Redebeitrag und Moderation für die Antikriegstagveranstaltung am 1. September 2020 in Bremen

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Liebe Freundinnen und Freunde

Ich eröffne die Kundgebung zum Antikriegstag 2020. Am 1. September 1939 überfiel die faschistische Wehrmacht Polen. „Mit seinem Überfall auf Polen riss Nazi-Deutschland 1939 die Welt in den Abgrund eines bestialischen Krieges, der unermessliches Leid über die Menschen brachte und 60 Millionen Tote forderte. 75 Jahre nach Kriegsende liegt es an uns, die Erinnerung an diese zahllosen Toten wachzuhalten“, heißt es im Aufruf des DGB.

Wir haben uns heute zusammen gefunden um vor neuen Kriegen zu warnen, das Motto unserer Kundgebung lautet: „Fünf Minuten vor 12.00“

Musikbeitrag von Willy Schwarz

Redebeitrag:

Ich bin Barbara Heller vom Bremer Friedensforum, das die heutige Kundgebung gemeinsam mit Menschen aus Gewerkschaften, Parteien und sozialen Bewegungen organisiert hat. Der Aufruf des DGB-Bundesvorstandes zum 1. September 2020 lautet: Nie wieder Krieg! In die Zukunft investieren statt aufrüsten! Dieser Aufruf, mit einem Bremer Vorwort versehen, wurde von zahlreichen Einzelpersonen unterstützt.

Wir stehen hier vor dem Kriegerdenkmal Altmannshöhe, das die Nazis 1935 zur Ehrung der Toten des 1. Weltkrieges errichten ließen.

Die Namen von über 6.000 Bremer Bürgern, die ihr Leben für einen verbrecherischen Krieg gaben, sind hier in Stein gebrannt.

Die Altmannshöhe hat in der Geschichte seit 1945 unterschiedliche Erinnerungskulturen erlebt.

Bremer Bürgerinnen und Bürger gedachten hier ihrer Verstorbenen, die bei den Kriegszügen in fremden Ländern gefallen waren.

Jahrelang war die Altmannshöhe Ziel von Heldenverehrung von neuen und alten Nazis. Dem hat das Tor einen Riegel vorgeschoben.

Aber auch Bremer Politiker ehrten hier die Kriegstoten.

Sind die Männer, deren Namen hier in langen Reihen genannt werden, fürs Vaterland gefallen, wie bis heute viele Kriegerdenkmale behaupten?

Viele der hier Genannten waren Kriegsgegner. Innerhalb der Bremer Sozialdemokratie waren die Kriegsgegner – anders als im Reich – in der Mehrheit. Kriegsgegner wurden oft vorrangig eingezogen, um Ruhe an der Heimatfront zu haben. Sie verloren ihr Leben in einem Krieg, den sie ablehnten und bekämpften, so wie der Maurer Robert Pöhland, dessen Name hier auch zu finden ist. Robert Pöhland wurde im Frühsommer 1915 eingezogen und starb im Oktober 1916 auf dem Schlachtfeld in Frankreich. Fast täglich schrieb er Briefe (übrigens in einem Taschenbuch veröffentlicht) an seine Frau und seine Kinder. Er berichtete von der Sinnlosigkeit und dem Grauen des Krieges, der „Hölle“, wie er schrieb und sehnte sich nach Frieden und Gerechtigkeit. Anna, seine Ehefrau, Zugehfrau, Wäscherin, Zeitungsausträgerin schrieb ihm vom Hunger und der Not in Bremen, aber auch von kämpferischen Aktionen, an denen sie sich beteiligte, um Brot für ihre 5 Kinder zu bekommen.

Die Soldaten, die die Nazis mit diesem Denkmal ehren wollten, ließen ihr Leben in einem Krieg, der für deutsche Großmachtpläne, für den „Griff nach der Weltmacht“, geführt wurde. 20 Millionen Menschen starben in diesem Krieg, etwa die Hälfte davon Zivilisten.

In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder Initiativen mit einer kritischen Sicht auf die Altmannshöhe.

Antifaschisten und Kriegsgegner, Männer und Frauen, kamen hierher, um gegen die unsägliche Gedenkkultur zu demonstrieren. 2014, 100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkrieges fand hier – unter dem Motto: Aus der Geschichte lernen: Wir sagen Nein zum Krieg - eine eindrucksvolle Veranstaltung der Friedensbewegung mit Redebeiträgen und dem Auftritt von mehreren Bremer Chören mit Antikriegsliedern statt.

Die Friedensbewegung hat immer wieder Vorschläge zu einer Umdeutung dieses Kriegerdenkmals gemacht. Eine Idee war, vor dem Eingang ein Denkmal für Deserteure zu errichten.

Eine andere wäre es, hier, an dieser Stelle, mit einem Denkmal an die berühmteste Bremer Friedenskämpferin Auguste Kirchhoff zu erinnern. Sie lebte seit 1888 bis zu ihrem Tod 1940 in Bremen. Vor 1914 warnte sie vor der Kriegsgefahr. Ab Kriegsbeginn veröffentlichte sie zahlreiche Artikel und Aufrufe gegen den Krieg. Sie organisierte Veranstaltungen und nahm 1915 an einem Internationalen Frauenfriedenskongress teil. Nach dem 1. Weltkrieg gründete sie die Bremer Ortsgruppe der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit.

Zusammen mit Bertha von Suttner und Rosa Luxemburg gehört Auguste Kirchhoff zu den hervorragenden Frauen, die klar und mutig für den Frieden stritten.

Wäre es nicht an der Zeit, hier, an der Altmannshöhe Schluss zu machen mit dem „ehrenden Gedenken“ und statt dessen eine Tradition zu stärken, in der nicht der Krieg, sondern der Frieden der Ernstfall ist?

Wir freuen uns sehr, dass Andreas Bovenschulte heute hier spricht. Sowohl am internationalen Flaggentag, dem 8. Juli, als auch am Hiroshimatag, dem 6. August, wurde am Bremer Rathaus die Flagge der Bürgermeister für den Frieden gehisst.. Wir sind sehr froh über diese friedenspolitischen Signale.

 

Wortbeitrag Andreas Bovenschulte, Bürgermeister Bremens und Landesvater.

 

Wir würden uns sehr freuen, wenn sich der Dialog zwischen Rathaus und Friedensbewegung festigen und verstetigen würde. Da wünschen wir uns natürlich auch, dass das Thema Konversion der Rüstungsproduktion wieder auf die Tagesordnung gesetzt wird. Nichts ist, angesichts von Klimazerstörung und Pandemien, so widersinnig als weiter auf Rüstung und Krieg zu setzen.

Gedichte, vorgetragen von Peter Lüchinger, Schauspieler von der Bremer Shakespeare Compagnie, zusammen mit Dr. Eva Schöck-Quinteros verantwortlich für die szenische Lesung „Aus den Akten auf die Bühne“, die bundesweite Aufmerksamkeit bekommen hat.

Am 16.9. wird es eine Premiere der Reihe „Aus den Akten auf die Bühne geben.“ „Erziehen – erzwingen – erniedrigen. Arbeitserziehungslager Bremen Farge 1940-1945.“

 

Wortbeitrag Markus Westermann, Verdi-Geschäftsführer des Bezirks Bremen-Nordniedersachsen.

Markus Westermann ist es vorrangig zu danken, dass die heutige Veranstaltung stattfindet.

 

Vor mehr als 100 Jahren hat Bertha von Suttner in ihrem berühmten Buch „Die Waffen nieder“ beschrieben, wie Aufrüstung funktioniert. Die Bürgerinnen und Bürger eines Landes müssen glauben, dass sie von Feinden bedroht und umzingelt sind. Wenn sie überzeugt sind, dass sie sich verteidigen müssen, sind sie bereit, der Aufrüstung zuzustimmen. Das funktioniert leider bis heute. Das funktionierte vor und im 1. Weltkrieg, vor und im 2. Weltkrieg, im Kalten Krieg, das funktionierte weiter, als es den „Feind“, die Sowjetunion, nicht mehr gab, als der Warschauer Pakt aufgelöst war, es funktioniert bis heute. Russland ist das alte, neue Feindbild. Daneben rückt China immer mehr in den Fokus. Russland gibt 66 Milliarden Dollar für Rüstung aus, die NATO 1039 Milliarden Dollar. Das ist fast 15 mal soviel. Wie groß müsste ein Rüstungshaushalt sein, mit dem sich die NATO-Länder sicher fühlen würde? 15 mal soviel reicht nicht? Wie viel muss es sein? 20 mal soviel, 50 mal soviel, 100 mal soviel?

Diesen Wahnsinn unterstützen wir nicht. Wir wissen, wofür in diesem Land und weltweit Geld gebraucht wird. Corona hat uns das noch einmal überdeutlich gezeigt.

Wir werden dieses Jahr 2020 nicht vergessen. Allgegenwärtig sind die Sorge um die Gesundheit, die Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg, der Zweifel, ob die Maßnahmen der Politik wirklich den Menschen in den Mittelpunkt stellen oder doch wieder nur den Profit,.

Wird endlich das Geld, das für Rüstung und Krieg ausgegeben wird, umgeleitet in die Bekämpfung der lebensbedrohlichen Pandemie? Das Gegenteil scheint der Fall. Im Schatten von Corona werden von der Bundesregierung die nächsten Rüstungsrunden eingeläutet. Bewaffnete Drohnen, Kampfflugzeuge für den Abwurf von Atombomben, Kriegsschiffe. Rüstungsindustrie und das sog. Verteidigungsministerium sind unersättlich.

Rüstungsexporte laufen weiter. Die deutschen sind auf Rekordhöhe. Rheinmetall spricht von einem „Super-Zyklus im wehrtechnischen Geschäft“. Im Mittelmeer droht der bewaffnete Konflikt zweier NATO-Staaten, beide bedrohen sich gegenseitig mit Kriegsschiffen aus deutscher Herstellung. „Ein Super-Zyklus“. Gleichzeitig steigt die Zahl der Hungernden in der Welt, wegen Corona noch mal deutlich mehr. 10 % der Rüstungsausgaben würden ausreichen um den Hunger in der Welt zu besiegen.

Gleichzeitig versuchen immer mehr Menschen ihrem sicheren Tod zu entkommen und gehen auf die Flucht.

Gleichzeitig werden reihenweise Staaten durch die Sanktionen der westlichen Welt daran gehindert ihren Kampf gegen Corona zu führen.

Sind das die „westlichen Werte“? Diese Werte richten die Welt und die Menschheit zugrunde.

Wir fordern, was nicht an der Börse gehandelt wird:

  • weltweiten Waffenstillstand
  • Stopp aller Rüstungsexporte
  • Aussetzung aller Sanktionen

Die größte militärische, gesundheitliche und Umweltbedrohung geht vom Einsatz von Atomwaffen aus, mit dem weite Teile der Erde unbewohnbar gemacht werden können. Die Doomsday Clock, mit der US-Wissenschaftler die aktuelle Gefahr eines Atomkrieges anzeigen, steht auf 100 Sekunden vor 12 Uhr. Die BRD muss den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen! Atomwaffen raus aus der BRD!

Die Zukunftsaufgaben der Menschheit werden nur durch internationale Zusammenarbeit gelöst werden. Militäreinsatz und Handelskriege erschweren die Lösung dieser Fragen oder verunmöglichen sie. 510 Millionen EU-Bürger und 325 Millionen US-Amerikaner dürfen nicht länger mit ihren Interessen eine Menschheit dominieren, die demnächst 8 Milliarden Menschen zählen wird. Der Versuch, eine unilaterale Weltordnung durchzusetzen, ist ein Verbrechen. Die reichen Länder nutzen nicht nur den Großteil der Ressourcen der Erde, sie sind, aufgrund ihrer Lebensweise, hauptverantwortlich für Umweltzerstörung und Klimawandel. Kriege werden auch geführt, um die verschwenderische und ausbeuterische Lebensweise der westlichen Welt abzusichern. Die UNO ist die Organisation, die die Koordination der Zusammenarbeit übernehmen muss. Die Einhaltung des Völkerrechts und der universellen Menschenrechte ist die Grundlage der Zusammenarbeit.

Kooperation ist das Gebot der Stunde. Die Politik der Konfrontation gegenüber Russland und China muss beendet werden. Kriegsmanöver an den Grenzen Russlands und vor den Küsten Chinas verhindern eine Zusammenarbeit bei der Lösung der für die Menschheit entscheidenden Fragen.

Spätestens Corona hat uns gezeigt: Wir brauchen – hier im Land und weltweit - Mittel für Nahrung, Gesundheit, Bildung, Wohnen, statt für Waffen und Kriege. Statt Rassismus und Feindbildern brauchen wir Zusammenarbeit und Internationale Solidarität.

Abrüsten ist das Gebot der Stunde!

 

Musikalischer Beitrag Willy Schwarz.

 

Kooperation ist das Gebot der Stunde. Die Politik der Konfrontation gegenüber Russland und China muss beendet werden. Kriegsmanöver an den Grenzen Russlands und vor den Küsten Chinas verhindern eine Zusammenarbeit bei der Lösung der für die Menschheit entscheidenden Fragen. Spätestens Corona hat uns gezeigt: Wir brauchen – hier im Land und weltweit - Mittel für Nahrung, Gesundheit, Bildung, Wohnen, statt für Waffen und Kriege. Statt Rassismus und Feindbildern brauchen wir Zusammenarbeit und Solidarität.

Die UNO ist die Organisation, die die Koordination der Zusammenarbeit übernehmen muss. Die Einhaltung des Völkerrechts und der universellen Menschenrechte ist die Grundlage der Zusammenarbeit.

Die reichen Länder nutzen nicht nur den Großteil der Ressourcen der Erde, sie sind, aufgrund ihrer Lebensweise hauptverantwortlich für Umweltzerstörung und Klimawandel. Kriege werden auch geführt, um weiter die verschwenderische und ausbeuterische Lebensweise der westlichen Welt abzusichern.

Die Zukunftsaufgaben der Menschheit werden nur durch internationale Zusammenarbeit gelöst werden. Militäreinsatz und Handelskriege erschweren die Lösung dieser Fragen oder verunmöglichen sie. 510 Millionen EU-Bürger und 325 Millionen US-Amerikaner dürfen nicht länger mit ihren Interessen eine Menschheit dominieren, die demnächst 8 Milliarden Menschen zählen wird.

Die Anschaffung von neuen Kampfflugzeugen, die die in Büchel in der Eifel gelagerten US-Atomwaffen abwerfen sollen, muss verhindert werden. Statt Milliarden dafür auszugeben, müssen die Atomwaffen raus aus der BRD!

Die größte militärische, gesundheitliche und Umweltbedrohung geht vom Einsatz von Atomwaffen aus, mit dem weite Teile der Erde unbewohnbar gemacht werden können. Die Doomsday Clock, mit der US-Wissenschaftler die aktuelle Gefahr eines Atomkrieges anzeigen, steht auf 100 Sekunden vor 12 Uhr. Die BRD muss den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen!

Das Aufkündigen völkerrechtlicher Verträge trägt zur Destabilisierung der Welt bei. Verträge sind einzuhalten. Das betrifft akut v.a. die Verträge zur Abrüstung und zum Klimaschutz.

Ein weltweiter Waffenstillstand ist notwendig, damit die Länder in die Lage versetzt werden, den Kampf gegen Corona zu führen. Sofortiger Stopp aller Rüstungsexporte! Aussetzung aller Sanktionen! Sanktionen führen zur Verschärfung der gesundheitlichen Notlagen und lassen 10 000de unbehandelt sterben.

Die NATO mit ihren verheerenden Kriegen und ihrem Tausend Milliarden hohen Rüstungsetat ist ein wesentlicher Faktor bei der Verhinderung einer weltweiten Zusammenarbeit, um unseren Planeten zukunftsfest zu machen. Täglich sterben 30 000 Menschen an Hunger. Die Zahl der Hungernden in der Welt steigt durch Corona dramatisch an. 10 % der Rüstungsausgaben könnten den Hunger auf der Welt besiegen.

Epidemien werden durch Kriege und Klimazerstörung verschärft. Das Geld, das für Tod und Zerstörung ausgegeben wird, fehlt zur Finanzierung der Aufgaben, die für die Zukunft der Menschheit, für den Erhalt des Lebens und der Natur gelöst werden müssen. Kriege und deren Folgen setzen Millionen Menschen schutzlos den Krankheiten aus.

Neben Krieg, Atomkrieg, Klimakrise gibt es eine neu ins Bewusstsein der westlichen Welt gekommene Bedrohung: tödliche Epidemien.

Abrüsten ist das Gebot der Stunde!

 

Wir hören jetzt Willy Schwarz.

 

Barbara Heller gehört zum Sprecher*innenkreis des Bremer Friedensforum.