Redebeitrag für den Ostermarsch Oldenburg am 3. April 2021

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Gesa: Frieden und Klima(krise). Wie passt das zusammen? Einmal vorweg. Aus Anlass des Treffens zum Weltwirtschaftsforum jährlich in Davos wird alljährlich ein Global Risk Report erstellt. 2020 sind die Top 5 der wahrscheinlichsten globalen Risiken durchweg ökologisch.

Stiven: 1. Wetterextreme (Brände in Kalifornien)

Gesa: 2. Scheitern beim Klimaschutz (Aussetzen der Weltklimakonferenz 2020)

Stiven: 3. Naturkatastrophen (Überschwemmungen wie derzeit in Australien)

Gesa: 4. Artensterben (das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn ist 2018 verstorben) und

Stiven: 5. vom Menschen verursachte Umweltkatastrophen (bspw. Brand durch Bundeswehrübung im Emsland 2018)

Stiven: In einem weiterem Ranking des Global Risk Report sind die fünf gefährlichsten Risiken aufgelistet. Nach "Scheitern beim Klimaschutz" kommt an zweiter Stelle "Massenvernichtungswaffen". Das sind die fünf gefährlichsten Risiken – aus Sicht der Weltwirtschaft.

Gesa: Auf der Seite des World Economic Forum zum „Global Risks Report 2020″ heißt es: Klimarisiken überschatten alle anderen Risiken – insbesondere die wirtschaftlichen -, die das kohärente Handeln untergraben und blinde Flecken schaffen. Die Gesellschaft braucht ein neues „Wachstumsparadigma“, das sich mit der Vernetzung sozioökonomischer Faktoren mit dem Klimawandel befasst. Unternehmen müssen ihre Metriken anpassen, um den Wert der Natur zu bewerten.

Stiven: Schon auf der ersten Weltklimakonferenz 1979 in Genf warnten deren Teilnehmer:innen vor den Folgen wachsender CO2-Emissionen. Vor zehn Jahren hielten die beteiligen Staaten fest, dass der Klimawandel nur durch „tiefe Einschnitte“ gebremst werden könnte. Doch der Ausstoß an Treibhausgasen ist seither weiter gestiegen. Da sind sich die Wissenschaftler:innen einig, angefangen vom Weltklimarat, von dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen bis hin zu der Welt-Meteorologie-Organisation.

Gesa: Kriege werden seit jeher von Menschen verursacht. Doch mit der Zunahme verheerender Wetterextreme steigt das Risiko, dass Konflikte entbrennen und Menschen werden zur Flucht gezwungen. Diesen Zusammenhang von Klimadesastern und dem Risiko für bewaffnete Konflikte hat ein internationales Wissenschaftler:innenteam mit Forscher:innen aus Schweden, Australien und Deutschland in einer neuen Studie untersucht und im Mai 2020 veröffentlicht.

Stiven: Das Ergebnis: Gefährdet sind vor allem Länder mit einer großen Bevölkerung, politischer Ausgrenzung bestimmter ethnischer Gruppen und einem niedrigen Entwicklungsstand.
Aus früheren Studien ist das Problem bekannt. Doch die jetzt erhobenen Zahlen zeigen die Dramatik: Bei fast einem Drittel aller Konflikte, die im letzten Jahrzehnt in gefährdeten Ländern ausgebrochen sind, hat laut der neuen Untersuchung zuvor innerhalb von sieben Tagen ein klimabedingtes Unglück stattgefunden.

Gesa: Die Expert:innen stellen aber eines klar: Es ist nicht so, dass verheerende Wetterextreme generell Konflikte verursachen. Letztlich seien die Konflikte menschengemacht. Nur eben verdeutlicht diese Studie: "Verheerende Wetterextreme könnten mancherorts der Funke sein, die schwelenden Konflikte aufflammen lässt", so Jonathan Donges vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Co-Autor der veröffentlichten Studie. Das bedeutet für uns eine alles andere als beruhigende Erkenntnis. Denn solche Extreme werden wegen der steigenden CO2-Mengen in der Atmosphäre weiter zunehmen.

Stiven: Sogenannte "Investionen" in den Rüstungshaushalt sind kein Beitrag zu mehr Sicherheit, sondern der verzweifelte Versuch der Reichen, ihre Privilegien gewaltsam abzusichern und ihre Interessen militärisch durchzusetzen. Angesichts des engen Zeitfensters und der drängenden Notwendigkeit, in allen Politik- und Lebensbereichen einen Aufbruch für mehr Klimagerechtigkeit zu initiieren, benötigen wir alle personellen, geistigen und finanziellen Ressourcen unserer Gesellschaft. Hinzu kommt, dass Krieg immer mit schwerster Umweltzerstörung einhergeht und das Militär selbst einer der größten Klimakiller ist.

Gesa: Allein das US-Militär verbraucht mehr fossile Energieträger als ganz Afrika. Auch die weitaus weniger aktive Bundeswehr ist alles andere als klimabewusst. Das deutsche Militär produziert jährlich 1,7 Millionen Tonnen CO2 – Unfälle wie den Moorbrand im Emsland nicht mitgerechnet –, das sind 0,2 Prozent des Gesamtausstoßes von Deutschland. Allein ein Leopard-2-Panzer verbraucht auf der Straße 340 Liter und im Manövereinsatz 530 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Ein Tornado-Kampfflugzeug schluckt zwischen 2.250 und 7.500 Litern Kerosin pro Stunde. In den weltweiten Klimaverhandlungen und den Vereinbarungen von Kyoto und Paris zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes spielen diese Zahlen keine Rolle. Seit mehr als 20 Jahren ist das Militär auf Druck der USA, der anderen Nato-Staaten und Russlands von Berichtspflichten über den CO2-Ausstoß freigestellt.

Stiven: Neben den direkten Belastungen für Umwelt, Gesundheit und Klima durch das Militär entziehen die hohen Rüstungsausgaben den Haushalten viel Geld für Investitionen in den Umweltschutz, in Umweltsanierung und in die Energiewende. Ohne Abrüstung wird es auch kein internationales Klima der Kooperation geben, dass die Voraussetzung für eine globale Umweltsicherung und für Klimaschutz ist. Ersetzt man den Verbrauch fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien, die weitestgehend dezentral erzeugt werden, entfallen viele Gründe für militärische Aufrüstung und Kriegseinsätze.

Gesa: Daher ist dringend mehr Engagement für Krisenprävention durch Ansätze, die frühzeitig helfen und friedliches Miteinander fördern dringend notwendig. Denn wo Krieg ist, wird nicht gesät und nicht geerntet – es findet kein Handel, keine nachhaltige Entwicklung statt. Es ist kein dauerhafter Frieden möglich. Für Frieden brauchen Menschen Zukunftsperspektiven. Eine vorausschauende Friedenspolitik stellt die Würde und das Wohlergehen der Menschen in den Mittelpunkt.

Gemeinsam: Für Frieden, Klima- und soziale Gerechtigkeit!

Vielen Dank.

 

Stiven Haseloh und Gesa Gerding sind aktiv bei der fff-Gruppe in Oldenburg.