Friedensfahrradtour 2015

Auf Achse für Frieden, Abrüstung und ein ziviles Europa

von Thomas Rödl

Unter diesem Motto radeln alljährlich FriedensfreundInnen aus Bayern und Umgebung zu Standorten der Rüstungsindustrie, der Bundeswehr und der ausländischen Streitkräfte.

Seit dem Krieg in der Ukraine spitzt sich die Situation in Europa zu. Ein Krieg wird wieder denkbar, in dem auch Atomwaffen eingesetzt werden können. In den vergangenen Radtouren standen die allgemeinen Forderungen nach Abzug der Atomwaffen, Stopp der Rüstungsexporte, Verkleinerung der Bundeswehr, Senkung der Rüstungsausgaben etc. im Mittelpunkt. Dieses Jahr kam die Warnung vor einem neuen Krieg hinzu, verbunden mit den konkreten Forderungen: Keine Manöver in der Ukraine, keine Konfrontation mit Russland, keine Stationierung von ABM-Raketensystemen in Osteuropa, zurück zur Entspannungspolitik, Frieden durch Verhandlungen und Interessensausgleich, auch mit Russland. In unserem Flugblatt „Kalter Krieg – Heißer Krieg“ und in meinen Redebeiträgen wurden diese Forderungen verknüpft mit der Perspektive der allgemeinen und vollständigen Abrüstung und der Forderung nach Abschaffung der Bundeswehr.

Startpunkt der Friedensfahrradtour im August 2015 war die Kreisstadt Amberg in der Oberpfalz. Sie liegt zwischen der Truppenübungsplätzen Grafenwöhr und Hohenfels. Grafenwöhr ist der größte Truppenübungsplatz der US- Armee außerhalb der USA. Er dient nicht nur der Ausbildung von Panzerfahrern und Artilleristen, sondern wird auch zur Ausbildung von Drohnenpiloten und ganz aktuell als Aufmarschgebiet für neue Panzerbrigaden für einen möglichen Krieg gegen Russland genutzt. Die Kundgebung in Amberg wurde zusammen mit der regionalen Bürgerinitiative "Keine Drohnen in der Oberpfalz" veranstaltet. In meinem Redebeitrag bezeichnete ich den „Krieg gegen den Terrorismus“ als Vorwand, in Wirklichkeit gehe es um Machtpositionen in den künftigen Verteilungskriegen. Dieser Krieg mit Drohnen ist menschen- und völkerrechtswidrig und nach unseren Rechtsmaßstäben als Mord zu bezeichnen. Präsident Obama zeichnet persönlich die Listen der zu Tötenden ab und ist daher als Massenmörder zu bezeichnen. Darüber hinaus waren die Interventionskriege der USA ein Schritt zum neuen Kalten Krieg.

Wanted for Murder: Barack Obama
Erste Station der Friedenstour war die Zufahrt zum Truppenübungsplatz in Vilseck. Dort wurden per Luftballon 200 kleine Poster gestartet: Wanted for Murder: Barack Obama. Ein Text auf der Rückseite erläutert in Deutsch und Englisch, warum wir ihn Massenmörder nennen.

Am nächsten Tag besuchte die Friedensradtour, heuer mit meist über 30 RadlerInnen, die Firma Diehl in Röthenbach bei Nürnberg; in der Folge auch die US-Hubschrauber-Basis in Illesheim, die Starkenburg Kaserne in Darmstadt, die Lucius D. Clay Kaserne der US-Army in Wiesbaden-Erbenheim und das Bundeswehrbeschaffungsamt in Koblenz. Schwerpunkt der Tour in diesem Jahr war die Aufführung einer Antikriegsperformance, so in Amberg, Nürnberg, Bad Windsheim, Würzburg, Darmstadt, Mainz, Wiesbaden, Koblenz und Cochem. An die 25 TeilnehmerInnen der Fahrradtour bauten die Kulisse auf und nahmen ihre Rolle in der statischen Szene ein. Zum Stück der Gruppe Pur: „Kein Krieg ist heilig“ werden synchron zum Refrain Texttafeln hochgehalten. Über die Performance und die anschließenden kleinen Kundgebungen wurde auch in Print- und Onlinemedien und einigen Hörfunkbeiträgen ganz gut berichtet. Über die Kundgebung in Darmstadt sogar in der FAZ. Zu den Militäreinrichtungen und Stützpunkten zu kommen, schien den JournalistInnen aber wohl zu mühsam – oder zu brisant. Wann immer die FriedensradlerInnen von einem/r VertrerterIn einer Stadt begrüßt werden, ist die Rede von den furchtbaren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Die Expansion der NATO nach Osten und der Versuch, die Ukraine für die EU zu vereinnahmen, haben zur aktuellen Kriegsgefahr beigetragen. Das einzusehen, fällt PolitikerInnen von SPD und Grünen sehr schwer. Ein Höhepunkt der Tour war zweifelsohne am 5.8. die Gedenkstunde an die Opfer der Bombe auf Hiroshima am Rheinufer in Mainz. Aus 100 Lampions formten wir ein Friedenszeichen, anschließend wurden die Gedenklichter dem Strom übergeben. In meinem Beitrag konnte ich in historischer Hinsicht den Einsatz der Atombombe durch die USA als Beginn des Kalten Krieges bezeichnen. Die USA – und mit ihr verbunden die NATO – brauchen die Atomwaffen auch heute noch als Basis für ihre weltweite Kriegspolitik zur Durchsetzung ihrer Interessen.

Schlusspunkt der diesjährigen Tour war der Besuch beim Fliegerhorst der Bundeswehr in Büchel, Lager der US- amerikanischen Atombomben. Dort war zum Zeitpunkt des Abwurfs der Atombombe auf Nagasaki am 9.8. eine Gedenkstunde mit Andacht geplant, an der wir uns beteiligten.

Nach Büchel kam auch ein Team vom SWR3 Fernsehen. Die FriedensradlerInnen ergaben schöne bunte Bilder für einen kurzen und sachlich guten Beitrag im Fernsehen. Statt meiner herben Kritik, wie oben angesprochen, kamen ein paar sanfte Sätze von Verantwortung und Engagement.

Mehr Informationen: www.no-militar.org ; www.dfg-vk-bayern.de

Ausgabe

Rubrik

Initiativen