Die Opfer des Krieges nicht allein lassen

Zentrum für die Opfer des Krieges

Pax Christi unterstützt eine kleine bosnische Organisation, die sich um die Behandlung kriegsverletzter Kinder in westeuropäischen Kranken­häusern bemüht.

Aida, 4 Jahre: Explosionsverletzung des Hirnschädels im Bereich des mittleren Hinterhauptes, Bruch mit Eindrücken in das  Gehirn. Metall­fremdkörper. Gewünscht: Fremdkör­perentfernung (Neurochirurgie)

Almir, 11 Jahre: Explosionsverlet­zung des Brustkorbes mit Verletzung des Unterlappens der linken Lunge, Zerstörung des linken Schlüsselbeins. Operationen wurden durchgeführt. Gewünscht: Plastische Operation am Schlüsselbein und der linken Schulter (Chirurgie).

Martina, 4 Jahre: Explosionsverlet­zung am Kopf im Bereich der linken Stirn mit Halbseitenlähmung. Ge­wünscht: Hautplastik, neurochirurgi­sche Behandlung.

So liest sich eine Liste - beliebig verlän­gerbar - von Kindern aus Tuzla in Bosnien-Herzegowina. In dürren Worten verbirgt sich das Leid dieser Kinder, die über eine erste medizinische Versor­gung hinaus dringend medizinische Be­handlung benötigen. Sie ist im zerstör­ten, ausgebluteten Bosnien kaum noch zu leisten. Ähnlich wie diesen Kindern geht es alten Menschen und Frauen. Be­sonders gefährdet ist, wie in allen "modernen" Kriegen, die Zivilbevölke­rung. Auch in Bosnien ist dringend Hilfe für diese Opfer des Krieges nötig. Emir Dukatar vom Anti-Kriegs-Zentrum (CAA) in Sarajewo konnte dafür sorgen, daß die genannten Kinder in Kranken­häusern im Raum Bonn zur Behandlung aufgenommen wurden und anschließend in Gastfamilien für die nächsten Monate ein Zuhause finden.

Wer ist Emir Dukatar? Seit Ende 1992 arbeitet er, Diplom-Volkswirt aus Sarajewo, im Rahmen einer vom CAA ge­gründeten "Stiftung zum Schutz von Kriegsopfern" in seinem Büro in Frank­furt. In dieser Zeit stellte er Kontakte her zur hessischen Landesregierung, zu Rupert Neudeck vom Komitee "Cap Anamur'' und zu Firmen, die die Kosten von Operationen übernahmen. So konnten medizinische Versorgung, Kauf von Medikamenten für Bosnien-Herzegowina und die Aufnahme von Kriegsverletzten und Flüchtlingen in Gastfa­milien organisiert werden.

Pax Christi im Bistum Aachen unter­stützt seit Dezember 1992 die Arbeit der "Stiftung zum Schutz von Kriegsop­fern". 30.000 DM konnten Emir Dukatar bislang zur Finanzierung von Operatio­nen und zum Kauf von Medikamenten zur Verfügung gestellt werden. Etwa 60 Flüchtlinge aus Bosnien wurden im Raum Aachen von Gastfamilen und Klöstern aufgenommen. Aber noch ist kein Ende des Krieges abzusehen. Drin­gend gesucht werden nach wie vor Krankenhäuser, die kriegsverletzte Zivilisten aus Bosnien-Herzegowina zur kostenlosen oder reduzierten Behand­lung aufnehmen sowie Gastfamilien, die die Patienten nach der Behandlung für eine Zeit aufnehmen.

Rainer Jakobi-Schwan, Pax Christi-Mit­arbeiter mit einer halben Stelle nur für das Projekt "Kriegsopferhilfe Bosniens Herzegowina" zuständig, erfährt täglich die Notwendigkeit, Hilfe zu intensivie­ren. "Komplizierte Operationen sind teuer, unbezahlbar ist aber der Segen für den Menschen, der wieder gesund wird, das Bein nicht verliert, die Brandwun­den ausheilen kann, das Kriegstrauma langsam bewältigen kann. Vor allem bietet Pax Christi daher die Bevölkerung um finanzielle Unterstützung."

Für uns sind Kontakte sehr wichtig, die zu hilfsbereiten Krankenhäusern oder Kliniken vermittelt werden, zu Apothe­ken oder pharmazeutischen Firmen, die Medikamentenhilfe leisten wollen. Zu Firmen jeder Art, die finanzielle Paten­schaften für Kriegsopfer übernehmen können.

Wer diesbezüglich weiterhelfen möchte, kann sich an das Pax Christi-Büro in Aachen wenden (Tel. + Fax: 0241 / 40 28 76, Rainer Jakobi-Schwan).

Bei aller Hilflosigkeit und Empörung, die wir spüren angesichts der politischen Unfähigkeit, dem Morden und dem Haß ein Ende zu setzen - es wäre mehr als zynisch, die Opfer der Gewalt allein zu lassen.

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Krisen und Kriege