Redebeitrag für den Ostermarsch in Augsburg am 30. März 2024

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

es ist wieder soweit in Deutschland: „wir müssen kriegstüchtig werden“ mit den Sonderschulden von 100 Mrd Eur. Eine effektive Abschreckung will der Verteidigungsminister, unser beliebtester Politiker. Die Bundeswehr startete an Straßenecken, an Bushaltestellen und anderen exponierten Orten eine neue Imagekampagne bei der der Satz, „was zählt, wenn wir wieder Stärke zeigen müssen“ doch sehr viele negative Assoziationen hervorruft.

Es gibt zahlreiche Videos in den sozialen Medien wie zum Beispiel „die Bundeswehr im Jahr 2024“ oder „Tarnen und Täuschen“: “Der Panzerbaukasten“, täuschend echte Panzerattrappen werden gebaut, um die sogenannten Feinde zu irritieren und die teuren Originale zu verstecken und schützen….

Auch die öffentlich-rechtlichen Sender begannen eine Charmeoffensive mit mehrteiligen Dokus wie „Beim Bund“. So viel Verantwortung, Kameradschaft, Freundschaft, Erfolg und Karrieren können Dienstanwärter bei der Bundeswehr erfahren…

Getoppt wurde aber alles von Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger(FDP), die Schulen in der Verantwortung sieht, Kinder und Jugendliche auf den Kriegsfall vorzubereiten. Haben Schulen denn nicht andere Aufgaben? Hieß es nicht vor Kurzem, unsere Kinder haben gravierende Defizite bei elementaren Fähigkeiten wie Rechnen, Schreiben und Lesen? Sollte sich Fr. Stark-Watzinger nicht besser darum kümmern, dass alle unsere Kinder endlich mit einem Frühstück den Schultag beginnen können und ihre prekäre Lage (jedes fünfte Kind in Deutschland lebt unter der Armutsgrenze), sich bessert!

In vielen Ländern dieser Erde führen die Aufrüstungsprogramme zu einer vermehrten Armut unter der Bevölkerung.

Alle 10 Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an Hunger in unserer Welt.

„Was zählt, wenn wir wieder Stärke zeigen müssen“:

So wie im Kosovo, wie in Afghanistan………Nun ja, dabei gab es Kollateralschäden, aber die Verantwortlichen konnten doch nichts dafür, wenn sie Kinder als Terroristen einstufen mussten. Die Kinder hätten ja die westliche Freiheit erschüttern können. Da musste Stärke gezeigt werden.

Stärke haben wir schon oft gezeigt und das Ergebnis war jedes Mal schauderhaft.

Die eingeschlossene Bevölkerung von Paris musste Hunde,Katzen und Ratten 1870/71 essen, um zu überleben.

Im ersten Weltkrieg wurden weltweit 70 Millionen Menschen zu Kriegsdiensten mit verheerenden Folgen herangezogen. (die letzte Rate der Reparationszahlungen leistete Frau Angela Merkel am

03.10.2010). Tja, der Dienst an der Waffe kostet nicht nur viele Menschenleben, sondern auch viel Geld).

Der zweite Weltkrieg wurde noch entsetzlicher als der Erste und die industrielle Tötung von Menschen durch deutsche Hand perfektioniert. Paul Celan hatte es richtig beschrieben: „der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“

„Was zählt, wenn wir wieder Stärke zeigen müssen“.

Um Stärke zu zeigen, müssen wir uns nicht noch weiter bewaffnen...wir sind doch schon bis auf die „Zähne“ bewaffnet. Stärke zeigen bedeutet doch die Probleme auf unserer Welt in Angriff zu nehmen. Dem Klimawandel entgegenarbeiten, den Hunger bekämpfen, die Menschen im globalen Süden unterstützen, Kriege endlich beenden, Friedensverhandlungen ernsthaft beginnen, unsere Nachbarn akzeptieren.

Sind die EU und die Nato wirklich so sehr um Frieden, Freiheit und Demokratie in der Ukraine besorgt oder geht es ihnen nicht doch um ihre geopolitischen Interessen? Seit Ausbruch des völkerrechtswidrigen Krieges durch Russland gibt es kaum Veränderung beim Verlauf der Frontlinien. Dafür aber schreckliche Todeszahlen! Über 500 000 Opfer gibt es an allen Fronten. Ein zweites Verdun steht bevor! Aber halt, unsere Politiker machen doch so gute Vorschläge und sogar manche aus der olivgrünen Partei haben auch ihr Wahlversprechen, keine Waffenlieferungen in Krisengebiete schon längst zu den Akten gelegt und fordern immer gefährlichere Waffensendungen und nehmen die Eskalation bis zu einem Dritten Weltkrieg in Kauf.

Seit Monaten führt die israelische Regierung nach dem Hamasattentat einen Alles vernichtenden Kriegszug durch Gaza. Die gesamte Bevölkerung wird kollektiv bestraft. Selbst den jüngsten Bevölkerungsmitgliedern in Gaza wird jegliches Recht auf Leben genommen. Die Ernährungsproblematik spitzt sich von Tag zu Tag zu! Menschenrechte gelten auch für die Bevölkerung von Gaza!

Was wollt ihr Machthabenden den Kindern in Gaza, in Mariupol, und an allen Brennpunkten dieser Welt denn erzählen?

„Wir zeigen Stärke, wir verteidigen die Freiheit, wenn euch Bomben auf den Kopf fallen?“

Alle 10 Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an Hunger in unserer Welt

Vielen Dank.

 

Irmgard Thoma ist aktiv der Augsburger Friedensinitative (AFI).