Redebeitrag für den Ostermarsch 2024 in Kehl-Strasbourg am 30. März 2024

 

- Sperrfrist: 30.03., Redebeginn: ca,. 14 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Friedensfähig statt kriegstüchtig

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Seit dem völkerrechtswidrigen und brutalen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine setzt die mediale Öffentlichkeit und die Politik weitgehend auf eine Kriegstüchtigkeit: mehr Waffen für die Ukraine und für die Bundeswehr.

Ein Mehr für das, was in der Vergangenheit – siehe Afghanistan, Mali – keinerlei Erfolge gebracht hat. Trotz vieler Milliarden Dollar für den Krieg gegen den Terror in Afghanistan steht das Land wieder dort, wo es 2001 war: Der Herrschaft der Taliban.

Und trotzdem wird ein „Weiter so und immer mehr Rüstung“ gesetzt.

Dabei wissen alle: Mit Waffen können keine Konflikte gelöst werden.

Frieden schaffen durch immer mehr Waffen ist historisch und wissenschaftlich widerlegt. Regionale, nationale und internationale Konflikte werden durch gewaltfreie Interventionen deutlich häufiger und nachhaltiger überwunden als durch militärische Interventionen.

Konflikte zu lösen, das geht nur über Dialoge, über das, was erfolgreiche Organisationen wie der Zivile Friedensdienst mit wenigen Millionen Euro fern von medialer Berichterstattung bei ihrer Arbeit mit den Menschen in den Konfliktregionen praktizieren:

  • Arbeit an den Ursachen der Konflikte,
  • Aufarbeitung der Traumata durch die zuvor gewaltsame Konfliktaustragung,
  • Entwaffnung von Milizen
  • Wiedereingliederung von Bewaffneten in ein ziviles Leben, vor allem aber
  • die Bearbeitung der Feindschaft zwischen Konfliktparteien.

Wir müssen bereits jetzt den menschlich verständlichen Hass zwischen Ukrainern und Russen auf- und bearbeiten. Denn nur über diese Instrumente werden die Konflikte tatsächlich gelöst und nicht im nächsten unpassenden Moment wieder gewaltsam eskaliert.

Aktuell ist der Haushalt für die Bundeswehr bei 50 Milliarden Euro – hinzu kommen die Gelder aus dem Schuldentopf von 100 Milliarden Euro bis 2027.

Wenn wir großzügig rechnen, werden im Haushalt 2024 für gewaltfreie Mittel etwa ein Zehntel davon ausgegeben: 6,3 Mrd. Euro, 1 Mrd. € weniger als 2023.

Es ist an der Zeit, die Narrative der Aufrüstung zu durchbrechen.

Es ist an der Zeit, auf Konfliktlösungen hinzuarbeiten.

Es ist an der Zeit, Alternativen zu Militär und Rüstung bekannt zu machen.

Genau das macht die Kampagne Wehrhaft ohne Waffen am Oberrhein. Sie ist Teil einer bundesweiten Kampagne.

Wir wollen eine neue Art der Verteidigung vorbereiten. Eine, die nicht durch die Gewalt ihrer Waffen das zerstört, was sie schützen will.

Das erfordert neues Denken. Friedenslogik statt Kriegslogik. Prävention statt Eskalation. Dialog statt immer mehr Waffen.

Wir fordern deshalb für Deutschland das Konzept der gewaltfreien „Sozialen Verteidigung“ auf politischer und zivilgesellschaftlicher Ebene voranzubringen. 

Gemeinsam mit der Kampagne "Sicherheit neu denken" sollen in Deutschland bis 2040 gewaltfreie Konfliktprävention und Konfliktlösung die militärische Friedenssicherung ablösen.

Dafür benötigt es Menschen, die nicht kriegs-, sondern friedenstüchtig sind. Menschen, die sich in ziviler Konfliktaustragung, in Unbewaffnetem Schutz und Mediation und Dialogen auskennen. Dafür braucht es Millionen und Milliarden.

Lasst uns dafür eintreten!

Als kleine Zusammenfassung dieser Gedanken ein Gedicht von mir:

 

Wie der Erich Fried schreiben

Wer den Krieg haben will,
der muss Kriege vorbereiten,
Waffen horten, Menschen drillen,
Medien mundtöten, Kriegsgründe erfinden und durch alle Kanäle jagen.
Und dann die Kriege führen.

Wer den Frieden haben will,
der muss Frieden vorbereiten.
Waffen verweigern, Menschen bilden,
Wahrheit sprechen, Dialoge öffnen, Wege aufzeigen und über alle Kanäle verbreiten.
Und dann den Frieden führen.

 

Vielen Dank.

 

Stephan Brües ist aktiv bei „Wehrhaft ohne Waffen“ -wow-.