Grußwort für den Ostermarsch Mannheim am 3. April 2021

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Mannheimer*innen,
Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Ich danke den Organisator*innen des diesjährigen Ostermarsches für die Einladung. Ich bedaure sehr, dass mich die aktuelle Terminlage daran hindert, persönlich zu Ihnen zu sprechen. Gleichwohl möchte ich Sie wissen lassen, dass ich Ihre Bemühungen für eine friedlichere, gerechtere und grünere Welt vollauf unterstütze!

Mit der Teilnahme an diesem Ostermarsch setzen Sie heute eine lange Tradition des Protestes für den Frieden fort. Die Welt sah anders aus, als sich vor über sechs Jahrzehnten Demonstrant*innen zum ersten Ostermarsch versammelten, aber die Bedrohung durch Atomwaffen ist leider immer noch aktuell.

Die Pandemie erinnert uns daran, wie zerbrechlich unsere Welt ist und wie vernetzt unsere Gesellschaften sind. Sie hat uns gezeigt, dass globale Herausforderungen zusammenhängen und nicht an den Grenzen von Nationalstaaten Halt machen. Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise sind untrennbar mit der Krise der öffentlichen Gesundheit verbunden. Gleichzeitig verschärft die Pandemie die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten.

Die Pandemie hat uns auch gezeigt, dass globale Probleme nicht ausschließlich auf nationaler oder internationaler Ebene gelöst werden können. Lokales Engagement ist unverzichtbar und die Zivilgesellschaft spielt eine zunehmende Rolle.

Wie bei der Pandemie-Bekämpfung ist die lokale Ebene auch bei der politischen Debatte über die atomare Abrüstung eine treibende Kraft. Obgleich Städte und die Zivilgesellschaft nicht über die formale Macht verfügen, konkrete Abrüstungsentscheidungen herbeizuführen, so haben wir doch gemeinsam eine starke Stimme. Die Stadt Mannheim hat sich hierbei in zwei wesentlichen Aspekten sehr klar positioniert:

Zum einen sind wir bereits seit viele Jahren Mitglied der „Mayors for Peace“, einer Organisation, die 1982 vom damaligen Oberbürgermeister von Hiroshima, Takeshi Araki, und seinem Amtskollegen in Nagasaki gegründet wurde. Herr Araki, der selbst die Atombombe in Hiroshima überlebte, rief zur Solidarität von Städten auf der ganzen Welt auf. Diese städteübergreifende Solidarität, sagte er, "wird dem Aufbau einer neuen Friedensordnung im Atomzeitalter großen Auftrieb geben." Heute setzten sich über 8.000 Mitgliedstädte aktiv für eine atomwaffenfreie Welt ein.

Zweitens hat sich die Stadt Mannheim im Juli 2020 durch einen Gemeinderatsbeschluss dem Städteappell der „Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen“ - kurz ICAN - angeschlossen. ICAN ist ein internationales Bündnis von Nichtregierungsorganisationen, das sich für Völkerverständigung, Frieden und die Abschaffung aller Atomwaffen durch einen bindenden völkerrechtlichen Vertrag einsetzt. Im Jahr 2017 wurde ICAN für seine Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, was die wichtige Rolle der Zivilgesellschaft in dieser Debatte zeigt.

Städte und die Zivilgesellschaft haben zusammen eine starke Stimme. Deshalb sind Märsche wie dieser wichtig und wirkungsvoll. Wir können und müssen weiterhin aktiv auf Fortschritte drängen. Wir können unsere nationalen Regierungen in die Verantwortung nehmen.

Oberbürgermeister Araki, der Gründer von Mayors for Peace, warnte schon früh: "Hiroshima ist nicht nur ein Zeuge der Geschichte. Hiroshima ist eine unendliche Warnung für die Zukunft der Menschheit. Wenn Hiroshima jemals vergessen wird, ist es offensichtlich, dass der Fehler wiederholt wird und die Menschheitsgeschichte zu einem Ende bringt."

Heute erinnern wir uns an die Worte von Herr Araki. Wir erinnern uns an Hiroshima. Wir erinnern uns an Nagasaki. Und wir erinnern uns daran, wie schutzbedürftig unser Planet ist. Danke für Ihre aktive und engagierte Arbeit, um diese Welt gerechter und friedlicher zu machen.

 

Peter Kurz ist Oberbürgermeister der Stadt Mannheim.