Prezivjeti zimu

Den Krieg überleben

von Erica Fischer

10. Oktober 1993: Zehn Monate nach Beginn der Initiative am 10. Dezember 1992 nähert sich der nächste Winter. Von den im vorigen November zugesagten 7.000 Kontingentflüchtlingen hat die BRD bislang erst knapp 2.700 aufgenommen.

 

Seit August hat es in der "Serbischen Republik" wieder mehrere Massaker gegeben. In allen serbisch besetzten Ge­bieten wird die "ethnische Säuberung" intensiviert - als Maßnahme der "Stadt­planung". Im kroatischen "Herceg-Bos­na" sind zehntausende Moslems in HVO-Lagern interniert.. Am.  9. September hat die kroatische Armee in drei serbischen Dörfern siebzig Menschen ermordet. Und auch im mus­limischen Zentralbosnien nimmt die Vertreibung der nichtmuslimischen Be­völkerung zu. Jede Woche kommen Flüchtlingskonvois aus fast allen Regio­nen an die kroatische Grenze. Doch die Bundesrepublik Deutschland sieht "keine Gefahr" und blockiert die Auf­nahme von Flüchtlingen ,wo  sie nur kann.

Den Krieg überleben / Prezivjeti zimu bemüht sich redlich, die Statistik aufzu­bessern. 2.424 BosnierInnen sind inner­halb von zehn Monaten von deutschen und bosnischen Gastfamilien aufge­nommen worden. Und wir machen wei­ter. Die Zustellung der Ausreisepapiere nach Bosnien und Herzegowina verläuft klaglos, doch seit Den Krieg überleben auch Menschen aus dem kroatischen "Herceg-Bosna" zur Flucht nach Deutschland verhilft, werden die zur Ausreise notwendigen kroatischen Tran­sit-Visa nur in kleiner Zahl ausgestellt..

Für mindestens zwei Menschen war diese Schikane tödlich: Ein 50jähriger Mann schloß sich aus Verzweiflung über das Ausbleiben der Papiere mit seinem fünfjährigen Enkel einem Kon­voi nach Travnik an. Der Konvoi wurde von Serben überfallen, beide wurden ermordet - sie hatten kein Geld.

"Einzelpersonen aus Deutschland helfen Serben bei der Säuberung!', titelte die kroatische Tageszeitung Yeccrnijlist im September, nachdem der Leiter des kroatischen Flüchtlingsbüros, Adalbert  Rebic, eine Pressekonferenz gegeben hatte. In Deutschland wächst der Druck. Immer mehr Bosnierlnnen und Deut­sche, die Flüchtlinge aufgenommen ha­ben, flehen uns an, in Bosnien zurückgebliebene, meistens ältere Menschen, aus ihren serbischen besetzten Dörfern zu retten. Nur Kollaborateure haben eine trügerische Chance auf Schonung; Viele Flüchtlinge, die bei Den Krieg überleben registriert sind und es ohne Papiere nach Kroatien geschafft haben, müssen monatelang warten, bis sich aufnahmebereite Familien oder Kir­chengemeinden finden. Unser Transit­zentrum in Ivanic Grad "Dom Lonja" ist überfüllt. Die Welle der Hilfsbereit­schaft.in Deutschland hat nachgelassen - auch auf Grund der schärferen Gangart vieler Ausländerämter.

Für das, was sie leistet, arbeitet unsere Initiative sehr kostensparend. Martin Fi­scher erledigt die Arbeit vor Ort so gut wie alleine. Doch die Verpflegung von derzeit rund 250 Menschen verschlingt trotzdem viel Geld. Wir bitten alle, die keine Flüchtlinge aufnehmen können, um Spenden, damit die Initiative den Winter überleben kann. Die Flüchtlinge in unserer Obhut haben keine Alter­native.

 

Erica Fischer

Spendenkonto: Den Krieg überleben e.V., Bank für Kirche und Diakonie (BLZ 350 601 90), Kto: 101193 6012 Neue Adresse: Den Krieg überleben e.v., Rörnerstr. 213, 53117 Bonn, Tel.:- 0228/687055, Fax/Tel.: 0228/687723

 

Nach der Demo Meinungswechsel Leverkusen (jg). Umgang mit Demonstraten und Diskussionen mit Anders­denkenden - gehört zum Alltag der Soldaten der Ausstellung "Unsere Ma­rine". Aber auch für "alte Hasen" des Ausstellungspersonals nahmen eine Demonstration der "Kids" der "Antifaschistischen Aktion Themroc Leverkusen" einen ungewöhnlichen und erstaunlichen Verlauf. Nach Gesprächen mit den Soldaten und der Möglichkeit zum Gewinnen eines Hubschrauberfreifluges  rollten diese das Transparent ein, füllten Loskarten aus und warteten die Verlosung ab.

 

(aus BW Aktuell vom 19.8.93)

Rubrik

Krisen und Kriege
Erica und Martin Fischer, in Köln lebende österreichische JournalistInnen, sind InitiatorInnen der Hilfsaktion "Den Winter überleben".