Castor ...

von Jochen Stay

Im Herbst soll der nächste Castor-Transport nach Gorleben rollen. Wieder werden zwölf Behälter mit hochradioaktivem Atommüll aus der Plutoniumfabrik La Hague auf den Weg ins Wendland geschickt. Und bereits jetzt bereiten sich die Menschen in Lüchow-Dannenberg und in zahlreichen Gruppen quer durch die Republik darauf vor, Widerstand zu leisten.

Viele, die diese Zeilen lesen, werden denken: Das ist ja nichts Neues. Aber in diesem Jahr haben sich die Rahmenbedingungen doch an einigen entscheidenden Punkten geändert:

Inzwischen wurde bekannt, dass sich die seit Beginn der Atomstromproduktion in den 60er Jahren entstandene Menge an radioaktiven Stoffen noch verdreifachen wird, wenn die Atomkraftwerke wie geplant noch bis zu 25 Jahren weiterlaufen. Statt Atomausstieg soll also, trotz weiterhin fehlendem Endlager, die Strahlenmüll-Menge auf gigantische Dimensionen anwachsen. So wird es im Herbst beim Widerstand gegen den Castor genau darum gehen, der Gesellschaft deutlich zu machen, dass die Probleme rund um Atomkraft und Atommüll durch den sogenannten Konsens zwischen Bundesregierung und Stromkonzernen nicht gelöst sind, sondern nach wie vor auf den Nägeln brennen.

Verschärft wird diese Debatte derzeit von der neuen niedersächsischen Landesregierung. Die machen mächtig Druck, den Ausbau des Salzstocks in Gorleben zu einem Endlager abzuschließen. Da die Atomstrom-Firmen schon angekündigt haben, dass sie nicht bereit sind, die Erkundung eines weiteren potentiellen Endlager-Standortes zu bezahlen, würde dann alleine die normative Kraft des Faktischen ausreichen, dass Gorleben zum Endlager wird, völlig unabhängig davon, wie die geologischen Bedingungen aussehen.

Das Bundesumweltministerium wirbt indessen dafür, dass sich die Umweltverbände an einer Verhandlungsgruppe mit anderen gesellschaftlichen Gruppen beteiligen, die das weitere Verfahren der Endlagersuche vorantreiben soll. Zwar ist es für die AtomkraftgegnerInnen ein wichtiges Ziel, eine endgültige Festlegung auf den maroden Salzstock in Gorleben abzuwenden. Dies kann aber nicht dazu führen, die verantwortungslose Atommüll-Politik der Regierung mitzutragen. Es macht keinen Sinn, sich auf die Suche nach dem "am wenigsten schlechten" Endlager-Standort zu machen, so lange die AKWs munter weiter hochradioaktive Abfälle produzieren. Denn diese Suche dient letztendlich der gesellschaftlichen Legitimation des Weiterbetriebs der Reaktoren.

Glücklicherweise lassen sich die WendländerInnen und ihre Freundinnen und Freunde in der ganzen Republik davon nicht irre machen. Für viele überraschend, war der Widerstand im letzten Herbst viel kraftvoller und fröhlicher dahergekommen als im Jahr zuvor. Viel mehr jüngere Leute waren dabei, und es gelang, trotz erneut martialischer Polizeiübermacht, auf und neben der Transportstrecke unbändigen Lebenswillen zu demonstrieren. Fortgesetzt hat sich diese Stimmung am 31. Mai beim "Fest zum Protest" rund um die Gorlebener Atomanlagen: mehr als 5.000 Menschen waren gekommen.

Im Frühjahr hatten sich viele aus dem Wendland an den bundesweiten Aktionen gegen den Irak-Krieg beteiligt. Blockadeerfahrung aus Gorleben floss in die Kampagne "resist - sich dem Irak-Krieg widersetzen" ein. Dabei sind viele neue Kontakte entstanden und so freuen sich die WendländerInnen schon auf kraftvolle Unterstützung aus der Friedensbewegung im Herbst.

Aus den Erfahrung mit "resist" ist beispielsweise in der Anti-Atom-Kampagne "X-tausendmal quer" der Gedanke entwickelt worden, bei den kommenden Aktionen noch viel stärker auf Gewaltfreie Aktionsgruppen und gut organisierte Bezugsgruppen zu setzen. Je besser vorbereitet solche Gruppen gemeinsam eine Aktion gegen den Castor-Transport angehen, um so erfolgreicher kann sie sein. Infos zu diesen Plänen gibt es bei: "X-tausendmal quer", Schweffelstr. 6, 24118 Kiel, 0431-2108821, info [at] x1000malquer [dot] de

Daneben gibt es zur Mobilisierung auf die große Auftaktdemonstration am Samstag vor dem Transporttag die Initiative "Kettenreaktion Gorleben". Gesucht werden in einer "anti-atomaren Kettenreaktion" viele Menschen, die folgende Erklärung unterschrieben:

"Ich werde an der großen Auftaktdemonstration gegen den nächsten Castor-Transport nach Gorleben teilnehmen und werde mindestens drei weitere Menschen überzeugen, ebenfalls diese Erklärung zu unterschreiben."

Näheres dazu bei Kettenreaktion Gorleben, Auf dem Berg 19, 29439 Jeetzel, 05841-4521. Umfassende Infos gibt es wie immer auch bei der BI Lüchow-Dannenberg, Drawehner Str. 3, 29439 Lüchow, 05841-4684

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