5. Pädagogen-Friedenskongreß

Aufklärung statt Verdrängung

Die bundesweite Initiative "Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden" veranstaltet ihren fünften Pädagogen-Friedenskongreß unter dem Motto "Aufklärung statt Verdrängung. Friedenserziehung zwischen Geschichte und Zukunft". Der Kongreß wird wenige Tage, nachdem in Bonn der 40jährige Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland abgefeiert wird, nämlich am 23./24. September in West-Berlin stattfinden.

"Erinnern ist ein Vorgang, mit dem Vergangenes ins Innere zurückgeholt wird statt äußerlich und draußen zu bleiben, austauschbar und ablegbar. Wissen als Erinnerung bedeutet Berührung und Vergegenwärtigung:
Gegenwärtigmachen. Sie macht die Gegenwart zum Ernstfall statt zum Probefall. Sie hat eine sinnliche, eine wachmachende Qualität." Diese von Christina Thürmer-Rohr formulierten Aufgaben einer feministischen Kulturkritik könnten verallgemeinert für unseren Umgang mit diesem Jahr '89 gelten. in dem wir uns in Erinnerung rufen, daß wir zum Frieden nur fähig werden, wenn wir uns unserer Geschichte stellen.
Die "Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden" laden bewußt in diese Stadt ein, in der vor 75 Jahren der Erste Weltkrieg und vor 50 Jahren der Zweite Weltkrieg erklärt wurde. Die Zielsetzung dieses Kongresses wird es sein, sich angesichts dieser Daten der Lehren der Vergangenheit zu vergewissern und einen deutlichen Akzent gegen die konservative Wende-Politik in Bonn zu setzen. Dem individuellen Vergessen, dem kollektiven Verdrängen, dem Relativieren und Umdeuten unserer Vergangenheit soll kritisches Nachdenken, beharrliches Nachfragen und schonungsloses Nachprüfen entgegengesetzt werden. Aktive Erinnerungsarbeit und Aufklärung sind Voraussetzungen für Versöhnung. Der Kongreß will eine engagierte Einmischung in den "öffentlichen Gebrauch der Historie" (Habermas).
Friedenserziehung steht vor der Aufgabe, Erfahrungen aus der Geschichte zu vergegenwärtigen und an Denktraditionen anzuknüpfen, die von der Würde des Menschen zeugen, vom aufrechten Gang, von Mündigkeit und einem auf Emanzipation ausgerichtetem Erkenntnisinteresse. Angesichts der weltweit angehäuften Zerstörungspotentiale wird Frieden zu einer Bedingung der Möglichkeit von Zukunft.
Historisches Bewußtsein, geschärft an Irrtümern, Versagen, mutigem Aufbegehren und tragischem Scheitern, kann dem Denken und Handeln Orientierung geben, um - wachsam· gegenüber neofaschistischer Unbelehrbarkeit und streitbar für Kriegsverhütung, Demokratie und soziale Gerechtigkeit - Verantwortung wahrzunehmen.
Die drei Themenschwerpunkte des Kongresses werden sein:

  1. Aufklärung als Erziehungspro¬gramm: Aus der Geschichte lernen
  2. Verantwortung von Wissenschaft und Politik für die Zukunft: aus der Geschichte Perspektiven für die Zukunft entwerfen
  3. Wider das Vergessen: Erinnerungsarbeit für die Zukunft.

Der Kongreß wird von PPF in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Berlin und mit Unterstützung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft veranstaltet. Weitere Unterstützer sind Aktion Sühnezeichen-Friedensdienste, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten, Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner, Internationale Liga für Menschenrechte, Bund Demokratischer Wissenschaftler, Service Civil International. Als Referentinnen haben u.a, zugesagt die neue Westberliner Schulsenatorin Sybille Volkholz und der frühere Schulsenator Carl-Heinz Evers, die Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses Hilde Schramm, Professor Hans-Jochen Gamm, Professor Wilhelm Quitzow, Dr. Lutz van Dick, Albert Statz, Professor Wolfgang Popp.

Ausgabe

Rubrik

Initiativen