Versuch einer Einordnung
Wetterfester Diktator ist gänzlich der Vergangenheit zugewandt
Wetterfester Diktator ist gänzlich der Vergangenheit zugewandt
Foto: Kremlin.ru, CC BY 4.0

In diesem Kommentar nimmt ein aus Russland stammender Autor die persönlichen Befindlichkeiten Putins unter die Lupe, die den Krieg in der Ukraine überhaupt erst möglich machten. Das ist der erste Text der Blogserie "Putins Krieg mit den Augen eines Deutschrussen". (1/7)

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Wie um viele andere Alleinherrscher dieser Welt entwickelte sich auch um Putin ein Personenkult, er wurde zu einer sagenumwobenen Kreatur, zu einem Mann mit den tausend Gesichtern. Nach außen ließ er sich als starker Anführer und harter Kerl präsentieren. Er ritt mit nacktem Oberkörper ein Pferd, kanzelte vor laufender Kamera die Oligarchen ab und hob antike Amphoren vom Meeresgrund. Dabei ist dieser Mann gänzlich ein Produkt von Image-Making und Propaganda. Er ist kein guter Stratege, kein großer Redner und hat das Charisma eines Unterabteilungsleiters im Kurz-vor-Rente-Alter. Es ist ein Missverständnis zu glauben, dass die Zeit im KGB ihn maßgeblich geprägt habe. Als Spion in der DDR war er alles andere als erfolgreich. Nach dem Mauerfall bekam er ein Pöstchen an der Leningrader Universität mit keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten, da er sich während des Auslandsdienstes keinen guten Ruf machen konnte. Sein ehemaliger Juraprofessor Anatoli Sobtschak, der später der erste Petersburger Bürgermeister wurde, holte ihn in sein Team. Entscheidend für Putins Entwicklung als Politiker und Manager waren die von Gesetzlosigkeit und Banditentum geprägten 1990er Jahre in Sankt Petersburg, als er in der Stadtverwaltung arbeitete und tief in hiesige organisierte Kriminalität verstrickt war. Ohne das Wissen, dass er ein Mensch zutiefst kriminellen Denkens ist und alle seinen Handlungen im Einklang mit dem Ethikkodex von sowjetischen bzw. russischen Großkriminellen stehen, lohnt sich im Fall Putin kein Erklärungsversuch.

Anfang der 1990er Jahre war in Russland eine turbulente Zeit, dutzende Millionen Menschen verloren ihren sozialen Status, schocktherapieartige Wirtschaftsreformen ließen die Bevölkerung verarmen, die Staatsgewalt war extrem schwach und verlor vielerorts das Gewaltmonopol an die Mafia. Gleichzeitig ist diese Zeit von den nie da gewesenen gesellschaftlichen und politischen Freiheiten gekennzeichnet. Wenn sich die Realität in einem schwindelerregenden Tempo ändert, wenn sich frühere Verbindungen auflösen, bekommt ein Charaktermerkmal eine immense Bedeutung: die Loyalität. Sie wird zum wichtigsten persönlichen Qualitätsmerkmal, denn Geld und Status stellen keine feste Größe mehr dar, über Nacht kann man beides verlieren. Loyalität ist in diesen Zeiten das wichtigste Gut, sie ist der einzige Anker der Stabilität. Putin weist dieser Qualität eine enorme Bedeutung zu. Er selbst hat diese Loyalität, diese Treue zu seinem Vorgesetzten 1996 unter Beweis gestellt, als Sobtschak nicht wiedergewählt wurde. Damals weigerte sich Putin, ins Team des Siegers überzuwechseln, obwohl es ihm angeboten wurde. Das wäre für ihn ein Verrat. Genau an diese Episode dachte die Familie des ersten russischen Präsidenten Boris Jelzin, als sie für ihn einen Nachfolger suchte, welcher das Staatsoberhaupt im Ruhestand vor Strafverfolgung schützen würde. Jelzins Tochter und Schwiegersohn entschieden sich für den ehemaligen Aktentaschenträger Sobtschaks, den vor 1999 niemand kannte. Sie verrechneten sich nicht: Auch Jelzin gegenüber blieb Putin immer loyal. Obwohl er die 1990er Jahre dämonisiert, sagt er nie ein böses Wort über den Mann, der von 1991 bis 1999 Präsident war. Im Präsidentensessel vergaß Putin auch seine besten Freunde nicht. Sie fungieren als Putins Geldbeutel und wurden mit lukrativsten Posten beschenkt. So brachte es Igor Setschin, sein ehemaliger Kollege aus der Stadtverwaltung, zum Rosneft-Cheft. Zusammen mit dem Oligarchen Igor Rotenberg war Putin mal im Judo-Unterricht, der Cellist und Kindheitsfreund Putins Sergei Roldugin wurde Milliardär und ist tief in Offshore-Geschäfte verstrickt.  

Bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000 wurde Putin in der ersten Runde mit 52 % der Stimmen gewählt. Das Wahlergebnis war zum einen der offiziellen Ernennung als Jelzin-Nachfolger, zum anderen der von ihm als Direktor des Inlandsgeheimdienstes FSB geleiteten Militäroperation gegen islamistische Terroristen im Kaukasus geschuldet. Mit Putins Wahlsieg drückte sich das Ressentiment der russischen Bevölkerung gegen die Ungewissheit der 1990er Jahre aus, ein sowjetischer Offizier wurde zum Nachfolger eines erratischen Chaoten, der die Reformen nicht scheute. Putin ist genau das Gegenteil davon, übervorsichtig und ultrakonservativ, den Ist-Zustand gilt es ihm um jeden Preis zu bewahren. Das Wort „Stabilität“ hat für ihn eine nahezu sakrale Bedeutung. Im Gegensatz zu vielen anderen Nachfolgekandidaten Jelzins, bot Putin ihm seine Kandidatur nie an, er wurde selbst um die Amtsübernahme gebeten. Aus Pflichtbewusstsein gegenüber dem Vorgesetzten stimmte er zu. Äußerst wahrscheinlich visierte Putin nur eine Amtsperiode an, doch geriet er in den Sog der Macht und konnte nicht mehr abspringen. Mit seiner Präsidentschaft blieben ihm viele großbürgerliche Vergnügen versagt, denn ein Herrscher lebt in Russland standesgemäß weitgehend abgekapselt. Das beklagte Putin schon des Öfteren. Er meinte es total ernst, wenn er sich „Galeerensklave“ nannte. Viel lieber wäre er Chef eines Staatsunternehmens wie Gazprom geworden. Putins ständiger Refrain lautet „Ich wollte es nicht tun, sah mich aber dazu gezwungen“. Auch bei dem von ihm angezettelten Krieg habe man ihn keine andere Wahl gelassen.

In den ersten vier Jahren als Präsident litt Putin unter Hochstapler-Syndrom, er konnte nicht fassen, dass er, ein unansehnlicher und unterwürfiger Kriecher mit dem KGB-Beinamen „die Motte“, wirklich der Staatschef geworden war. Er liebäugelte mit dem Westen, suchte seine Gunst und Anerkennung, versuchte den Annäherungskurs und fragte sogar Clinton nach der Aufnahme Russlands in die NATO [1]. Obschon Putin im Westen kaum als Hoffnungsträger wahrgenommen wurde und sich sein Repressionskurs nach innen schon in den ersten vier Jahren seiner Herrschaft abzuzeichnen begann, war es ein schwerer Fehler des Westens, Russland nicht tiefer in die gemeinsamen Strukturen zu integrieren. Einem bettelarmen, gleichzeitig aber ressourcenreichen Land würde tiefere westliche Bindung guttun, und umgekehrt. Die Türkei macht es vor: Eine durch und durch korrumpierte Autokratie kann auch NATO-Mitglied sein. Putin ist leicht kränkbar, er hegte zunehmend Groll gegen den Westen, fühlte sich nicht respektiert. Zudem vermutete er die USA hinter der Orangen Revolution in der Ukraine 2004, die Revolutionen bleiben bis heute sein Schreckgespenst. Putin glaubt nicht daran, dass ein Volk – in dem Fall das ukrainische – ein eigenständiges Subjekt sein und einen friedlichen Machtwechsel ohne Kuratoren aus dem Ausland herbeiführen kann. Putin hatte immer schon paranoide Züge und war auf die eigene Sicherheit fixiert, die Rosenrevolution in Georgien ein Jahr zuvor nahm er auch persönlich.

Während seiner zweiten Amtsperiode 2004-2008 zeichneten sich die Konturen russischer Kleptokratie endgültig ab, Putinismus wurde zu einem festen System. Arabischer Frühling und insbesondere die Ermordung des libyschen Diktators Muammar Gaddafi 2011 jagten dem damaligen Ministerpräsidenten Putin Angst ein und bewogen ihn dazu, ins Präsidialamt zurückzukehren. Offenbar glaubte er nicht, dass sein Platzhalter Dmitrij Medwedew in diesen turbulenten Zeiten der Aufgabe gewachsen war. Er fragte, wer der NATO das Recht auf die Tötung Gaddafis gegeben habe und vermutete Libyens Ölreserven als Grund für den in seinen Augen durch den Westen verursachten Umsturz. Nach der Präsidentschaftswahl 2012, welche ohne freien Wettbewerb verlief und mit massiven Protesten verbunden war [2], begann Putin eine Offensive gegen Zivilgesellschaft und NGOs, die als präventive Konterrevolution bezeichnet werden kann. Ab jener Zeit entfaltet sich auch Putins Begeisterung für aggressive Außenpolitik. 2014 verschlechterte sich sein Verhältnis zum Westen endgültig, nachdem viele westliche Staatsoberhäupter an der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele in Sotschi nicht teilgenommen hatten. Für Putin waren die Winterspiele ein persönliches Prestigeprojekt, um die neue russische Größe zu demonstrieren. Damit zusammen fiel der Erfolg der Maidan-Revolution in der Ukraine und die Flucht des pro-russischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch. All das brachte Putins Geduldsfass endgültig zum Überlaufen, er war wütend, gleichzeitig aber voller Angst. Er musste handeln. Die Krim wurde annektiert, die separatistischen „Volksrepubliken“ im Osten der Ukraine ausgerufen. Seit jener Zeit war das Vertrauen Putins mit den „westlichen Partnern“ endgültig zerstört. 

Putin ist ein Ewiggestriger. Seit mehreren Jahren lebt er in einem Informationskokon, die Nachrichten lässt er sich in einem Ordner mitbringen. Computer und Internet hat er nie verstanden und nie benutzt [3]. Die heutige Realität sieht er mit den Augen eines Schutzgelderpressers, der ständig um das von ihm kontrollierte Territorium fürchten muss. Die Trends gegenwärtiger Realität versteht er nicht, vor der Zukunft hat er Angst und ist deswegen den guten alten Zeiten zugewandt. Diese Zeiten bedeuten für ihn in erster Linie die Rückkehr zu den Ergebnissen der Konferenz von Jalta, als Europa zwischen verschiedenen Interessensphären aufgeteilt wurde. Die ehemaligen Teilrepubliken der Sowjetunion – mit Ausnahme der baltischen Staaten, da sie erst nach dem Zweiten Weltkrieg annektiert wurden – gehören für ihn klar zur russischen Interessensphäre, sie dürfen sich nicht im Orbit des Westens bewegen. Olaf Scholz hatte völlig recht, als er neulich sagte, Putin folge einer „imperialistischen Vision früherer Jahrhunderte“. Seine Obsession mit der bloßen Kontrolle über ein möglichst großes Territorium erscheint in den heutigen Zeiten erodierender Bedeutung von Nationalgrenzen einfach nur lächerlich. Putin ist ein Kontrollfreak. Alle Unabhängigkeitsformen, ob in den Medien, in der Politik oder in der Zivilgesellschaft, kommen ihm suspekt und gefährlich vor. Er lügt beispielsweise nicht, wenn er sagt, Nawalny werde vom amerikanischen State Departement finanziert. Das ist keine Maske, er glaubt das wirklich. Nach Putins Logik dürfe ein Politiker ohne seine persönliche Erlaubnis keine Popularität genießen. Und wie kann es sein, dass der Staat dem härtesten Kremlkritiker ständig Knüppel zwischen die Beine wirft, dieser aber trotzdem beachtliche Erfolge zu verbuchen hat? Natürlich sorge hier der Westen für Unruhe. Das Gleiche gilt dann für NGOs und unabhängige Medien. 

Die Quelle allen Übels sind für ihn die USA. Das einzige Imperium, der Hegemon, der Sieger im Kalten Krieg, der furchterregende Strippenzieher, welcher seinen Satelliten alles aufzwingen kann. Gewissermaßen kann man hier von einem Ödipuskomplex sprechen: Die USA sind für Putin ein strenger, allmächtiger Vater, den er zwar hasst und ihn loswerden will, dessen Gunst es aber zu erringen gilt. Selbst Putin erkennt an, dass die USA seit dem Zerfall der Sowjetunion immer die erste Geige spielen. Freilich war Russland vor dem 24. Februar ein Teil der amerikanozentrischen Welt. Er strebt zwar keine Weltherrschaft an, möchte sein Machtbereich aber klar abstecken und dadurch die eigene Herrschaft sichern. Die Demokratiesierungsbestrebungen in den ehemaligen Nachfolgestaaten der Sowjetunion laufen diesem Willen zuwider. Putin glaubt nicht daran, dass ein Volk sein Schicksal selbst bestimmen und einen friedlichen Machtwechsel ohne fremde Hilfe erwirken kann. Schlägt eine ehemalige Teilrepublik, wie Georgien oder die Ukraine, einen Weg der Demokratie ein, wird sie sich zwangsläufig von den tragenden Säulen einer jeden postsowjetischen Autokratie verabschieden müssen, wie 1.) totale Korruption, 2.) etablierte Klans und Seilschaften, 3.) Wahlmanipulationen, 4.) Medienzensur, 5.) Drangsalierung der Zivilgesellschaft. Einen solchen Machtwechsel darf es in Putins Einflussbereich nicht geben. Und wer vergiftet die Menschen mit ihrem Importschlager namens „Demokratie“, wer entreißt dem Mütterchen Russland seine Nachbarstaaten, wer will da wieder einen Stützpunkt aufschlagen? Natürlich die USA. Das Land, welches Putin hasst, fürchtet und bewundert.

Sehr oft bettet Putin die USA in seine Rhetorik ein, so rechtfertigte er die Abstempelung aller NGOs als „ausländische Agenten“ mit einem vergleichbaren Gesetz in Amerika, wo die gleiche Formulierung benutzt wird [4]. Eine Woche vor dem Kriegsbeginn trafen sich Scholz und Putin, der Bundeskanzler sagte, für seine Generation sei ein Krieg in Europa undenkbar geworden. Lässig entgegnete Putin: „Aber wir waren ja Zeugen des Krieges in Europa, in Jugoslawien von NATO angezettelt. Große Militäroperation mit Bombardierung einer europäischen Hauptstadt: Belgrad. Das gab’s ja“. Und es gebe im Donbas auch einen Völkermord. Eigentlich war das die Ankündigung des Überfalls auf die Ukraine. Die USA können ja einen Krieg in Europa initiieren, warum kann es Russland nicht? Es ist für Putin extrem wichtig sich selbst zu beweisen, dass er dasselbe tun kann wie die USA. Allein aus diesem Grund zog er überhaupt in den Syrienkrieg und sicherte das Überleben des syrischen Diktators Baschar Assad. Nicht, dass er ihn möge oder Syrien ihm überhaupt wichtig wäre. Das tat er, um mit den USA auf Augenhöhe zu spielen. 

Putin will Amerikas Weltdominanz beenden. So pathetisch es auch klingen mag: Der omnipräsente amerikanische Einfluss sorgt unter anderem dafür, dass sich die ganzen Nationen im postsowjetischen Raum mit der Idee der Demokratie anstecken. Dem muss er einen Riegel vorschieben. Seit dem 24. Februar führt Putin Krieg gegen die Ukraine, doch ist das in seinen Augen ein Stellvertreterkrieg, denn der Ukraine spricht er die eigene Staatlichkeit ab. Er ist fest davon überzeugt, dass dieser Pseudostaat, dieses Anti-Russland ein durch den Westen unterstütztes Marionettenregime sei. Mit dem „Westen“ sind in erster Linie die USA gemeint, ihre Satelliten (alle NATO- sowie EU-Mitgliedsstaaten) kommen hinzu. Wie denn sonst könnte Komiker Staatsoberhaupt werden und Boxer Oberbürgermeister? Mit dem pro-russischen Machtwechsel in der Ukraine, so seine Denklogik, sollte Russland wieder gefürchtet werden. Plan A war der Blitzkrieg, Selenskyj müsste zur Flucht gezwungen oder gefangen genommen werden. Das würde das Land und die Truppen demoralisieren. Dann müsste eine pro-russische Marionettenregierung installiert werden, einen provisorischen Gauleiter hätte man wohl aus den Reihen der pro-russischen Partei „Oppositionsplattform – Für das Leben“ auserkoren. Doch ging die Rechnung nicht auf, die Luftlandetruppen wurden neben Kiew zerschlagen, Selenskyj bewies Mut und blieb in der Hauptstadt. Plan B gab es im Grunde nicht: Putin ist kein Stratege, er ist ein Taktiker und agiert der jeweiligen Situation entsprechend. Es steht jetzt alles für ihn auf dem Spiel, Sanktionen wären seiner Meinung nach sowieso verhängt gewesen. Also wird er die Ukraine ausbluten lassen und so viele Territorien wie möglich annektieren. Dabei will er Europa mit Millionen aus der Ukraine gen Westen geflüchteter Menschen genau wie bei der Syrien-Intervention destabilisieren. Auch hofft Putin, dass gestiegene Lebensmittelpreise und Energiekosten die verweichlichte und verwöhnte Bevölkerung Europas zum Widerstand gegen Sanktionen bringen wird.

Kollektive Sanktionen gegen das von ihm in Geiselhaft genommene Land scheren ihn wiederum nicht. Seiner eigenen Bevölkerung gegenüber braucht er keinerlei Rücksicht zu nehmen. Eher das Gegenteil: Es freut ihn, dass sich Russland vom Westen und allem Westlichen abkoppelt. Das gegen Russland verhängte Verbot von Halbleiter-Lieferungen katapultiert das Land ins Mittelalter, doch für Putin ist das in Ordnung. Hauptsache: unabhängig und autark. Die Oligarchen haben keine effektiven Druckmittel auf Putin. Sein innerster Zirkel ist zu tief mit ihm verstrickt, sein Fall wäre auch für ihn das Ende. Niemand wird Putin davon abhalten können, den Krieg bis zum bitteren Ende zu führen. Mit jedem Tag ohne nennenswerte militärische Erfolge steigt die Chance, dass Massenvernichtungswaffen in der Ukraine eingesetzt werden. Mit dem Einsatz von Atomwaffen ginge Russland als einziges Land den Schritt, den sich zuvor nur die USA erlaubten. Dieser Umstand reizt Putin. Zudem hat er vor Augen, was nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima geschah: bedingungslose Kapitulation Japans sowie amerikanisch-japanische Freundschaft. Gut für Russland, die Ukraine und die Welt wäre bei Putin das Szenario vom portugiesischen Diktator Antonio Salazar, der am Ende seines Lebens keine reale Macht mehr hatte, das aber nie mitbekam und sogar Kabinettssitzungen einberief. Vielleicht bedarf es dafür nicht mal einer Hirnblutung.
 

Alexander Zaslawski

 

Über diesen Blog:

Dieser Text leitet eine kleine Blogserie "Putins Krieg mit den Augen eines Deutschrussen" ein, welche ich im Rahmen meines Praktikums beim Netwerk Friedenskooperative erstelle. Ich freue mich über Anregungen, Feedback und Kritik. Ich bin unter a [dot] zaslawski [at] friedenskooperative [dot] de zu erreichen.

 

Fußnoten:

[1] https://www.interfax.ru/amp/823529

[2] https://www.sueddeutsche.de/politik/praesidentenwahl-in-russland-beobach...

[3] https://www.bbc.com/russian/news-47317481.amp

[4] https://www.dp.ru/a/2021/12/23/Putin_Zakon_ob_inoagenta