Redebeitrag für den Ostermarsch Krefeld am 5. April 2021

 

- Sperrfrist:5. April 2021, Redebeginn: 10 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

vor gut 40 Jahren wurde hier im Seidenweberhaus der Krefelder Appell verfasst, ein Aufruf gegen das atomare Wettrüsten und ein Appell an die damalige Bundesregierung, ihre Zustimmung zur Stationierung atomarer Mittelstreckenwaffen zu verweigern.

Politiker setzten auf die atomare Abschreckung und propagierten den Atomkrieg als gewinnbar und überlebbar. In der Bismarckstraße ließ ein Hauseigentümer unter seinem Vor-garten einen kleinen Atomschutzbunker bauen, und die Stadt KR baute für 6 Mio. einen Atomschutzbunker unter dem Rathaus.

Der Krefelder Appell wurde von mehr als 4 Mio. Bundesbürger*innen unterschrieben. Und letzten Endes hat vielleicht, - trotz NATO-Doppelbeschluss -, auch die starke Friedensbewegung mit Hunderttausenden von Demonstrierenden und Blockaden von Prominenten dazu beigetragen, dass die „Wende“ mit der dt. Wiedervereinigung eintrat und der „kalte Krieg“ beendet wurde.

Und heute? – Die Friedenslogik hat sich immer noch nicht gegenüber der Kriegslogik  durch-gesetzt – mit ihrer Abschreckungspolitik und ihren Feindbildern.

Und laut Umfragen sind die Deutschen immer noch mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Atomwaffen.

Und wir geben nicht auf,- das zeigen wir auch heute mit dem Ostermarsch. Krefeld ist Mitglied bei „Mayors for Peace / Bürgermeister für den Frieden“. Und nach einem im Rat beschlossenen Antrag des Friedensbündnisses hat unser OB Frank Meyer in einem Brief an Frau Merkel die Regierung aufgefordert, den Atomwaffenverbotsvertrag bei der UNO zu ratifizieren. Im Januar diesen Jahres ist er in Kraft getreten.

Dieser Vertrag ist kein Vertrag der großen Staatsmänner und-frauen. Er ist ein Vertrag der kleinen Leute, von unzähligen Friedensbewegten auf der ganzen Welt, die sich unter schwierigsten Bedingungen gegen die globale Bedrohung durch Atomwaffen engagieren und ihren Wunsch in der internationalen ICAN-Kampagne durchgesetzt haben.

Die Doktrin der nuklearen Abschreckung ist eine trügerische Ideologie, die unser aller Leben gefährdet. Sie ist zutiefst unmoralisch und unethisch und seit dem 21. Januar auch illegal und völkerrechtswidrig.

88 Staaten haben den Atomwaffenverbotsvertrag mittlerweile unterschrieben. Und mit jedem weiteren Beitritt wächst der Druck auf die sich bisher verweigernden Atommächte und Vasallenstaaten, wozu auch Deutschland gehört.

Corona und Klimawandel erzwingen schnellstens ein Umdenken in der Politik.

Ein Skandal- , dass im dt. Bundeshaushalt von 2020  45 Mrd. für Rüstung, dem größten Klimakiller, vorgesehen sind, aber nur 15 Mrd. für Gesundheit und nur klägliche 3 Mrd. für Umwelt. Laut Berechnungen von ICAN belaufen sich die Kosten für die neuen atomaren Kampfflugzeuge, die Deutschland anschaffen wird, einschließlich der Kosten für Wartung und Treibstoff auf rund 100 Mrd. Euro.  Die durch die Hochrüstung verschwendeten Milliardenbeträge braucht die Menschheit dringend für Investitionen in Soziales, Gesundheit, Bildung, Klimaschutz. Wir brauchen globale Solidarität und gemeinsame Sicherheit.

Im September ist es mal wieder so weit. Wem geben wir unsere Stimme? Welche Partei bietet ein Konzept für eine glaubwürdige Friedenspolitik, die auch dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt, für eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik, für eine gerechte Sozialpolitik, für ein konsequentes Vorgehen gegen Rassismus in diesem Land. Wir haben die Wahl.

Vielen Dank.

 

Ingrid Vogel ist aktiv beim Krefelder Friedensbündnis.