Redebeitrag für den Bodensee Friedensweg / Ostermarsch in Friedrichshafen am 1. April 2024

 

- Sperrfrist: 01.04., Redebeginn: ca. 13  Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Teilnehmer:innen des Bodensee Friedenswegs,

Mein Name ist Marina Hagen-Canaval und ich bin Sprecherin der Letzten Generation Österreich. Wir leisten friedlichen, zivilen Widerstand, um die österreichische Regierung dazu zu bringen, sich endlich an ihre eigenen Gesetzte zu halten. Aber es ist mühsam, Veränderungen passieren viel zu langsam – während uns die Zeit immer schneller zwischen unseren Fingern zerrinnt.

Wir stehen vor der wohl größten Herausforderung der Menschheit und ich übertreibe nicht: Wir stehen kurz vor einer eskalierenden Klimakatastrophe. Diese globale Bedrohung ist nicht nur ein Klima oder Umweltproblem. Es geht hier nicht um die Eisbären, auch wenn sie mir persönlich lebend am liebsten wären. Es ist eine direkte Bedrohung für unsere Demokratie, unsere Lebensgrundlagen, unsere Sicherheit und den Frieden.

Wir sehen es bereits heute, wie die Klimakrise zu Konflikten um Ressourcen wie Nahrung und Wasser führt – Oder, noch schlimmer, bewaffnete Konflikte befeuert. Die Klimakatstrophe verwandelt fruchtbaren Boden in Wüste, verursacht Extremwetterkatastrophen, die unendliches Leid erzeugen oder legt Wasserquellen – vor allem im globalen Süden – trocken. Die dadurch entstehenden Spannungen führen unweigerlich zu Konflikten und Kriegen. Und wenn wir mit unserer Geschichte in Europa eines gelernt haben, dann, dass Kriege nichts bringen, Existenzen zerstören und Menschenleben kosten.

Wir täuschen uns gewaltig, wenn wir glauben, dass die Klimakrise uns nicht betrifft. Die Auswirkungen sind global – Menschen werden flüchten müssen. Bis 2050 wird jeder dritte Mensch seine Lebensgrundlagen verlieren – was glaubt ihr, wo diese Menschen hinflüchten? Natürlich dahin, wo es sich noch halbwegs aushalten lässt – zu uns nach Europa. Und 2015 hat mir jede Hoffnung geraubt, dass wir solidarisch miteinander sind, wenn Menschen in Not zu uns kommen. Wir müssen uns der Realität stellen und handeln, bevor es zu spät ist und die Klimakatastrophe eskaliert.

Die Klimakrise ist ein Brandbeschleuniger für Konflikte. Wenn wir den Frieden bewahren wollen, müssen wir die Klimakrise eindämmen. Das ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine Friedenspflicht. Klimapolitik ist Friedenspolitik!

Wie viele andere Gruppen hat die Letzte Generation Österreich das erkannt. Wir setzten uns mit Nachdruck für wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise ein. Unsere Proteste sind ein Aufruf zum Handeln. Wir fordern die Regierung auf, sofortige und entschiedene Schritte zu unternehmen, um die Emissionen radikal zu reduzieren und unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, die Kriege befeuern, zu beenden. Wir stehen für eine Zukunft, in der Nachhaltigkeit und Respekt für unseren Planeten die Grundlagen unserer Gesellschaft bilden. Unser Vorschlag, ein Grundrecht auf Klimaschutz in der Verfassung, kann ein erster Schritt sein.

Unsere Proteste mögen kontrovers sein, aber in der heutigen Zeit haben wir nicht mehr den Luxus, unpolitisch zu sein oder uns mit Ausreden von Politiker:innen zufrieden zu geben. Wir müssen uns alle einsetzten und ich möchte Sie alle hier einladen: Beziehen Sie Position, wie sie es heute auf diesem Spatziergang tun. Unterstützen Sie Bürgerinitiativen. Spenden Sie an lokale Gruppen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzten. Ziehen Sie Politiker:innen in Machtpositionen zur Verantwortung, wenn sie Menschenleben durch Inaktivität gefährden. Gehen Sie gegen Faschismus auf die Straße. Engagieren Sie sich!

Eine sichere, demokratische Zukunft ist möglich. Sie ist sogar in greifbarer Nähe. Wir können es schaffen, aber nur, wenn wir das zusammen tun.

Ich danke Ihnen fürs Zuhören.

 

Marina Hagen-Canaval (Mina) ist aktiv beider letzten Generation.