Erftstadt-Lechenich: Eine von mehr als 180 Aktionen zum Antikriegstag

Antikriegstag auf dem Markt

von Hanna Jaskolski
Initiativen
Initiativen
( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Den Antikriegstag am 1. September nutzten Mitglieder der Friedensbewegung für eine Unterschriftensammlung mit einem Appell an Bundestag und Bundesregierung, den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan sofort zu beginnen und die zivile Hilfe für die dortige Bevölkerung finanziell erheblich aufzustocken. An der Unterschriften-Aktion beteiligen sich alle deutschen Friedensorganisationen.

In Lechenich wurden binnen fünf Stunden 90 Unterschriften gesammelt, begleitet von spannenden Gesprächen und gelegentlichen Schimpfereien, wie es ein kontroverses Thema mit sich bringt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto der Ökumenischen FriedensDekade 2010 „Es ist Krieg. Entrüstet euch!“

Einen besonderen Akzent zum Antikriegstag setzte ich, indem ich im perfekt nachgebildeten Kostüm als Bertha von Suttner, Friedenskämpferin der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, auftrat. In der Hand hielt ich eine Standarte mit dem Aufruf der resoluten Baronin: „Die Waffen nieder!“

Bertha von Suttner hat sich während des Schreibens an ihrem weltberühmten Buch „Die Waffen nieder“ zur Pazifistin gewandelt und sich bis zu ihrem Tod (kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges) für Frieden und Abrüstung engagiert. Sie war davon überzeugt, dass die weltweite Völkerverständigung ohne Krieg möglich ist, dass sie nur politisch nicht gewollt ist.

Auch heute werden wir Pazifisten naiv genannt, weil wir diese Vision vom friedlichen Zusammenleben der Völker haben. So wie damals ist die Wahnsinnsrüstung weltweit das Haupthindernis. Die Rüstungsindustrie freut sich schon immer an jedem Konflikt und Krieg und profitiert davon. Es ist gerade so, als ob die eine Hälfte der Menschheit am Tod der anderen Hälfte verdient.

Damals gab es schon Friedenskonferenzen und erfolgreiche Schiedsgerichte. Wir sind heute viel weiter durch Konfliktforschung, Diplomatie, Mediation usw., um Kriege zu verhindern.

So wie für Bertha von Suttner damals ist es heute unsere Forderung: die finanziellen Mittel sollen in erster Linie der Zivilgesellschaft zugute kommen und nicht dem Militär. Nicht wir Pazifisten sind naiv, sondern die Kriegstreiber, denn Kriege hinterlassen nur Tote, Verletzte, Zerstörung, Flüchtlingselend, Witwen und Waisen, Trauer und Verzweiflung. Kriege säen Hass - und keinen Frieden.

Ich fühle mich Bertha von Suttner sehr verbunden. Sie hat nie aufgegeben, also gebe auch ich nicht auf. Ich wünschte nur, mehr Menschen würden ihren Fatalismus aufgeben und mit kämpfen, wenn schon nicht für sich selber, dann wenigstens für die Kinder dieser Welt. 

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Hanna Jaskolski ist Friedensaktivistin aus Erftstadt (bei Bonn).