Redebeitrag für den Ostermarsch Heidelberg  am 3. April 2021

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Klima und Krieg

 

Hallo,

wir sind Chrissy und Rosa von Fridays for Future Heidelberg und wir halten heute eine Rede zum Thema “Klima und Krieg”. Was macht Fridays for Future auf einer Friedensdemo?

Die Klimakrise ist die größte, langfristige Bedrohung für die Menschheit (WEF 2020). Dabei gibt es neben den direkten Folgen der Klimakrise für die menschliche Gesundheit, Ökosysteme, Wasserversorgung und die Lebensgrundlagen von zahlreichen Menschen auch indirekte Folgen, die auf unsere wirtschaftlichen, sozialen und politischen Systeme wirken. Damit ist die Klimakrise eine Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität aller Staaten und Gesellschaften. Besonders gefährdet sind die Länder, die schon jetzt von Konflikten und Kriegen betroffen sind. Häufig sind diese Länder bereits jetzt von den Folgen der Klimakrise betroffen. Die Lösung der Klimakrise ist eine Friedensfrage!

Die Klimakrise verstärkt bestehende Konflikte und löst neue aus.

Häufig treffen die Folgen der Klimakrise mit anderen globalen und lokalen Problemen zusammen. Hierzu gehören unter anderem, die Ausbeutungen durch andere Länder, ökonomische Schocks, Urbanisierung oder steigende Ungleichheiten.

Dies führt zu einem steigenden, kombinierten Druck auf Gesellschaften und Staaten.

Immer mehr Staatssysteme werden nicht mehr in der Lage sein, diesem Druck standzuhalten. Perspektivlosigkeit, Instabilität, Proteste und Gewaltausbrüche bis hin zu Bürgerkriegen und zwischenstaatlichen Spannungen sind die Folge. Diese verstärken wiederum Flucht- und Migrationsbewegungen.

Die Klimakrise wirkt als Konflikttreiberin. Wir möchten ein paar Beispiele nennen, bei denen die Klimakrise in Kombination mit anderen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Stressfaktoren die Existenz von tausenden von Menschen bedroht:

1. Extreme Wetterereignisse und Katastrophen

Aufgrund der Klimakrise treten immer mehr Naturkatastrophen und extreme Wetterereignisse wie Hitzeperioden, Dürren und Stürme auf. Ihre Auswirkungen zerstören Infrastrukturen und vertreiben Menschen.

Ein Beispiel dafür ist der Bürgerkrieg in Syrien. Die ungewöhnliche Trockenheit der Jahre 2007 bis 2010 verstärkte die Landflucht vieler bäuerlicher Familien. Durch die Überbevölkerung und die Notlage der geflüchteten Menschen in den Städten verstärkten sich die soziale und politische Unzufriedenheit, die durch die Repression des Assad-Regimes verstärkt wurde. Als indirekte Folge brach 2011 ein gewaltsamen Bürgerkrieg aus.

2. Grenzüberschreitende Wasserkonflikte

Viele der wichtigsten grenzüberschreitenden Flussgebiete befinden sich in Regionen, die unter Zerbrechlichkeit, Konflikten und zwischenstaatlichen Spannungen leiden, darunter z.B. der  Nil. Dort wird – bedingt durch die Klimakrise, – die Konkurrenz um grenzüberschreitende Wasserressourcen drastisch zunehmen. Besonders gefährlich wird es, wenn Staaten einseitig entscheiden, den Wasserfluss zu verändern, z.B. durch den Bau großer Dämme, wie dies gerade in Äthiopien am Nil mit dem Grand Renaissance Dam (GERD) geschieht.

Diese Veränderungen würden zu gewaltsamen Konflikten führen, die durch das derzeitige internationale Wirtschaftssystem weiter befeuert werden.

Wir, also Menschen im Globalen Norden, verbrauchen mehr als in unseren Ländern zur Verfügung steht. Dadurch bleiben Ausbeutungsverhältnisse bestehen und Menschenrechte vor Ort werden ignoriert. Diese Hintergründe werden bei der Debatte um Kriege selten beachtet.

Deshalb muss die internationale Staatengemeinschaft endlich handeln, denn der Fokus liegt bisher lediglich auf einer Begrenzung der Klimakrise durch die Festlegung von Emissionszielen für die einzelnen Länder. Dabei ist es die historische Verantwortung von Ländern wie Deutschland, Entschädigungen für die vergangene und bestehende Ausbeutung von MAPA zu zahlen und zu leisten, die dazu führt, dass besonders betroffene Länder weniger Mittel haben, um sich gegen die Klimakrise zu schützen. MAPA Most affected people and areas, das sind die Staaten, die schon heute am stärksten von der Klimakrise betroffen sind, aber am wenigsten zu ihr beigetragen haben.

Friedens-bildende Maßnahmen müssen die langfristigen Folgen der Klimakrise stärker berücksichtigen. Für den Globalen Norden bedeutet dies Verantwortung zu übernehmen, Menschen vor Ort mit einzubeziehen, Ausbeutung durch Industrie zu stoppen und gemeinsam nachhaltige und friedliche Lösungen zu finden. Andersherum bedeutet dies eben auch, Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise so umzusetzen, dass die bestehenden Konflikte nicht zusätzlich verschärft werden.

Während die Klimakrise Konflikte verstärkt, verstärken Kriege die Klimakrise.

Ambitionierte Klimaziele und Aufrüstung passen schwerlich zusammen. Militär und Rüstung zählen weltweit zu den größten Klima- und Umweltsündern. Alleine die Emissionen des US-Militärs sind größer als die von Dänemark, Schweden oder Portugal. Im Pariser Klimaabkommen aber steht nichts von einer Reduzierung der Militärausgaben.

Wir fordern

  • die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und damit des 1,5 Grad Ziels
  • Das Ende von Kriegen um klimaschädliche Ressource wie z.B. Erdöl
  • die Anerkennung der Klimakrise als Fluchtursache im nationalen und internationalen Migrationsrecht
  • Export-Stops für die deutsche Rüstungsindustrie
  • und die militärische Abrüstung!
  • Für den Frieden, für das Klima, für die Menschen!

Vielen Dank.

 

Chrissy und Rosa sind aktiv bei der Fridays for Future Gruppe in Heidelberg.