Redebeitrag für die Veranstaltung zum Antikriegstag in Aalen am 1. September 2018

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freudinnen und Freunde,

Samstag, 1. September 2018 kurz nach 11 Uhr Rathausvorplatz in Aalen. Geschäftiges Markttreiben, fröhliche Menschen, eifrige Gespräche, zufriedene Marktbeschicker, Austausch über Gott und die Welt. Ein schöner Samstag und doch ist es ein Datum, das uns nicht nur fröhlich sein lässt. Der 1. September hat sich tief eingegraben in unser Land als ein rabenschwarzes Datum- Vor 79 Jahren hat die deutsche Wehrmacht Polen überfallen und damit einen unseligen Krieg begonnen, der die Welt über viele Jahre in Atem hielt. Und der unzähliges Leid und Millionen Tote zur Folge hatte, europaweit vermutlich ca. 60 Millionen.

Dazu begehen wir in diesem Jahr das Ende des ersten Weltkrieges vor 100 Jahren, und können geschichtsbewusst noch weiter zurückdenken. Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg, der folglich vor 37o Jahren endete.

Aber frage ich ein bisschen provokativ. Alles so lange her. Muss uns das heute noch beschäftigen? Muss ich mir deswegen den Kopf zerbrechen? Gar noch den Samstag oder das ganze Wochenende verderben?

Wir alle, die wir heute morgen hier sind, haben die Frage mit unserer Anwesenheit schon eindeutig beantwortet.

Ja,ja, und nochmall ja, wir müssen uns treffen, wir müssen zusammmenkommen, wir müssen uns den Kopf zerbrechen und wir müssen mit Wort und Tat zusammen stehen. wir dürfen Frieden und Freiheit nicht für selbstverständlich hinnehmen so als funktioniere das immer ganz von selber.

Und ich bin froh und dankbar, dass wir auch an diesem 1. September zum Antikriegstag zu einer Mahnwache und nachher in er Stadtkirche zum Friedensgebet zusammenkommen. Was die Gewerkschaften im Jahre 1957 begonnen haben, nämlich für eine friedliche Welt auf die Strasse zu gehen, die Erinnerung an schreckliche Ereignisse der deutschen Geschichte wachzuhalten und ach immer wieder neu zu mahnen, dass solches nie wieder vorkommt, ist bis heute unentbehrlich und zeigt auch der Blick auf tagesaktuelle Ereignisse.

Die rassistischen Ausschreitungen in Chemnitz sind schwerwiegende Angriffe auf Menschen, die gezielt aufgrund ihres Aussehens und der Wahrnehmung als Nicht-Deutsche von rechter Gewalt betroffen waren. Sie sind aber ohne Zweifel auch Angriffe gegen die Grundpfeiler unserer Zivilgesellschaft, gegen den Rechtsstaat, gegen uns alle! Natürlich muss auch klar sein. Wer Gesetze bricht und sich nicht an Recht und Ordnung hält, der darf auch bei uns nicht bleiben. Aber daraus nun eine Bewegung zu machen, die Hass und Gewalt schürt, ist nie und nimmer akzeptabel. Diese schrecklichen Vorgänge müssen unsere ganze Gesellschaft alarmieren. Natürlich ist Chemnitz weit weg und Aalen ist ganz sicher auch nicht Chemnitz. Aber lasst uns alle demokratiefeindlichen Ansätze bereits im Keim ersticken, und lasst uns hier im Städtle dafür sorgen, dass die braune Sauce nicht zum Kochen kommt.

Daher brauchen wir auch in Aalen ein breites Bündnis aller gesellschaftlichen Kräfte für ein gutes und friedliches Miteinander, für Achtung Respekt und Toleranz, für Menschenwürde und Teilhabe, gegen allen Rassismus, gegen Hetzparolen, gegen Ausländerfeindlichkeit., gegen Intoleranz, und gegen allen braunen Mob, der sich breit machen will.

Wie viele dafür einstehen sehen wir heute morgen hier in unserer Stadt, Parteien, Kirchen, Friedensgruppen, amnesty, attac, Friedensforum, und und. Danke, dass Ihr da seid und und Euch jetzt mit mir freut auf Josef Mischko, DGB-Kreisvorsitzender, Vorsitzender unserer SPD- Kreistagsfraktion und genau der Richtige, um an einem Tag wie diesem die richtigen Worte zu finden.

Und ich freue mich, dass uns Rolf Siedler musikalisch durch dies Kundgebung führt. Und ich darf auch jetzt schon einladen gleich im Anschluss an diese Mahnwache zum Friedensgebet in die Stadtkirche.

Setzen wir an diesem Samstag in er Mitte dieser Stadt ein klares Zeichen der Solidarität und des Miteinanders. Stehen wir ein für Menschenrecht und Menschenwürde, für Frieden und Freiheit, für Grundwerte und Gerechtigkeit und sorgen wir alle miteinander dafür, dass der braune Sumpf schon im Keim erstickt wird und Gewalt und Rassismus bei uns niemals eine Chance bekommt.

Ich danke Euch!

 

Bernhard Richter ist Gemeindepfarrer der Ev. Kirchengemeinde Aalen.