Demonstranten "vertrieben" die Raketen

von Ernst BuscheJürgen Karbe
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Es ist doch keine Frage, wer gewalttätiger ist: Einige Kurden, die mit brennenden Reifen Autobahnen blockieren, oder die Deutschen, die mit Leopard- und NVA-Panzern, Artilleriemunition (wie aus Liebenau gelie­fert), G-3-Gewehren von Heckler & Koch aus Oberndorf am Neckar, Faun-Transportern, VW- und Mercedes-Jeeps und tonnenweise Granaten das Morden an Kurden unterstützen. Im Mai des vergangenen Jahres haben wir - eine Gruppe von Hamburger und Bremer GewerkschafterInnen - mit eigenen Augen diese Waffen im Einsatz zwischen Diyarbakir und Batman gesehen.

Erst die Proteste der Kurden haben die deutsche Waffen-"Hilfe" in die Medien gebracht (Frage am Rande: Wie können Waffen eigentlich helfen) und "unsere" Regierung zu - wenn auch bisher nur verbalen - Handlungen gezwungen. Ei­nerseits in BILD in 12 cm großer Schlagzeile: "Kohl: Terror! Kurden raus!" Andererseits warnt Außenmini­ster Kinkel die türkische Regierung, "aus Deutschland gelieferte Waffen nicht gegen Kurden einzusetzen" (Weser-Kurier 6.4.94). Das WDR-Fern­sehmagazin Monitor liefert am 14.4.94 erneut eindeutige Beweise, daß deutsche Panzer und Schützenpanzer in Kurdistan mitmorden. Und zwei Tage später sollen trotz Exportstopps der Bundesregierung 212 Stinger Boden-Luft Raketen über den Hamburger Freihafen verschickt werden.

Die GAL, eine Hamburger Anti-Nazi-Demo und deutsch-kurdische Freund­schaftsgesellschaft, kündigen Protest und eine Blockade an. Sie haben zur Folge, daß die Raketen nicht im Freihafen, son­dern elbabwärts in Stadersand verladen werden. Und das auch schon um sechs Uhr in der Früh anstatt um neun.

Als wir beiden Bremer - Mitglieder der DFG/VK - nach einer Odyssee durch Barkassen, Landungsstege, Elbtunnel, Kräne und Lagerhallen endlich Schup­pen 69 auf der südlichen Hafenseite er­reichen, begrüßen uns die "Reste der BlockiererInnen" mit ihrem Transparent "Türkei: Völkermord an Kurden mit Waffen aus der BRD" und wir halten unseres zur Erinnerung an eine kleine antimilitärische Aktion darüber: "Keine Militär-`hilfe` für die Türkei!" Wir trampen mit dem Gefühl, wenn auch nicht den Rüstungsexport verhindert, so doch wenigstens die Raketen aus dem Hamburger Hafen "vertrieben" zu ha­ben.

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Dr. Ernst Busche ist aktiv im Bremer Friedensforum und Mitglied der DFG-VK
Jürgen Karbe ist Mitglied der DFG/VK in Bremen.