Redebeitrag von Martha Metzger (VVN-BdA) für den Ostermarsch Augsburg am 15. April 2017

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
liebe Menschen, die hier in Augsburg leben oder zu Besuch sind.

Lange habe ich über meinen Redetext zu dieser Friedenskundgebung nachgedacht.

Klaus Stampfer von der Augsburger Friedensinitiative hat viele Fakten geschildert, und ich denke, dass wir alle recht gut über die tatsächlichen Zusammenhänge zum Thema „Krieg und Frieden“ informiert sind.

Ich möchte euch deswegen auch gerne an die Infostände verweisen, von denen ihr weitere Informationen mitnehmen könnt.

Was macht die katastrophale Entwicklung des weltweiten militärischen Denkens – auch des militärischen Denkens in unserem Land - mit uns ?

Wir kennen die Kräfte und können sie benennen, die das Leben auf der Erde, die Hoffnung auf friedliches Zusammenleben, unsere Umwelt und Zukunftsaussichten aufs Äußerste gefährden.

Seit Jahrzehnten kämpfen wir mit Vernunft und Widerstand dagegen an, dass jene Macht, die wir getrost als „militärisch-industriellen Komplex“ bezeichnen können, mit grenzenloser Gier und aus nationalistischem Profitinteresse, ein Land nach dem anderen militarisiert, destabilisiert, mit Krieg überzieht, und letztlich vernichtet.

Gnadenlos werden Völker und bisherige Gemeinschaften aufgehetzt und gespalten, gewählte Regierungen unterminiert, erpresst und beseitigt, ökologischer Raubbau betrieben und Millionen Menschen sozial entrechtet, auf die Flucht, in die Armut und in den Hungertod getrieben.

Aber eines werden wir nicht machen:

Wir werden nicht schweigen !

Wir werden nicht die Macht an Berufspolitikerinnen und Berufspolitiker abgeben !

Wir werden weiterhin auf der Straße bleiben und nicht in unserem Protest nachlassen.

Seit Jahrzehnten bekommen wir täglich die entsetzlichen Bilder von Kriegen, von erschossenen oder verbrannten Kindern, zerfetzten Frauen und Männern, zerbomten Städten vorgesetzt. Wir sehen wie geschniegelte Politikerinnen und Politiker großen Limousinen entsteigen und in noblen Gebäuden verschwinden.

Und dazu gibt es Erklärungen über Erklärungen über gute und böse Armeen, über Milliardensummen und die neuesten Rüstungsvorhaben.

Was macht das mit den Individuen ?

Erstens tritt der sogenannte „Abhärtungseffekt“ ein: Wir erleben das Elend wie im Spielfilm.

Zweitens entsteht Angst, Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht.

Drittens: Das Gefühl der Hilflosigkeit entmündigt uns. Die Mächtigen wollen erreichen, dass wir alle Verantwortung an die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Führungseliten abgeben. Sie entscheiden dann für uns in ihrem eigenen Interesse.

Was können wir dagegen tun, wie sollen wir darauf reagieren ?

  1. Wir haben die Möglichkeit die problematische Realität zu verdrängen, uns zurückzuziehen und in politische und vielleicht auch gesellschaftliche Abstinenz zu begeben.
  2. Wir sehen, dass weite Teile der Bevölkerung - nicht nur in Deutschland - ihr Heil in rechten bis faschistischen Gruppen und Parteien suchen und Losungen hinterherlaufen, die menschenverachtend, friedensgefährdend und kriegstreiberisch sind. Damit handeln die Betroffenen gegen ihre eigenen Interessen als Bürgerinnen und Bürger. Über martialische Aufmärsche und Demonstrationen versuchen sie ihre Wut und Enttäuschung und die Bewältigung von Angst zu kanalisieren. Angst verlangt immer nach Sicherheit, und diese äußert sich oft im Wunsch nach einem „starken Mann“, der alles richten wird. Vermutlich sind sich die meisten der Mitläuferinnen und Mitläufer nicht im Klaren, wie sehr sie von den jeweiligen demagogischen Strippenziehern manipuliert werden.
  3. Wir können uns stattdessen auch der Realität stellen und erkennen, dass wir keine Alternative für unseren Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit haben. Wenn wir zulassen wollen, dass der militärisch-industrielle Komplex mit seinen Oligarchen und den daran hängenden politischen Eliten – das gibt es auch in unserem kapitalistisch orientierten Land - letztlich siegen wird, dann tragen wir mit dazu bei, dass wir uns selbst und die gesamte Erde vernichten werden. Es gibt keine sinnvolle Alternative zu einem solidarischen, toleranten und friedfertigen Miteinander auf dem Globus.

Vor kurzem hatten wir hier in Augsburg, von unserer antifaschistischen Organisation - der VVN – aus, eine Veranstaltung mit dem Zeitzeugen Ernst Grube, der als Überlebender beeindruckend schilderte, wie es den Kindern erging, die aus rassistischen und weltanschaulichen Gründen im Faschismus verfolgt, ausgegrenzt, von den Familien getrennt, interniert oder bei Massentötungen vernichtet wurden.

Und gerade heute müssen wir erfahren, dass wieder Millionen von Kindern aus Kriegsgebieten fliehen müssen, ihre Familien verlieren, oder grausam an den Außengrenzen der abgeschotteten Wohlstandsländer ertrinken.

Hier müssen wir eingreifen und unsere Stimme gegen die Wahnsinnspolitik und den militärischen Irrsinn auch der derzeitigen Bundesregierung erheben. Es heißt immer, „Kriege entstehen in den Köpfen von Menschen“. Dann müssten sie logischerweise auch dort enden !

Widerstand und lauter Protest sind notwendiger denn je !

Verloren sind wir erst, wenn wir unser Reflexionsvermögen, unser Mitgefühl und die Solidarität mit den „Anderen“ und den „Fremden“ verlieren. Halten wir uns an den Auftrag des Revolutionärs Che-Guevara:

„Solidärität ist die Zärtlichkeit der Völker. Wir müssen leidenschaftlich Partei ergreifen für die Armen und Geschlagenen, die für ihre Rechte kämpfen.“

Was können wir tun ?

Wir werden jene Frauen und Männer unterstützen die als Abgeordnete des deutschen Bundestages eindeutig für eine Solidaritäts- und Friedenspolitik in unserem Sinn stehen !

Wir werden aber allen denen unsere Stimme verweigern, deren Motto das „Weiter so!“ ist, und die uns eine Politik der sozialen Ausgrenzung, der Abschottung, des Rüstungswahnsinns, der Waffenexporte und der militärischen Bedrohung und Aggression als sogenannte „Friedenspolitik“ aufzwingen wollen.

Wir haben uns für den Kampf gegen die destruktiven Kräfte entschieden und werden mit Mut und Überzeugunskraft für eine gerechte und friedliche Welt eintreten, eine Welt, in der jedes Kind, jeder Mensch in Würde und Gerechtigkeit leben kann, und in der auch die Umwelt mit Respekt behandelt wird.

Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“ sagt Mahatma Gandhi.

Und dazu braucht es viele engagierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter !

Stehen wir zusammen und kämpfen wir gemeinsam für ein Leben ohne Krieg, ohne Faschismus und ohne Ausbeutung.

Ohne Gerechtigkeit - kein Frieden!

No Justice – no Peace!

 

Martha Metzger ist aktiv für die Vereinigung der Verfolgten des NS-Regimes (VVN-BdA) in Augsburg.