Redebeitrag für den Ostermarsch in Freudenstadt am 30. März 2024

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Als ein Mensch, der den 2. Weltkrieg als Kind noch miterlebt hat, möchte ich als erstes an das Vermächtnis meines Großvaters erinnern. Er sagte „zuerst müssen die Arbeiter das Geld für die Waffen erwirtschaften und anschließend müssen sie als Kanonenfutter den Kopf hinhalten. Des Weiteren gedenke ich der vielen Opfer des Nationalsozialismus im Landkreis. Vikar Walter Ellwanger, 1937 tätig in Obertal, wurde direkt nach seiner Predigt, in welcher er den Nationalsozialismus kritisierte, verhaftet. Den folgenden Tag sollte er dem Volkszorn auf dem Freudenstädter Marktplatz ausgeliefert werden. 5000 Personen erschienen, erlebten allerdings kein Spektakel, da der Richter den Festgenommenen unverzüglich nach Stuttgart überstellte. Die Landeskirche ließ ihn genauso im Stich wie Dietrich Bonhoeffer.

Gerhard Hertel aus Freudenstadt kandidierte in den Nachkriegsjahren für die Heinemann - Partei zum Bundestag. Heinemann war ein entschiedener Gegner der Wiederbewaffnung. Dieser Gruppe gehörte auch Erhard Eppler an, der später in der SPD die Friedens- und Entspannungspolitik vor allem in Osteuropa von Willy Brandt und Egon Bahr unterstützte. Dagegen kritisierte die CDU nicht gerade zimperlich. Diese Entspannungspolitik bedeutete die Voraussetzung für die Wiedervereinigung mit Michail Gorbatschow und die Freiheit mehrerer Länder des Ostblocks.

Die Aussage von Rolf Mützenich im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, es wäre notwendig, neben Waffenlieferungen sich Gedanken zu machen, wie dieser Konflikt befriedet werden könnte, sorgte selbst in der Partei für viel Unruhe. Anstatt menschliches Leid und immense Zerstörungen hinzunehmen, sind Kompromisse und Friedensverhandlungen die bessere Wahl. Auch eine russische Mutter weint über ihren gefallenen Sohn.

Man bedenke, was passiert, wenn der Ukraine die Soldaten ausgehen, liefern die NATO – Länder dann Soldaten und riskieren den 3. Weltkrieg, oder lassen wir die Ukraine ganz fallen?

Weltweit werden Milliarden für Waffen und Munition ausgegeben und Millionen von Menschen hungern und verfügen nicht über sauberes Trinkwasser.

Lasst uns deshalb gemeinsam für Verhandlungen und Frieden eintreten.