Netzwerk Friedenskooperative



Uran-
munition
etc


vom:
Januar 2001
Update:
Januar 2001


 vorheriger

 nächster
 Artikel

Uranmunition und andere Verstöße:

  Erklärungen/Stellungnahmen

Offener Brief des BBU

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), Prinz-Albert-Str. 73, 53113 Bonn, Tel.: 0228/214032, Fax: 0228/214033



Herrn
Rudolf Scharping
Bundesminister für Verteidigung
Berlin
per fax: 01888/245-357



Offener Brief, Bonn, 7.1.2001

Befr.: Offene und mangelnde Information über radioaktive/toxikologische Gesundheits-Risiken von Bundeswehr-KFOR-Soldaten durch Einsatz im Balkan-Gebiet/ Unser Forderung auf Offenlegung aller Fakten, aber auch nach Begründung von Untersuchungs-Unterlassungen



Sehr geehrter Herr Bundesverteidigungsminister Scharping,

mit großer Besorgnis haben wir - der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) mit ca. 150 Bürgerinitiativen mit ca. 180.000 Mitgliedern und mit dem Schwerpunkt Anti-Atom - den Verlauf der öffentlichen Diskussion um das sogenannte "Balkan-Syndrom", einmal allgemein, zum anderen speziell für eventuell gesundheitlich gefährdete deutsche KFOR-Soldaten, verfolgt.

Vorab zur Erläuterung:

Im Verlauf von über 25 Jahren erfolgter Aktivtäten gegen die Gefahr der Atom-Energie und damit speziell auch der radioaktiven und toxikologischen Gefahren z.B. der URAN- und Plutonium-Brennelementfabrikation in Hanau und Karlstein und des URAN-Erz-Abbaus bei Wismuth AG, traten bedauerlicherweise zahlreiche Fälle von radioaktiven bzw. toxikologischen Verseuchungen mit Schwerpunkt "Inkorperation" bei Beschäftigten auf. Dabei kam es nach unseren mehrfachen Strafanzeigen gegn Hanauer und Karlsteiner Atombetriebe zu staatsanwaltschaftlichen und behördlichen Ermittlungen, zumal es zumindest in 2 Fällen zu Todesfällen (einmal mit Lungenkrebs und einmal zu Nierenkrebs und Metastasenbildung) kam. Aufgrund dieser Erfahrungen und aus großer Sorge, daß auch deutsche KFOR-Soldaten vom "Balkan-Syndrom" betroffen sein könnten, zumal Ihre bisherigen Informationen und Aktivitäten kein Vertrauen in der Öffentlichtkeit erzeugten, beantragen wir hiermit die sofortige Beantwortung folgender Fragen:

1.Erkennen Sie an, daß gesundheitsgefährdende Inkorperationen (Atem- und Nahrungs-Trakt) auch durch Verwehungen von winzigen pulversierten angereicherten URAN 238-Metallteilchen hervorgerufen werden können?

2.Im März 2000 verlautbarte, daß für deutsch Soldaten ein freiwilliges Untersuchungsprogramm angelaufen sei.


Frage: Welche Untersuchungs-Art fand bei wieviel Soladten mit welchem Untersuchungs-Ergebnis (wann abschließend) statt?

3.Bereits am 16.7.1999 teilten Sie (s. Anlage) auf Anfrage eines besorgten deutschen Bürgers bezüglich der Verwendung von Munition mit abgereicherten Uran u.a. folgendes mit:


I) Im Rahmen der NATO-Luftangrife gegen die Bundesrepublik Jugoslawien wurde DU-Munition von dem US-Waffensystem A-10 eingesetzt.


II) Das Waffensystem A-10 wurde hauptsächlich im Kosvo eingesetzt. Da mit der Bordkanone keine vorgeplanten stationären Ziele angegriffen werden, sondern solche Ziele, die durch den Piloten während des Einsatzes erfaßt werden, ist eine exakte Gebietsangabe nicht möglich.


III) Die NATO hat am 1.07.1999 auf eine mögliche toxische Gefährdung beim Umgang mit von DU-Muinition getroffen Fahrzeugen hingewiesen und vorbeugenmde Maßnahmen empfohlen, die auch an die im Kosovo befindlichen Hilfsorganisationen weitergegeben wurden. Eine Dekontaminationsplanung seitens der NATO gibt es derzeit nicht.


Ihnen war also schon am 1.07.99 bekannt, daß durch den Einsatz von DU-Muntion zumindest eine toxische Gefährdung auftreten könne.


Frage: Warum haben Sie dann nicht aus Fürsorgegründen für die eingesetzten Bundeswehr-Soldaten sofort Untersuchungen auf evtl. Gesundheitsschäden bzw. evtl. Inkorperationen eingeleitet und diese erst im Frühjahr 2000, also 3/4 Jahr später veranlasst?

4.Nunmehr geben Sie aufgrund massiver Aufklärungs-Forderungen in den letzten Tagen bekannt, daß bei URIN-Untersuchungen an ca. 120 deutschen Soldaten keine Gesundheitsschäden festgestellt worden sind.


Fragen:

a) Warum wurden nur ca. 120 Soldaten untersucht, obwohl nach Medienmeldungen zwischen 16.000 bis 60.000 Bundeswehrsoldaten im Balkan-Einsatz gewesen sein sollen bzw. noch sind?

b) Warum wurde nur eine Urin-Untersuchung und nicht auch eine notwendige Blutbild-Untersuchung durchgeführt? Letzte ist u.E. unbedingt erforderlich!


c) Welche deutsche oder ausländische Institution hat die 120 Urin-Proben untersucht?

d) Sind Sie bereit aus den Erfahrungen der Erkrankungen bzw. Todesfällen bei Beschäftigten in der Atomindustrie (Hanua, Karlstein, URAN-Erz Abbbau in Wismuth AG und ausländischen URAN-Abbaustätten) durch Langzeit-Wirkungen von schwachradioaktiven und toxikologische Inkorperationen (Leukämie, Krebs usw.) zu lernen und Sofort- und Langzeituntersuchungen bzw. Langzeitüberwachungen für alle im Balkan-Einsatz gewesenen bzw. befindlichen deutschen Soldaten anzuordnen und sicherzustellen?


e) Für die Gesamtuntersuchung durch Durchführung eines unfassenden Langzeit-Beobachtungs-Programms fordern wir die Einsetzung einer Sonder-Kommission z.B. mit kritischen Ärzten von IPPNW, aber auch medzinischen Kapazitäten wie u.a. Prof. Dr. Köhnlein, Münster, Prof. Dr. Horst Kuni, Marburg, Prof. Dr. Lengfelder, München.


Sind Sie hierzu bereit?



Sehr geehrter Herr Bundesverteidgungsminister!

Wie ernst die Situation des Balkan-Syndroms tatsächlich ist, zeigen die mehrfachen Leukämie-/Krebs-Fälle der Soldaten in Italien, Spanien und Portugal.

Ihre Konsequenz sollte unbedingt sein, eine spezielle Überprüfung aller Verantwortlichen Ihres Minsteriums bzw. der Truppenverantwortlichen für das bisherige offensichtliche Versagen anzuordnen sowie personelle und organisatorische Konsequenzen zu ziehen.

Darüber müßte aber unbedingt die Öffentlichkeit informiert werden.

Abchließend bitten wir Sie dringend Ihren Einfluß dahingehend geltend zu machen, daß die durch den Einsatz von uranhaltiger Munition radioaktiv/toxikologisch kontaminterten Gebiete auf dem Balkan im Rahmen einer gemeinsamen NATO-Aktion dekontaminiert werden, die abgeschossenen radioaktiv/toxikologisch kontaminierten Panzer abtransportiert und die betroffene Balkan-Bevölkerung umfassend untersucht und ggf. ärtzliche betreut wird.

Bitte geben Sie uns - nachdem Sie ja auch in der kommenden Woche bei der speziellen NATO-Tagung entsprechende Gelegenheit haben werden, - eine schnellstmögIiche Nachricht auf unsere Fragen und Forderung.

Mit freundlichen Grüßen

Eduard Bernhard

(BBU - Vorstand)



E-Mail:  bbu-bonn@t-online.de


 vorheriger

 nächster
  
Artikel

       
Einige weitere Texte (per Zufallsauswahl) zum Thema
DU-Munition, Urangeschosse
Stop! - Uran-Munition
Gifte,DU Völkerrecht
Gifte,DU IPPNW: PM zur Verharmlosung von DU-Munition
Gifte, DU Was sind DU-Waffen?
Gifte,DU Verbrechen gegen die Menschheit
Gifte,DU Schädigungen durch DU

Bereich

 Themen 

Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
         
Netzwerk   F-Forum  Termine  Jugo-Hilfe Aktuell