Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR)

Auf dem Weg zur Kirche des gerechten Friedens

von Ulrich Frey
Hintergrund
Hintergrund

Mit diesem Ziel eines gerechten Friedens hat die Landessynode 2018 am 11. Januar 2018 einen Impuls zur Eröffnung eines friedensethischen Diskurses anlässlich des Endes des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren beschlossen. Der dreizehnseitige Text positioniert die EKiR friedenstheologisch, friedensethisch und politisch-praktisch bei der Gewaltfreiheit.

Leitend auf dem Weg zu einer Kirche des gerechten Friedens ist die theologische Begründung der Entscheidung für die prima ratio der Gewaltfreiheit: „Mit Blick auf das Reich Gottes wollen wir uns aber an die prima ratio der Gewaltfreiheit halten und die Unerlöstheit der Welt nicht missbrauchen, um Gewalt und Krieg zu legitimieren. Dabei unterscheiden wir zwischen ‚power‘, demokratisch legaler Gewalt, z.B. der Polizei und des Militärs in eng begrenzten Ausnahmesituationen, und ‚violence‘, der zerstörerischen und ethisch nicht gerechtfertigten Gewalt. Die Verantwortung ‚in der noch nicht erlösten Welt‘ (Barmen V) fordert uns heraus, zu zeigen, wie wir an der in Jesus Christus geschehenen Erlösung, an die wir glauben, schon teilhaben. Es wäre ‚billige Gnade‘, den Gebrauch unerlöster Mittel und unerlöstes Handeln mit der V. Barmer These zu entschuldigen und zu rechtfertigen. Wir haben die Erlösung zu bezeugen, wenn wir sie nicht leugnen wollen.“

Friedensethisch schlägt sich das nieder in dem Vorsatz: „Kirche des gerechten Friedens sein bedeutet, Krieg und kriegerische Mittel als Möglichkeit der Konfliktlösung, als ‚ultima ratio‘, zu überwinden, Schritt für Schritt. Gewaltfreie Lösungen sind möglich. Sie sind schmerzhaft, weil sie eigene, besonders wirtschaftliche, Interessen berühren. Sie sind langwierig und müssen mühsam gelernt werden. Sie sind aber die Lösungen, die sich als roter Faden durch die Bibel ziehen und biblisch geboten sind.“

Für die Friedenspraxis, für die die EKiR konsequent in Kirche, Staat und Gesellschaft angesichts vielfältiger Bedrohungen eintreten möchte, gehören die Auseinandersetzungen zu Rüstungsexporten, zu den Atomwaffen, zur Militarisierung, zu Menschen auf der Flucht, zur Friedenserziehung, Konflikttransformation und zur Kriegsdienstverweigerung. Weil auf dem Gebiet der EKiR in Büchel/Eifel Atomwaffen liegen, ist deren Abzug eine vorrangige Forderung: „Wir nehmen wahr, dass auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland die letzten Atomwaffen in Deutschland lagern, die jetzt modernisiert werden. Damit sinkt die Hemmschwelle für den Einsatz dieser Waffen. Wir bekennen, dass die Drohung mit atomaren, aber auch chemischen und biologischen Massenvernichtungswaffen nicht mehr als Mittel legitimer Selbstverteidigung angesehen werden kann. Im Vertrauen auf Gottes Frieden wollen wir uns nicht länger von solchen Waffen umgeben, schützen und gefährden lassen. Wir billigen gewaltfreie Aktionen des Protestes gegen Atomwaffen in Büchel. Wir fordern:

den längst überfälligen Abzug statt der Modernisierung der Atomwaffen in Büchel und der anderen ca. 160 Atomwaffen in Europa. Wir fordern die Bundesregierung auf, den Atomwaffenverbotsvertrag, den 122 Staaten der Vereinten Nationen am 7. Juli 2017 völkerrechtlich verbindlich beschlossen haben, zu unterzeichnen.“

Zum weiteren Verfahren bittet die Landessynode die Kirchengemeinden, Kirchenkreise und die Landeskirche darum, Rückmeldungen zu ihren Diskussionen zu geben. Die Ergebnisse dieser Rückmeldungen sollen der Landessynode 2021 zur Beratung vorgelegt werden.

Die Positionen der Evangelischen Kirche im Rheinland erfordern viel Arbeit. Sie kontrastieren sehr stark die der meisten politischen Parteien und bieten auch viel Stoff für kircheninterne Diskussionen.

Das Papier kann hier gefunden werden: www.ekir.de/Landeskirche/Landessynode/Landessynode2018

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Ulrich Frey ist Mitglied im SprecherInnenrat der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung.