BoA-Aktionen im wilden Süden der Republik

Der Durchbruch ist noch nicht geschafft

von Klaus Huber

Die DFG/VK Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, Informationen über alle BoA-Aktionen am 1. Septem­ber in Baden-Württemberg zu sammeln. Obwohl verhältnismäßig wenig Gruppen ihre Berichte einreichten, so läßt sich aus den vorhandenen In­formationen doch eines ganz deutlichen erkennen: BoA ist vielen, sehr unterschiedlichen Gruppen ein Thema mit sehr vielfälti­genˇAnsatzpunkten.

Als besonders erfolgreich erwies sich die Aktion in Lörrach, im Drei­ländereck BRD/Schweiz/Frankreich. Eine Abendveranstaltung am 31.8. und diverse Aktionen am 1.9. (z.B. eine Fahrraddemo zu einem nahegelegenen Sanitätsdepot) brachten ein ganz er­staunliches Presseecho ein. Und das beste ist, daß durch diese Aktionen das ehrgeizige Ziel einiger übriggebliebe­nen der SOdZDL, eine BoA-Gruppe aus dem Boden zu stampfen, erreicht wurde - neun Leute bilden nun den Kern einer neuen Gruppe und werden hoffentlich dafür sorgen, daß im äu­ßersten Süden Deutschlands auch weiterhin antimilitaristische Arbeit geleistet wird.

 

Nicht so gut lief es dagegen in Frei­burg. An einer Demonstration, in de­ren Verlauf an mehreren Stellen zahl­reiche Reden gehalten wurde, nahmen nur reativ wenige Menschen teil. Den­noch ist BoA auch dort noch lange nicht gestorben. Immerhin existiert seit einigen Monaten ein BoA-Plenum in der Stadt, das in Zukunft noch wei­tere Aktionen durchführen wird.

Mit neuster Technologie versuchte die DFG/VK Karlsruhe, die Idee einer "BRD ohne Armee" populär zu ma­chen - doch das BoA-Computerge­winnspiel brachte nicht ganz den er­hofften Erfolg. Dagegen war der Info­stand gut besucht - kein Wunder, fand doch am selben Ort gerade der Stadt größtes Open-air-Konzert statt. Be­sonders beliebt war ein brandaktuelles Flugblatt zur Golfkrise. Apropos Golf: In den Diskussionen zeigte sich immer wieder, daß die noch vor wenigen Mo­naten sehr positive Stimmung eines Großteils der Bevölkerung sich seit dem 2. August deutlich zuungunsten pazifistischer und antimilitaristischen Gruppen verändert hat. Seit Husseins öberfall auf Kuwait ist es zunehmend schwieriger, den Leuten die Idee eines entmilitarisierten Deutschland nahe­zubringen. Das neue Bedrohungsge­fühl hat die Hemmschwelle für einen deutschen Militäreinsatz - nicht nur in Bonn - deutlich gesenkt.

Nimmt man nun die Aktionen in ande­ren Orten dazu, so ergibt sich ein sehr buntes Bild mit allen möglichen Akti­onsformen - von Infoständen über Mahnwachen und Demonstrationen bis hin zu Blockaden und verschie­denen symbolischen Aktionen.

Auch wenn der große Durchbruch in diesem Jahr bisher noch ausgeblieben ist, so sollte dies doch niemanden dazu ver­führen, dezentrale Aktionen zugun­sten medienwirksamer, aber ansonsten kaum effektiver Großaktionen aufzu­geben. Daß es der BoA-Kampagne bisher noch an Koordination man­gelt, ist durchaus erträglich, denn im­merhin glänzt die Kampagne auf diese Weise durch Taten und läuft so schnell nicht Gefahr, durch Bündnisstreitig­keiten schon in der Anfangsphase wie­der ein­zuschlafen.



 

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Klaus Huber arbeitet in der Landesge¬schäftsstelle der DFG-VK in Karls¬ruhe.