Redebeitrag von Ralf Buchterkirchen für den Ostermarsch Hannover am 31. März 2018

 

- Sperrfrist: Redebeginn 31.03.2018, ca. 12 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

War starts here. Krieg beginnt hier. Diese Erkenntnis ist zentrale Voraussetzung, um Kriege und die scheinbare militärische Lösung von Konflikten unmöglich zu machen. Ohne zivile Unterstützung sind Militäreinsätze nicht möglich! Das betrifft sowohl die Produktion von Waffen, als auch deren Transport. Deutschland hat auf seinem Gebiet eine lange Friedenszeit hinter sich. Wir wollen, dass es so bleibt. Aber von Deutschland geht Krieg aus! Auch von Orten und Plätzen, die ganz nah an uns dran sind. Ohne uns!
In Wunstorf, 30 km nordwestlich von hier, starten die zentralen Truppenverlegungen der Bundeswehr weltweit. Der Einsatz in Mali wird vom Fliegerhorst Wunstorf aus durchgeführt. Das Flugzeug A400M, Nachfolger der Transall-Maschinen - wenn auch derzeit durch eine endlose Pannenserie eher mit Spott bedacht – soll einmal das zentrale Mittel sein, um Einsatzkräfte der NATO und der Bundeswehr zusammen mit Ausrüstung und Panzern in Kriegsgebiete zu bringen.

Für eine halbe Milliarde Euro wurde und wird Wunstorf zur zentralen militärischen Drehscheibe in Mitteleuropa für Militäreinsätze ausgebaut. Zur Stationierung des Transportflugzeuges A400M wurde die Landebahn verlängert. Zudem erhielt der Stützpunkt hochmoderne Simulationsanlagen zur Ausbildung von Pilotinnen und Piloten. Wird der A400M derzeit nur zur logistischen Unterstützung eingesetzt, soll er nach entsprechender Umrüstung auch für den taktischen Lufttransport, sprich den Einsatz direkt in Kriegsgebiete, geeignet sein.

Vor diesem Hintergrund fordern wir die Schließung des Fliegerhorstes Wunstorf! Wir wollen nicht, dass aus der Region Hannover heraus Krieg und Gewalt exportiert werden! Keine militärischen Einsätze weltweit! Militär schafft keinen Frieden!

Die Arbeitsplätze und die Ausstattung, die durch die militärische Schließung wegfallen würden, könnten für zivile Flüge, beispielsweise in der Katastrophenhilfe genutzt werden!

Ausgerechnet Wunstorf sollte man meinen… Der Fliegerhorst Wunstorf hat eine sehr unrühmliche Geschichte. Er war bedeutender Bestandteil der Wiederbewaffnung nach dem Ersten Weltkrieg. Im Faschismus unterstützten ab 1936 Angehörige des hier stationierten Kampfgeschwaders Boelcke den Militärputsch gegen die spanische Republik und bombardierten republikanische Städte, darunter auch das baskische Gernika am 26.April 1937. Weitere Angriffsziele waren Łomża, Warschau, Coventry. Noch heute erinnert eine Straße in Wunstorf an das problematische Geschwader Boelcke, im öffentlichen Raum fehlt jedoch jede Erinnerung an die Taten der Legion Condor. Stattdessen feiert eine JU-52-Halle einseitig dieses Flugzeug. Die JU-52 diente zentral dazu, den Sieg des Faschisten Franco im spanischen Bürgerkrieg zu sichern. Eine öffentliche Auseinandersetzung erfolgt dazu bis heute nicht. Die Stadt Wunstorf hält noch immer daran fest, mit einer eigenen Straße die Kriegsverbrecher des Geschwader Boelcke zu ehren. Hier ist Aufarbeitung und Auseinandersetzung dringend nötig – und hier gilt es, sich endlich von den Kriegsverbrechen der Wehrmacht auch außerhalb der Kaserne zu distanzieren.

Deshalb fordern wir eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte der Stadt Wunstorf und ihrer Militärgeschwader! Wir fordern die Umbenennung der Oswald-Boelcke-Straße in Wunstorf und der Boelckestraße Hannover!

Am 9.Juni feiert die Bundeswehr ihren „Tag der Bundeswehr“. Einmal im Jahr sucht sich die Bundeswehr Standorte aus, die mit hohem Werbeaufwand das Image des Militärs verbessern und neue Rekrutinnen und Rekruten für Kriegseinsätze gewinnen sollen. Diesmal soll die Werbeveranstaltung auch auf dem Fliegerhorst Wunstorf stattfinden.
Wir rufen dazu auf. Kommt mit uns hin, Protestiert! Wehrt euch gegen die Werbung fürs Militär!

Aber der Fliegerhorst Wunstorf ist nicht der einzige Ort in der Region, an dem Krieg möglich gemacht wird. Ebenfalls nur einen Katzensprung von Hannover entfernt produziert der größte deutsche Rüstungskonzern, die Firma Rheinmetall, Rüstungsgüter für den weltweiten Export. In Unterlüß bei Celle werden Panzer, Raketen und Waffen produziert und getestet. So unterstützt Rheinmetall mit seinen Waffen direkt den Krieg der Türkei gegen die kurdische Bevölkerung in Afrin.  Mit bei dem Krieg dabei waren deutsche Leopards. Die Waffen dafür werden auch hier – bei Hannover – produziert.

Rheinmetall, größter deutscher Hersteller von Militärgütern transportiert direkt Krieg in alle Welt. Eine geplante Panzerfabrik in der Türkei ist vorerst auf Eis gelegt, ebenso die Aufrüstung der deutschen Leopards beim Bündnispartner Türkei. Das ist kein Grund zum Aufatmen. Früher oder später wird diese Bundesregierung auch die Militärexporte wieder genehmigen. Dagegen protestieren wir!

Konkret für Unterlüss. Hier wird die neue Generation Panzer produziert, und zwar die Schützenpanzer Puma. OK, sie sind zwar nach allen Änderungen inzwischen zu schwer, um voll montiert mit dem A400M transportiert zu werden, aber das war die ursprüngliche Idee. Schnell. mobil. Tödlich. – und das weltweit. In Unterlüß produzierte Panzer werden von Wunstorf aus in militärische Einsätze in der ganzen Welt geschickt.  Wir sagen NEIN, dazu.

Krieg beginnt hier. Stoppen wir ihn hier. Protestiert mit uns gegen die Panzer- und Munitionsfabrik Unterlüss. Keine weltweiten Militäreinsätze aus Wunstorf!
Versalzen wir der Bundeswehr ihren Propagandatag der Bundeswehr am 9.Juni.

So – wie in vielen anderen Standorten auch.

 

Ralf Buchterkirchen ist Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen.