Redebeitrag für die Hiroshima / Nagaski Gedenkveranstaltung am 9. August 2019 in Hamburg

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitbürger,

vor einigen Jahren noch sprach die westliche Welt und Russland von Abrüstung. Abkommen wurden geschlossen, welche die Zerstörung von Atomwaffen zur Folge hatten, neue atomare Mittelstreckenraketen wurden nicht entwickelt und nicht aufgestellt.

Selbst der Bundestag hat 2010 mit den Stimmen aller darin vertretenen Parteien, auch denen mit dem "C" davor, eine atomwaffenfreie Welt und den Abzug der US Atomwaffen aus Deutschland gefordert.

Diese Zeiten sind vorbei.

Seit letztem Freitag, dem 2. August 2019, können wieder US- und russische Atomraketen mit einer Reichweite bis zu 5.500 km entwickelt und in Europa stationiert werden.

Präsident Trump hat den Begrenzungsvertrag für diese Waffen, den INF, gekündigt, seit dem 2.8.2019 gilt er nicht mehr. Noch am selben Tag morgens hat die US Regierung angekündigt in „einigen wenigen Wochen“ die ersten Tests mit solchen Waffen .

Präsident Putin hat die Kündigung seinerseits im Laufe diesen Jahres bestätigt.

Ab jetzt werden also neue atomare Mittelstrecken getestet und eventuell wieder auf Europa gerichtet.

Gleichzeitig werden die in der Eifel, in Büchel, liegenden US Atombomben, welche im Krisenfall von deutschen Piloten in ihre russischen Ziele gebracht werden sollen, modernisiert.

Diese Atombomben sollen genauer Töten und eventuell einen „begrenzten Atomkrieg“ ermöglichen.

Aber, wer kann den angesichts der Massen von Atomwaffen und während eines solchen Angriffs einen Atomkrieg begrenzen? Das ist doch eine gefährliche Illusion und absurd !

In Deutschland wird wieder diskutiert ob es europäische oder sogar deutsche Atomwaffen gebe solle.

Ein Rüstungsexperte aus dem Bundestag hat sogar beim wissenschaftlichen Dienst des Bundestages ein Gutachten in Auftrag gegeben ob deutsche Steuergelder für die Finanzierung von Atomwaffen anderer Länder, wie Frankreich oder Großbritannien verwandt werden dürfen.

Laut diesem Gutachten ist das möglich. Meiner Ansicht nach ist das Nachdenken darüber schon destruktiv.

Auch die Mitfinanzierung der US Atomwaffen über Gelder, welche wir für Klimaschutz und sozialen Ausgleich bräuchten, könnte demnach aus Deutschland erfolgen.

Die Bundesregierung hat jetzt, mit dem Ende des INF Vertrages und der gestiegene atomaren Bedrohung für uns alle zwei Möglichkeiten:

  • Ein "Weiter so“, atomare Auf- und Weiterrüstung mit einer Maximierung der Gefahr keine Zukunft mehr zu haben.
  • Das Friedensprojekt Europa auszubauen. Der Kontinent in welchem Menschen über Jahrhunderte vernichtenden Kriege gegeneinander geführt haben hat in den letzten 70 Jahren gezeigt das ein friedliches Zusammenleben Möglich ist wenn wir Gemeinsamkeiten statt Unterschiede suchen, wenn nicht jeder nach seinem eigenen kurzfristigen Vorteil sondern nach guten Überlebensmöglichkeiten für alle suchen.
  • Das heisst: Massenvernichtungsmittel eine Absage zu erteilen,
  • endlich die Atombomben aus Büchel zu entfernen und
  • den Atomwaffenverbotsvertag der UNO, den ihr liebe KollegInnen und Kollegen von IPPNW und ICAN auf den Weg gebracht habt, zu unterzeichnen.

Wir haben im Juli diesen Jahre eine repräsentative Umfrage durchführen lassen, 82% der Bevölkerung in Deutschland wollen das die Atomwaffen vernichtet werden. 86% wollen das keine neuen Atomwaffen hier stationiert werden.

Das Durchzusetzen ist unser Auftrag. Ich bitte euch alle dieser einen Welt mit uns zusammen eine Zukunft zu sichern.

Das geht nur ohne Atomwaffen!

Vielen Dank

 

Christoph von Lieven ist aktiv bei Greenpeace.