas Besonderes: es wurde privat vorbereitet und organisiert; der gar nicht mehr so mächtige und reiche Staatsapparat blieb außen vor. Es war gut, daß wir, wenn auch nur für drei Nächte, den Alltag russischer und anderer Studenten teilen konnten, die sonst in dem Übernachtungsheim wohnten, in dem wir untergebracht waren. Der Moskauer Bürgermeister sprach von Alternativen, die freilich in schweren Zeiten durchzusetzen seien. Frau Bonner, die Witwe Andreij Sacharows, ließ uns die Herausforderung spüren, vor denen die Menschen in diesem Riesenland vom Bug bis Sachalin leben.
Natürlich geht von den immensen atomaren Arsenalen in Ost und West (auch schon im Süden?) weiterhin eine Bedrohung der menschlichen Zivilisation aus. Die END-Bewegung sollte deshalb auch künftig eine koordinierende Rolle im Widerstand gegen die nukleare Rüstung haben. Doch die eigentliche Herausforderung ist eine andere: es geht um die Organisation einer zivilen Weltgesellschaft. Und die beginnt im eigenen Land, auch bei uns! Welchen Beitrag die Menschen in der ehemaligen Sowjetunion dazu leisten können, wurde am Tage nach Beendigung der Konvention deutlich: im erfolgreichen gewaltfreien Widerstand der Bevölkerung gegen den Staatsstreich kommunistisch-konservativer Abenteurer, dessen dramatischen Beginn einige von uns in Moskau noch erlebten. Hier muß die neue Friedensarbeit geleistet werden, im Widerstand gegen die Gewalt in und zwischen Armenien und Asserbeidschan, in Georgien, auch in Jugoslawien ebenso wie im Baskenland und in Nordirland, den Mittleren Osten und andere Konfliktherde in der ganzen Welt nicht zu vergessen.