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11.9.2001
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vom:
20.09.2001


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Terroranschläge 11.9. - erste Reaktionen:

  Redebeiträge/Kundgebungen

Rede von Uwe Reinecke am 19.09.2001 in Göttingen bei der Demonstration "Gegen die Logik des Krieges"

Rede: Gegen die Logik des Krieges

Göttinger Friedensbündnis / Uwe Reinecke

Liebe Anwesende

Der schreckliche Terroranschlag bleibt auch nach mehr als einer Woche noch unfassbar. Die deutsche Sprache scheint gar nicht so deutliche Worte zu haben, die nötig und richtig wären, um unsere grenzenlose Trauer um die vielen ermordeten Menschen auszudrücken. Wir empfinden tiefes Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer. Unter den Ermordeten sind Christen, Juden und Moslems, Weiße und Schwarze, Amerikaner und Ausländer. Der Terror war ziellos. Schon deswegen gilt es jetzt, Solidarität mit den hier lebenden Ausländern zu zeigen, egal welcher Nationalität oder Religionszugehörigkeit.

Wir stehen hier, um deutlich zu machen, dass wir Terror ablehnen. Für Terror kann es keine Rechtfertigung geben.

Viele waren in den letzten Tagen neben dem Mitgefühl hauptsächlich von Angst erfüllt.

Dieses Angstgefühl ist verständlich, da die Anschläge so überraschend kamen und unschuldige Menschen trafen, die keine Chance auf Schutz oder Rettung hatten. So etwas könnte jeden treffen. Auch manche Aussagen von amerikanischen und deutschen Politikern waren dazu geeignet, Angst zu erzeugen. Ein Weiteres taten dann noch einige Zeitungen und Fernsehsender. Unsere Angst vor Terror und vor Krieg darf unseren Alltag aber nicht erfüllen, denn Angst ist ein schlechter Ratgeber.

Deswegen stehen wir in erster Linie hier, nicht aus Angst, sondern weil wir Terror und Rache ablehnen. Der Logik des Krieges können und wollen wir keinesfalls zustimmen.

Die Terroristen sind gerecht zu verurteilen für ihre verabscheuenswürdige Tat.

Dieses aber durch kriegerische Aktionen erreichen zu wollen, wäre hoffnungslos naiv und gefährlich. Ein Raketenangriff, gegen welches Land auch immer, zöge unweigerlich neue Terroranschläge nach sich. Die Spirale der Gewalt lässt sich nicht gewaltsam durchbrechen. Darüber hinaus würden sich die Racheaktionen nahezu ausschließlich gegen unschuldige Zivilisten richten und diese treffen.

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11.9.2001
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Nehmen wir also mal das Beispiel Afghanistan: die dortige Bevölkerung ist durch das Schreckensregime der Taliban schon zu Opfern geworden. Eine NATO-Strafaktion würde die Menschen doppelt zu Opfern machen.

Die Taliban und der Terrorist bin Laden würden sicherlich nicht getroffen werden.

Beteiligt sich Deutschland an einem Militärangriff, folgt dies einer jahrelang zu beobachtenden Linie der Militarisierung der deutschen Außenpolitik.

Diese Außenpolitik entmachtet die UN. In den 1990er Jahren hätte die Chance bestanden, die UN zu reformieren und als ein Instrument der Friedenssicherung zu etablieren. Auch die westlichen Staaten haben dies hintertrieben. Anstatt die UN zu demokratisieren und zu stärken, wird dagegen allein die NATO gestärkt.

Während des Krieges gegen Jugoslawien im Jahr 1999 verabschiedete die NATO eine neue Strategie. In diesem Zusammengang steht dann auch die Umstrukturierung der Bundeswehr. Richard von Weizsäcker war Vorsitzender der nach ihm benannten Kommission, die die neue Bundeswehrstruktur erarbeitete.

Als Ergebnis dieser Arbeit kann folgendes Zitat gelten:

"Ziel ist es, zukünftig zwei Kriegseinsätze in verschiedenen Regionen gleichzeitig durchführen zu können."

Die Aufrüstung geht unter "Rot-Grün" rasant weiter.

Die Bundeswehr wird zu einer Angriffsarmee. Ohne dass die Bevölkerung mitredet, werden Aufrüstungs- und Kriegspläne geschmiedet.

Die "Einsatzkräfte" genannten Truppenteile sind die Kräfte der Bundeswehr, die nicht zur Landesverteidigung, sondern für Interventionen außerhalb des NATO-Gebietes eingesetzt werden sollen. Der gegenwärtige Aufbau solcher Truppen ist in Deutschland nach Artikel 87a GG verfassungswidrig.

Auch in den USA gibt es kritische Stimmen, die Kriegseinsätze der NATO und damit auch der Bundeswehr ablehnen. "Keine Rache!" ist dort die Forderung.

Begründet wird sie u.a. damit, dass die USA nicht grundlos vom Terror getroffen wurden.

Ich will es hier ausdrücklich betonen: die Opfer der Terroranschläge selber sind unschuldige Menschen und Terror ist unter keinen Umständen gerechtfertigt.

Noam Chomsky -ein Harvard-Professor- sagt es so: "Diese terroristischen Angriffe sind zweifelsfrei abscheuliche Verbrechen und gehören in die Kategorie der bedeutenden Gräueltaten. In ihrem Umfang erreichen sie aber möglicherweise nicht die Bedeutung anderer Gräueltaten, wie zum Beispiel die Bombardierung des Sudans durch Präsident Clinton."

Auch andere Stimmen gehen in diese Richtung: Robert Bowman -ein Bischof in Florida- meint: "Wir müssen die Wahrheit über die Bedrohung kennen.

Als Präsident Clinton dem amerikanischen Volk 1998 erklärte, warum wir Afghanistan und den Sudan bombardierten, sagte er nicht die Wahrheit. Er sagte, wir wären das Ziel des Terrorismus, weil wir für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte stehen. Unsinn!

Wir sind das Ziel der Terroristen, weil wir gehasst werden. Und wir werden gehasst, weil unsere Regierung hassenswerte Taten begangen hat. In wie vielen Ländern haben die Vertreter unserer Regierung Führer, die von der dortigen Bevölkerung gewählt waren, abgesetzt und durch Militärdiktatoren ausgestauscht?

Wir taten es im Iran 1953, wir taten dies in Chile an einem 11.September 1973 und in anderen Staaten, zuletzt versuchten wir es im Irak."

Diese Zitate treffen auch unsere Regierungen in Deutschland. Warum sollten die Opfer dieser Diktatoren, an die auch Deutschland Waffen verkaufte, an die deutsche Demokratie glauben?

Wir, die wir vorgeben, in der zivilen Welt zu leben, müssen jetzt endlich dazu übergehen, zivil zu handeln und das heißt nicht militärisch.

Wir wollen eine zivile Gesellschaft. Daher fordern wir:

 die Auflösung der "Einsatzkräfte" der Bundeswehr,

 den sofortigen Stopp aller Waffenexporte,

 eine demokratische Politik nach innen und nach außen und

 eine gerechte Wirtschaftsordnung.

Der Logik des Krieges also keine Chance!

Danke.



E-Mail:   friedensbuendnis@freenet.de
Internet: http://www.friedenskooperative.de/netzwerk/goettfb.htm
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